Ein Neustart ohne Worte
Der Elchinger Basketballspieler will nach seinem schlimmen Ausraster im vergangenen Jahr die zweite Chance nutzen. Aber darüber reden darf er nicht
Elchingen Der erste Eindruck: Ein sehr freundlicher, höflicher und eher ein wenig zurückhaltender junger Mann. Dabei hatte man sich diesen Filmore Beck ganz anders vorgestellt. Den Spieler, der im November des vergangenen Jahres übel ausgerastet war und anschließend als der böse Bube schlechthin im deutschen Basketball galt. Damals spielte Beck für den TV Langen und streckte seinen Karlsruher Gegenspieler Paul Brotherson mit einem Faustschlag nieder. Der Australier brach sich den Kiefer, das Jochbein, die Nase, und er verlor mehrere Zähne. Die anschließende dreijährige Sperre für Beck war die längste, die jemals im deutschen Basketball verhängt wurde. Später wurde das Urteil deutlich abgemildert. Seit dem Juni dieses Jahres darf Beck wieder professionell Sport treiben und seine zweite Chance will er bei den Elchinger Scanplus-Baskets nutzen.
Bei denen kann er in der Pro B spielen und daneben absolviert er beim Hauptsponsor eine Ausbildung zum zum Kaufmann für Büromanagement. Nach der brutalen Attacke vom vergangenen November hat Beck mehrfach beteuert, wie leid ihm die ganze Sache tut: „Ich frage mich jeden Tag, wie das passieren konnte. Als eigentlich ganz ruhiger Mensch bin ich selbst von mir erschrocken.“ Die Worte passen zum ersten Eindruck vom Menschen und Sportler Filmore Beck. Die Chance auf einen zweiten Eindruck bekommt der Fragesteller nicht. Beck selber wäre bereit für ein Interview. „Aber ich weiß nicht, ob ich etwas sagen darf.“ Ein Blick zu Trainer Dario Jerkic und nach dessen knapper Handbewegung ist klar: Beck darf nicht reden. Jedenfalls nicht mit Journalisten und schon gar nicht über seinen Ausraster, die Folgen und die möglichen Auswirkungen auf den Neustart in Elchingen.
Vermutlich soll der 24-jährige Sohn eines amerikanischen Vaters und einer deutschen Mutter auf eine schwer verständliche Art und Weise in Schutz genommen werden. Mit den Machern des gedruckten Spielbegleiters, der am Wochenende beim Turnier in der Brühlhalle verteilt wurde, durfte Beck nämlich durchaus über all diese Themen reden. Darin sagt er, dass er „richtig Mist gebaut“ und dass die ursprüngliche Sperre für drei Jahre ihn „echt umgehauen“ habe. Aber auch über die zu erwartenden Provokationen von Gegenspielern und Zuschauern und dass einer seiner Freunde für ihn Tipps von Sportpsychologen gesammelt hat: „Ich bin aber davon überzeugt, dass ich damit umgehen und daran auch wachsen werde.“
Vor allem aber will Filmore Beck beweisen, dass er genau der hoch veranlagte Basketballer ist, für den ihn die Fachwelt hält, seit er als Jugendlicher bei Eintracht Frankfurt im Schnitt 20 Punkte und drei Rebounds aufgelegt und später den Sprung in den Bundesligakader der Skyliners nur knapp verpasst hat. Beim Turnier am Wochenende musste er noch wegen einer leichten Verletzung passen. Aber generell kann er sich auf seine Stärken wie den Dreipunktewurf, die Offensive generell und seine Schnelligkeit verlassen. In der weiteren Vorbereitung will Filmore Beck richtig Gas geben: „Damit ich in der Saison zeigen kann, was ich als Basketballer drauf habe.“
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