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Liebe zur Natur: Wenn in den Wäldern die Jogger toben

Liebe zur Natur

Wenn in den Wäldern die Jogger toben

Tilmann Mehl
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    Der Lauf durch die Wälder findet immer mehr Freunde.
    Der Lauf durch die Wälder findet immer mehr Freunde. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    Wer es nur ein bisschen mit dem Glauben hält, der muss sagen: Erfolg hat er gehabt, der Öchsner Michael. Schon 1860 hat der Lehrer den lieben Herrgott gebeten, seine Segenshand über die weiten Gaue des wunderbaren Bayernlandes zu halten. Um die Fluren hat er sich auch bemüht und an den Farben des Himmels – Weiß und Blau! – gibt’s auch nichts zu deuteln. Die Zeilen Öchsners fanden Eingang in die Bayernhymne.

    In den vergangenen Wochen dürften immer mehr Bajuwaren den inständigen Wunsch des Dichters verstanden haben. Die Kontakteinschränkungen betreffen ja nur zwischenmenschliche Treffen. In Kontakt zu treten mit der Natur ist dagegen erlaubt.

    40 Minuten auf der A8 können nicht gesund sein

    Die Söhne und Töchter Bayerns kommen darauf gerne zurück. Mag sich manch einst scheues Tier in sedierte Städte zurücktrauen, in den Wäldern tobt der Wanderer. Oder Radler. Oder Jogger. Der Mensch erschließt sich wieder die Natur. Keine hundert Meter Wegstrecke ohne freundlichen Gruß samt skeptischem Blick (zwei Frauen, ein Mann, vier Kinder – gehören die wirklich einem Haushalt an?).

    Auf welch irrsinnige Ideen das Hirn kommt, wenn ihm Zeit und Platz zur Denkarbeit gegeben wird. Die kurzarbeitende, homeofficierende Bevölkerung arbeitet jene Schwächen ab, die ein Bürojob ansonsten bedingt. Bandscheiben, die dank Auto und Bürostuhl kurz vor dem Vorfall standen, stabilisieren sich beim munteren Gang zwischen Bäumen und Blumen. 20 Sekunden zwischen Bade- und Arbeitszimmer sind letztlich gesünder als 40 Minuten auf der A8.

    Hände weg von angestaubten Inlineskates

    Wenn sich in ferner Zukunft Kollegen wieder in schon beinahe vergessenen Büroräumen begegnen, werden sie sich kaum wiedererkennen. Gestählt von Wanderungen, sonnengegerbt.

    Außergewöhnlich Verwegene sind sogar der Idee anheimgefallen, ihren verluschten Körper auf besondere Weise zu trimmen. Es sind meist jene gemütlichen Freunde des Sofasports, die einen plötzlichen Eifer für unbekannte Sportarten entwickeln. Aus den Tiefen des Stauraums wurden Inlineskates gezogen, die dort seit dem Weihnachtsfest 2009 ein staubiges Dasein fristeten. Ihre Träger sind es, die bald besonders eindrucksvoll von den Farben des bayerischen Himmels – Weiß und Blau! – berichten können. Am Boden liegend, lässt es sich gut beobachten. Sport ist gesund. Aber nur dann, wenn er beherrscht wird.

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