Klinsmann: Es kribbelt wahnsinnig
Die Ära Klinsmann hat bei Bayern München begonnen: Der 43-Jährige nahm am Montag die Arbeit als neuer Cheftrainer des deutschenFußball-Rekordmeisters auf. "Es kribbelt wahnsinnig", so Klinsmann zum Trainings-Auftakt.
München (dpa) - Zwei Jahre nach dem unerfüllt gebliebenen Traum vom WM-Titel hat Heimkehrer Jürgen Klinsmann sein neues Zukunftsprojekt beim FC Bayern München eingeläutet. Nach halbjähriger Vorbereitung nahm der 43-Jährige am Montag an der neu gestalteten Vereinsanlage an der Säbener Straße die Arbeit als neuer Cheftrainer des deutschen Fußball-Rekordmeisters auf.
"Bei uns Trainern kribbelt es wahnsinnig", gestand Klinsmann in einem Interview auf der Homepage des deutschen Branchenprimus. Der 108-malige Nationalstürmer trat die Nachfolge von Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld an, der sich mit dem Double-Gewinn aus München verabschiedet hatte.
Frühzeitig hatte der Verein Klinsmann im Januar als Nachfolger von Hitzfeld präsentiert und damit für einen Überraschungscoup gesorgt. Als Profi hatte der blonde Stürmer beim deutschen Rekordmeister von 1995 bis 1997 alles andere als eine glückliche Zeit erlebt. Auch in seiner Zeit als Bundestrainer gab es wiederholt Misstöne zwischen Klinsmann und dem FC Bayern.
Ausschlaggebend für die Verpflichtung des als Vereinstrainer noch unerfahrenen Klinsmann, der in München einen Zweijahresvertrag erhielt und mit einer bis dahin nie dagewesenen Machtfülle ausgestattet ist, war dessen ausgeprägter Reformwille. "Diesen Schritt sind wir bewusst gegangen. Wir brauchen einen Mann, der Veränderungen herbeiführt, der sich das traut. Jürgen ist der richtige Mann dafür", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Wir haben einen Mann gesucht, der neue Wege geht", beschrieb Manager Uli Hoeneß das Projekt Klinsmann als logische Fortsetzung der nach Jahren der Zurückhaltung nun offensiv ausgerichteten Vereinspolitik.
Zur Seite steht Klinsmann, der beim Trainingsauftakt nur einen Rumpfkader von zwölf Profis begrüßen konnte, ein Team von zehn Spezialisten. Der Mexikaner Martin Vasquez ist Assistenzcoach, Ex- Profi Christian Nerlinger soll als Teammanager auch für Entlastung bei Hoeneß sorgen. Selbst an Hilfe für frustrierte Profis wie etwa Luca "Toni Torlos" nach seinem EM-Debakel oder den in München unzufriedenen Lukas Podolski ist gedacht - mit dem früheren Bundesliga-Torhüter Philipp Laux steht ein Sportpsychologe bereit. Auch Hitzfelds langjährige rechte Hand ist mit an Bord: Michael Henke ist als Chefanalytiker für Spieler- und Spielbeobachtung zuständig.
Doch nicht nur der Trainerstab, auch die Vereinsanlage präsentiert sich komplett rundumerneuert. Den Profis, die künftig ganztägig anwesend sein sollen, steht ein Leistungszentrum zur Verfügung, in dem es auch Ruhezonen mit einer Lounge gibt. Zum Einstand Klinsmanns gab es einen Vorgeschmack auf die künftige Öffentlichkeitsarbeit: Nur über die vereinseigene Homepage meldete sich Klinsmann am Montag zu Wort, erst bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz am Mittwoch will sich der neue Coach den Medien stellen.
Ziel des Leistungszentrums sei es, die Profis voranzubringen, betonte Klinsmann. "Auf dem Platz mit einer sehr intensiven Trainingsarbeit, die andere ist außerhalb des Platzes, wo wir sie als Menschen weiterbringen möchten." Das neue Leistungszentrum sei einzigartig auf der Welt, betonte der Coach. "Das hat kein Real Madrid, kein FC Barcelona. Da sind wir echt stolz drauf."
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