Spannung ist schlecht für die Job-Sicherheit
Das Bundesliga-Finale ist so spannend wie selten. Das hat aber nicht nur gute Seiten.
Als Journalist ist man ja angehalten, einen objektiven und folglich auch distanzierten Blick auf die Dinge zu bewahren. Dennoch sei dieser Einwurf zum Ende der Bundesliga erlaubt: Was für eine Spannung! Was für eine Dramatik!
Und um zu den nüchternen Fakten zurückzukehren: Erstmals seit zehn Jahren wird die deutsche Meisterschaft wieder am letzten Spieltag entschieden. Zur Erinnerung: Im Sommer 2009 fiel die Entscheidung um den Titel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern. Seitdem herrschte an der Tabellenspitze zum Schluss hin immer gähnende Langeweile.
Teilweise mussten die Bayern schon an Ostern gelangweilt die schlaffen Jubelfäuste ballen. So richtig Stimmung ist dann nicht mal bei den Münchnern selbst aufgekommen. Für eine Weißbierdusche war es noch viel zu kalt und außerdem standen meistens noch total wichtige Spiele in Pokal und Champions League an. Alles in allem sind das keine guten Voraussetzungen für exzessive Partys.
Allerdings ist Langeweile auch eine gute Voraussetzungen für die jeweiligen Trainer, den Job behalten zu dürfen. Niko Kovac ist mit den Bayern zwar Tabellenführer, wirkt aber seit Wochen reichlich angezählt. Spannung im nationalen Titelrennen ist an der Säbener Straße eben nur in homöopathischen Dosen erwünscht.
Ohnehin scheint gerade eine äußerst packende Bundesliga-Spielzeit zu Ende zu gehen, wenn man die allgemeine Fluktuation betrachtet. Acht der 18 Bundesliga-Trainer werden am Samstag ihr Team das letzte Mal betreuen – und in dieser Statistik sind Wackelkandidaten wie Kovac oder der Hannoveraner Trainer Thomas Doll gar nicht mit eingerechnet. Von den 36 Klubs der ersten und zweiten Liga werden aller Voraussicht nach nur zehn den Trainer nach Saisonende behalten, der auch zu Beginn auf der Bank saß. Zwei Mitglieder dieses erlesenen Kreises sind Eintracht Frankfurts Adi Hütter und Borussia Dortmunds Lucien Favre. Die könnten mit Siegen ihrer Teams dafür sorgen, dass Niko Kovac seine Stelle bei den Bayern verliert.
Das wäre für Kovac selbst ärgerlich – doch gehören die Diskussionen um Personalien nicht ebenso zum Spannungsbogen dazu wie Siege und Niederlagen der Mannschaften? Es ist eben ein Kreuz mit dieser Spannung. Gut nachvollziehbar ist in diesem Zusammenhang die Aussage des scheidenden Schalke-Trainers Huub Stevens: Der ist froh, dass es für ihn nun vorbei ist.
Ist aber auch nervenaufreibend.
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