Nationalmannschaft: Asien als Zeichen für WM-Quali
Frankfurt/Main (dpa) - Endlich Urlaub: Kaum waren Vier-Tore- Held Mario Gomez und seine Kollegen wieder auf deutschem Boden, zerstreute sich Joachim Löws Not-Gemeinschaft in alle Winde.
Nach acht Tagen Asien mit schier endlosen Flügen, Bruthitze, schlaflosen Nächten und einem Tore-Festival in Dubai wollten die Nationalspieler von Fußball nichts mehr hören. "Jetzt geht's endlich nach Hause", sprach Lukas Podolski allen aus dem Herzen, bevor der Lufthansa-Flug LH 631 mit dem DFB-Tross in Frankfurt ankam.
Noch am Finger des Flugsteigs verabschiedete Bundestrainer Joachim Löw seine Protagonisten mit einer Umarmung und setzte sich ins Auto Richtung Freiburger Heimat. "Es war eine gute Reise. Es gab Positives und Negatives", sagte Löw nach der Landung. Mit einem "Mentalitäts- Wechsel", so Löw, hatte der dreimalige Weltmeister in den Vereinigten Arabischen Emiraten für ein unterhaltsames 7:2 und damit nach dem lauen 1:1 in China für einen versöhnlichen Saisonabschluss gesorgt.
Dass sein Personal auch ohne Führungskräfte wie Michael Ballack oder Miroslav Klose am Ende des kräfteraubenden Fernost-Trips allen Widrigkeiten noch einmal getrotzt hatte, wertete der Cheftrainer als erfreuliches Zeichen für die anstehende Entscheidung in der WM- Qualifikation. Schon am 12. August, kurz nach dem ersten Bundesliga- Spieltag, muss Deutschland bei ähnlichen klimatischen Bedingungen wie in Dubai beim von Ex-Bundestrainer Berti Vogts gecoachten Aserbaidschan ran. "Das Spiel gegen die Emirate ist nicht unser Maßstab", ordnete Ersatzkapitän Bastian Schweinsteiger das 7:2 ein.
Sein Team sei "wieder einmal längere Zeit zusammen gewesen". Dazu "konnten sich ein paar junge Spieler einführen", listete Löw positive Eindrücke auf. Im Mittelpunkt stand natürlich die nach 829 Minuten beendete Torlosigkeit des 30-Millionen-Mannes Gomez. "Für uns alle ist es eine gute Situation, dass jetzt die torlosen Minuten nicht mehr gezählt werden. Es ist ein guter Start für die Saison 2009/10", bemerkte der Bundestrainer zur psychologischen Wirkung des Vierer- Packs. Vier Tore in einem Spiel waren zuletzt Gomez' Sturmpartner Podolski im September 2006 beim 13:0 in San Marino gelungen.
Der 23-jährige Gomez, der in der neuen Saison für die Ablöse von rund 30 Millionen Euro für die Bayern stürmt, zeigte sich nach seinen Länderspiel-Toren Nummer sieben bis zehn sehr erleichtert. "Nach dem ersten Tor ist mir natürlich ein Stein vom Herzen gefallen. Aber dann war es wie immer", beschrieb der Ex-Stuttgarter seine Gefühle und scherzte: "Ich bin froh, in der 90. Minute noch einmal getroffen zu haben, das waren zuvor schon wieder über 40 Minuten ohne Tor."
Gomez gehört zu den Gewinnern der Zwei-Länder-Tour durch China und die Emirate, auch Schalkes Torhüter Manuel Neuer kann in diese Kategorie eingeordnet werden. "Er hat es klasse gelöst für sein erstes Spiel", bescheinigte Löw dem 23-jährigen Neuling, der jetzt erst einmal zur Junioren-WM nach Schweden aufbricht und dort von Löw persönlich beobachtet wird. Sehr bald will Neuer ins A-Team zurückkehren und seine WM-Chance im Torwart-Vierkampf mit Robert Enke, Tim Wiese und René Adler beim Schopfe packen.
Auch der Wolfsburger Marcel Schäfer hat im 17-Mann-Notaufgebot Pluspunkte gesammelt. Von seinem Meister-Kollegen Christian Gentner erwartet Löw noch mehr: "Er kann besser spielen." Das trifft auch auf Rückkehrer Robert Huth zu. Die Ergänzungsspieler Tobias Weis (Hoffenheim) und Christian Träsch (Stuttgart) dagegen dürften zu den Akteuren gehören, die bei Löws Benennung des WM-Perspektivkaders im September dem Rotstift zum Opfer fallen. Schon in den nächsten Tagen will der Bundestrainer mit seinem Stab den Asien-Trip sezieren. "Urlaub gibt's für mich bis Ende Juni erst mal nicht", verriet Löw.
Kräftig auf die Schulter klopfen darf sich der Deutsche Fußball- Bund. Die Schmerzen beim heiklen Spagat zwischen sportlicher und sportpolitischer Aufgabe in Asien hielten sich am Ende in Grenzen. Und ganz nebenbei hat der DFB auch noch ein paar hübsche Milliönchen eingesteckt, denn die Verträge mit China und den VAE gestatteten dem deutschen Verband die eigene TV-Vermarktung. Die Zuschauer-Zahlen allerdings - nur 2,61 Millionen sahen im Schnitt die Partie gegen China am Fernseher, 7,23 Millionen den Auftritt in Dubai - zeigen deutlich, dass die Spiele der Nationalelf ein sportliches Highlight bleiben müssen, wenn es nicht nur um das liebe Geld gehen soll.
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