"Schuster wird in Spanien bleiben"
Augsburg Der Tag danach in Madrid und in Augsburg: Während in der spanischen Hauptstadt die Tageszeitungen wie El País und Marca um die knalligsten Schlagzeilen zur Entlassung von Trainer Bernd Schuster bei Real Madrid buhlen, herrscht in Schusters Heimatstadt Augsburg ehrliches Bedauern. Vor allem natürlich beim SV Hammerschmiede, jenem Verein, bei dem Schusters Fußballerkarriere 1971 begann und zu dem er wieder regelmäßig Kontakt hält.
Von Andrea Bogenreuther und Herbert Schmoll
"Wir finden das alle sehr schade", kommentiert Fußball-Abteilungsleiter Axel Rozanski die Entlassung des prominenten Hammerschmiedlers, "es war toll, dass es jemand aus unserem Verein so weit geschafft hat und uns in der großen weiten Welt vertreten hat". Überzeugt ist Rozanski, dass Bernd Schuster die zuletzt enttäuschenden Leistungen der Real-Spieler kaum zu verantworten hat: "Er konnte die Mannschaft ja nicht so zusammenstellen, wie er es gern getan hätte, weil auch bei Real das Geld knapp geworden ist. Dass er ein guter Trainer ist, hat er zuvor ja schon oft genug bewiesen."
Gerade auch in Madrid - immerhin wurde Bernd Schuster hier im Sommer noch als großer Meistermacher bei den "Königlichen" gefeiert. In den letzten Wochen häuften sich dann allerdings die Anzeichen, dass die Chemie zwischen Trainer, Mannschaft und Vereinsführung nicht mehr stimmte. "Ich denke, dass Bernd Schuster mit der Entlassung gerechnet hat, er kennt doch das "schmutzige Fußballgeschäft", sagt der Augsburger Fußballchef Rozanski und ist sich sicher, dass Schuster bald einen neuen Klub finden wird. "Das Ganze wird ihm nicht schaden, er hat einen guten Namen."
Bald wieder zu Gast im Sportheim?
Ob sich Bernd Schuster nun allerdings häufiger unter die Kreisliga-Fans im Hammerschmieder Sportheim mischen wird - wie er es auf Heimaturlaub immer wieder gerne macht -, wagt der Augsburger Stadtrat und Vereinschef des SV Hammerschmiede, Peter Uhl, zu bezweifeln. "Er hat eine junge Frau und ein kleines Kind und ist ein sehr großer Familienmensch. Deshalb denke ich, dass er bei seiner Familie in Spanien bleiben wird. Auch wenn er seine Mutter und seine Schwester in Augsburg sicherlich über Weihnachten mal besucht." Im September 2008 wurde Schuster erneut Vater. Seine Lebensgefährtin Elena brachte die gemeinsame Tochter Victoria zur Welt. Ein gern gesehener Gast wäre Schuster auch bei den Weihnachtsfeiern seines alten Vereins. Vielleicht sei es für ihn eine willkommene Abwechslung, überlegt Rozanski, und Uhl ergänzt: "Bei uns sind nicht die Titel wichtig, sondern gesellige Freunde."
Zuletzt hielt sich der Weltstar während der Fußball-Europameisterschaft für einige Wochen in der Heimat auf. Von dort aus kommentierte er per Übertragungswagen für das mexikanische Fernsehen das Turnier in Österreich und der Schweiz. Seit einigen Jahren zieht es den "blonden Engel" wieder verstärkt zu seinen Wurzeln zurück. Das war nicht immer so, denn lange Zeit war der Kontakt nach Hause so gut wie abgebrochen.
Doch das hat sich geändert. In Augsburg ließ er sein Elternhaus um- und anbauen, auch um sich ein privates Rückzugsgebiet zu schaffen, wie seine Freunde vermuten. Die er auch immer wieder besucht und mit denen er auch sehr gerne gemeinsam Fußball spielt. So zog er im Sommer nach 30 Jahren wieder einmal das Trikot seines Heimatklubs über. Ludwig Paula, ehemaliger Mannschaftskollege Schusters in der Hammerschmiede, hatte ein Freundschaftsspiel organisiert. Da wurde gelacht und geflachst. Man hatte den Eindruck: Zu Hause fühlt sich Bernd Schuster sehr wohl.
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