Ballack droht der Rauswurf
Der Zoff in der Nationalmannschaft spitzt sich zu. Nach der Kritik von Michael Ballack droht dem Kapitän sogar der Rauswurf.
Augsburg (AZ). Der Zoff in der Nationalmannschaft spitzt sich zu. Bundestrainer Joachim Löw hat Michael Ballack nach dessen harscher Kritik am Führungsstil des Bundestrainers zum Rapport bestellt. Danach will sich Löw entscheiden. Nach Informationen des "kicker" ist davon auszugehen, dass Ballack als Kapitän abgesetzt wird. Möglicherweise droht ihm sogar der das Rauswurf, so das Fachmagazin .
Dass
den Weg über die Medien gewählt habe, enttäusche ihn maßlos, bemerkte
Löw: "Auch inhaltlich ist einiges nicht akzeptabel." Die sportliche Leitung der
habe
in den letzten Wochen mehrfach aufgefordert, "Dinge anzusprechen, die er kritisch oder anders sieht".
Darüber hinaus betont Löw: "Mangelnden Respekt lassen wir uns als Trainerteam niemals vorwerfen. Offenbar hat sich in unseren Reihen so eine Stimmung breitgemacht, dass man Respekt automatisch mit einer Stammplatzgarantie verbindet." Doch das eine seien menschliche Dinge und das andere taktische, die ein Trainer eben auch berücksichtigen und danach seine Entscheidung treffen müsse. "Es hat kein Spieler, auch nicht der Kapitän, das Recht, in Sachen Aufstellung oder Personalpolitik den Trainer zu kritisieren oder sogar öffentlich Stimmung gegen das Trainerteam zu machen", unterstrich Löw.
"Das Problem dieser Grundsatz-Diskussion ist jetzt, dass sie öffentlich ausgetragen wird", bemerkte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer. Jeder Halbsatz, jede Geste der beiden Persönlichkeiten gilt ab sofort als eine Art Regierungserklärung im deutschen Fußball: Es geht auch um Macht.
Sammer sieht Ballacks Versuch, wieder mehr Einfluss auf die Entwicklung im deutschen Nationalteam zu bekommen, als zu weitgehend: "Diese beiden Persönlichkeiten dürfen sich nicht auf eine Stufe stellen. Ein Trainer ist immer etwas Außergewöhnliches", sagte der Europameister von 1996 und ergänzte: "Diese Diskussion ist unnötig wie ein Kropf. Vor allem wie Jogi Löw jetzt in Erklärungsnot gekommen ist, ist nicht dienlich. Natürlich müssen wir da eine Reaktion zeigen. Grundsätzlich gilt es, die Autorität des Trainers zu schützen."
Fußball-Nationalspieler Torsten Frings hat unterdessen erneut BundestrainerJoachim Löw kritisiert und zugleich Kapitän Michael Ballack verteidigt."Er merkt auch, wenn etwas nicht korrekt abläuft", sagte Frings amDonnerstagmorgen in Athen zu Ballacks Kritik am Coach. "Wenn er meint,etwas läuft nicht korrekt ab, dass er dann was sagen muss, das ist seingutes Recht."
In Anspielung auf den Ärger mit Kevin Kuranyi, seine eigeneRücktrittsdrohung und Ballacks Aussagen erklärte Frings: "Das ist janicht umsonst so, dass solche Entscheidungen getroffen worden sind,dass gestandene Spieler sauer sind, sich aufregen oder etwaseinfordern."
"Das ist ein Mimosenhaufen geworden, das ist schier unglaublich. Die sollen ihren Mund halten und Fußball spielen", wetterte der ehemalige DFB-Teamchef Franz Beckenbauer über die derzeitigen Empfindlichkeiten der besten deutschen Fußballer. Ballack fühlt sich und andere langjährige Stützen wie eben Frings oder Miroslav Klose nach der Europameisterschaft zu Unrecht öffentlich infrage gestellt: "Das ist der Trend, den ich seit einigen Wochen beobachte. Dass versucht wird, einigen Spielern im Team ans Bein zu pinkeln, und einige auf diesen Zug aufspringen wollen", sagte der DFB-Kapitän in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Offenbar erwartet Ballack vom Bundestrainer in dieser Frage eine deutlichere Positionierung.
Löw aber hat nach den persönlichen Erfahrungen bei seinem ersten großen Turnier als Hauptverantwortlicher in einigen Fragen eine Kurs-Korrektur vorgenommen und setzt das Leistungsprinzip nun wesentlich schärfer als in der Vergangenheit um. Torwart Jens Lehmann machte er zum DFB-Rentner, EM-Problemfall Christoph Metzelder musste zunächst auf die Ersatzbank und wurde gegen Russland (2:1) und Wales (1:0) gar nicht mehr in den Kader berufen. Zuletzt versetzte Löw Routinier Frings trotz der Erfahrung von 78 Länderspielen auf die Bank.
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