Manuel Neuer beim FC Bayern - das Ende einer schweren Geburt
Manuel Neuer gibt zu, dass ihn die Hängepartie um seinen Wechsel zum FC Bayern belastet hat.
Tränen gab es diesmal nicht, als Manuel Neuer im Wiener Ernst-Happel-Stadion vor den Journalisten Platz nahm. Anders als vor sechs Wochen. Damals hatte der 25-Jährige in Gelsenkirchen verkündet, er werde seinen Vertrag mit dem FC Schalke nicht über 2012 hinaus verlängern. Prinzipiell ist das kein Grund zum Heulen. Andererseits spielte Neuer 20 Jahre für den Verein, den nicht wenige für eine Glaubensgemeinschaft halten.
Wenn einer unter solchen Umständen geht, fällt es offenbar schwer, zum ersten Mal öffentlich davon zu sprechen. Warum hat er es dann nicht einfach gelassen? „Ich wollte mich weiter entwickeln und wechseln, aber als Nationaltorhüter nicht ins Ausland.“ Wohin dann? „In Deutschland ist der FC Bayern der beste Verein und bei dem möchte ich spielen“, sagte Neuer gestern. Dass dies bereits kommende Saison der Fall sein würde, war bei seiner Tränen-Erklärung noch nicht sicher, aber abzusehen. Der FC Bayern wollte eine neue Nummer 1, bei den Münchnern ist das traditionell der aktuelle Nationaltorhüter. Die Schalker brauchen Geld. Das passte.
Der Torhüter und die beiden Klubs haben sich nun auf einen Fünfjahresvertrag geeinigt. Ablöse 18 Millionen, weitere sieben Millionen sind erfolgsabhängig. Neuers Jahresgehalt dürfte sich jenseits der sieben Millionen Euro bewegen.
Dem 25-Jährigen war in Wien anzumerken, wie erleichtert er nun ist. „Ich bin froh, dass ich an dem Punkt angelangt bin“, räumte er ein. Es war ja auch eine schwere Geburt und vielen Anhängern beider Klubs wird die Geschichte nicht gefallen. Die Bayern-Fans haben ihre Abneigung gegenüber Neuer durch „Koan Neuer“-Plakate dokumentiert. Manager Uli Hoeneß wurde von den Fans wie noch nie geschmäht.
Auf der anderen Seite haben die Schalker den 25-Jährigen als Abtrünnigen ausgepfiffen. Nach dem Pokalfinale hat ihn ein aufgebrachter Fan während des Autokorsos sogar geohrfeigt. Neuer glaubt, all dem gewachsen zu sein: „Es hat mich belastet, aber ich habe dem Druck standgehalten und gute Leistungen gebracht.“ Joachim Löw beurteilt den Schritt seiner Nummer 1 als „logisch“. Mit dem FC Bayern spiele Neuer regelmäßig in der Champions League – da entwickle sich jeder weiter.
Ralf Fährmann dürfte Neuer insgeheim ebenfalls beglückwünscht haben. Der Torhüter ist Neuers Nachfolger in Gelsenkirchen. Durch Frankfurts Abstieg ist Fährmann, der schon sechs Jahren bei Schalke gespielt hat, ablösefrei.
Auch Neuer wird in München einen alten Bekannten treffen. Der Ex-Schalker Rafinha kommt für 5,3 Millionen Euro vom FC Genua nach München. Und Jörg Butt? Der 37-Jährige wird beim FC Bayern wieder die Nummer 2 werden.
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