Ein bitterer Abschied
Trauriger Tag für das deutsche Tennis: Angelique Kerber verpasst den Einzug ins Viertelfinale. Tommy Haas und Florian Mayer scheiden ebenfalls aus
New York Im Laufe einer Karriere lernt man, mit Niederlagen umzugehen, aber manchmal ist das verdammt schwer. „Ich brauch bestimmt ein paar Tage, um das zu verarbeiten“, gestand Angelique Kerber nach ihrer Niederlage im Achtelfinale der US Open gegen Carla Suarez Navarro (6:4, 3:6, 6:7). Die Spuren dieser Niederlage nach zweidreiviertel Stunden mit strapaziösen, scheinbar endlosen Ballwechseln waren nicht zu übersehen.
Mit rot geweinten Augen versicherte sie, sie habe alles gegeben. Doch das war nicht genug gegen die unscheinbar wirkende Spanierin, die in diesem Jahr bereits in Paris und Wimbledon im Achtelfinale gelandet war und in der Weltrangliste zu den besten 20 gehört. Von Suarez Navarro könnten junge Spielerinnen lernen, wie man Ballwechsel strukturiert und Räume öffnet, wie man Winkelspiel und Drall einsetzt und was man mit einer erstklassigen einhändigen Rückhand anstellen kann.
Was Angelique Kerber fehlte, um das Spiel zu gewinnen? Wie immer wäre ein besserer Aufschlag, vor allem beim zweiten, eine große Hilfe gewesen, und gelegentliches Aufrücken ans Netz hätte auch nicht schaden können. So fiel die Entscheidung innerhalb weniger Minuten im Tiebreak, den sie Suarez mit einer Reihe von Fehlern am Rande der Erschöpfung letztlich überließ.
Immer noch Chancen, sich für das WTA-Finale zu qualifizieren
Ein bitterer Abschied von den US Open, aber dahinter versteckt sich eine Hoffnung. Schon vor ein paar Tagen hatte die Kielerin berichtet, in der ersten Hälfte des Jahres sei sie zu oft mit dem Gedanken auf den Platz gegangen, sie müsse gewinnen, um den Erfolg aus dem vergangenen Jahr zu wiederholen. Alles Quatsch, wie sie nach der Niederlage in der zweiten Runde in Wimbledon erkannte. In gewisser Weise, sagt sie, sei 2013 ein Lernjahr. „2012 hatte ich nichts zu verlieren, 2013 war ich die Gejagte, das waren zwei Extreme. Aber beide Jahre werden mir fürs nächste helfen.“ Ihre Chancen, sich wie im vergangenen Jahr für das WTA-Finale in Istanbul zu qualifizieren, sind nicht gestiegen – aber es gibt sie noch.
Ähnlich sieht die Lage bei Tommy Haas aus, der liebend gern Anfang November beim ATP-Finale in London dabei wäre. Haas konnte sich seine Niederlage gegen Michail Juschni (3:6, 2:6, 6:2, 3:6) nicht genau erklären. „Ich war bereit, ich war heiß – alles, was man sich wünscht. Aber irgendwie hat es nicht funktioniert, es war nicht mein Tag.“ Er sei immer ein großer Fan der Night-Sessions gewesen, jener flirrenden Atmosphäre unter Flutlicht, die jedes Spiel ein wenig dramatischer erscheinen lässt. „Vor 15 Jahren hätte ich das immer bevorzugt, inzwischen hab ich meine Probleme mit dem Licht.“ So geht’s halt beim Älterwerden. Nach acht anstrengenden Monaten mit insgesamt 59 Spielen ist ihm wohl die Puste ausgegangen.
Florian Mayer wird weniger Zeit zum Erholen haben, doch er verließ New York trotz der Niederlage gegen Andy Murray (6:7, 2:6, 2:6) mit einem positiven Gefühl. Er habe endlich mal gut auf den amerikanischen Hartplätzen gespielt. Für die kommenden Monate sei er ausgesprochen motiviert. Das wird der Teamchef des Deutschen Tennis Bundes, Carsten Arriens, gern hören, denn Mayer gehört zur Mannschaft, die in zwei Wochen in Ulm um den Verbleib in der Weltgruppe des Davis Cups antreten wird.
Kein Amerikaner mehr im Turnier
Wie Philipp Kohlschreiber, der in der Nacht zum Dienstag gegen Rafael Nadal spielte, als letzter Repräsentant des deutschen Tennis in den Einzelkonkurrenzen. Der letzte Amerikaner war zu dieser Zeit schon ausgeschieden. Die USA nahmen bedient zur Kenntnis, dass von ihren Spielern nicht nur bei den US Open keiner das Achtelfinale erreicht hatte, sondern auch bei keinem anderen Grand-Slam-Turnier.
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