
Super-G der Frauen: Ein Stein, großer Druck und viele Tränen


Aus deutscher Sicht hat die Ski-WM bisher wenig Erfreuliches zu bieten. Die Schlagzeilen schreiben andere. Zum Beispiel Mikaela Shiffrin, die mitten im Interview anfängt zu weinen.
Es war ein kleiner Stein, der Kira Weidles Ambitionen auf ein gutes WM-Rennen zunichtemachte. Denn als die beste deutsche Speedfahrerin über besagten Fremdkörper raste, brachte es das komplexe Gesamtpaket einer Skifahrerin in Schieflage. Die Kante des rechten Skis war derart in Mitleidenschaft gezogen, "dass er gar nicht mehr gehalten hat. Das hintere Ende ist mir immer weggegangen. Das ist ein Scheißgefühl", sagte Weidle und landete dementsprechend abgeschlagen auf dem 23. Platz. Die zweite deutsche Starterin Emma Aicher wurde 18. Vorn tummelten sich andere. Zuvorderst die Italienerin Marta Bassino, die Gold holte. Hinter ihr landete die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin vor Cornelia Hütter aus Österreich und Kajsa Vickhoff Lie, die mit der gleichen Zeit ins Ziel kam.
Mikaela Shiffrin holt Silber - und weint vor den Kameras
Die Aufmerksamkeit aber zog vor allem Shiffrin auf sich. Auch, weil sie eine Medaille gewonnen hatte. Vor allem aber, weil sie vor den Kameras des ORF plötzlich in Tränen ausbrach. Überwältigt von ihren Gefühlen hatte sie die Frage des Moderators Christian Diendorfer offenbar missverstanden, sagte sie später. Im Vorfeld der WM habe sie hunderte Male die Frage beantworten müssen, ob sie nach den medaillenlosen Winterspielen von Peking eine Wiederholung bei der WM befürchte.
Offenbar hatte sie in dem Live-Interview gedacht, dass auch der ORF-Mann in diese Richtung gehen wolle. An Diendorfer habe es aber nicht gelegen, dass sie plötzlich weinen musste. "Es war nicht die Schuld des Reporters, es war einfach nur ein Missverständnis." In Zukunft wolle sie Interviews erst dann geben, wenn sich die Emotionen nach dem Rennen etwas abgekühlt hätten.
Als sie rund zwei Stunden nach dem Rennen im Pressezentrum von Courchevel vor der internationalen Presse saß, war das längst passiert. Entspannt plauderte Shiffrin über einen "verrückten Tag", den sie da gerade erlebe. Über ein extrem enges Rennen, in dem sie lange um ihre Silbermedaille gebangt habe. "Es standen ja noch so viele gute Fahrerinnen oben, als ich im Ziel war. Ich hatte große Angst, dass ich noch nach hinten geschoben werde." Das aber passierte nicht. Alle Favoritinnen reihten sich hinter dem Führungstrio ein.
Shiffrin hat nun ihre WM-Medaille und damit auch all die Fragesteller zum Schweigen gebracht, die die Nullbilanz von Peking immer wieder thematisiert hatten. Auch, weil die 27-Jährige im Slalom der Kombination zum WM-Auftakt ausgeschieden war. Danach habe sie 48 Stunden Zeit gehabt, "meine komplette Mentalität zu ändern, um wieder das richtige Level zu erreichen. Das habe ich geschafft und darauf bin ich stolz". Nun sei der Druck zwar nicht weg, aber doch deutlich geringer geworden.
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