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Mitunter driften Ruf und Realität weit auseinander. Das wird klar, wenn man auf die Anzahl der Fehlentscheidungen blickt, die der Videoschiedsrichter in der abgelaufenen Bundesligasaison verhindert hat.
Beim Gedanken an Mallorca schießen sofort Bilder in den Kopf: Unkontrolliert Wankende, denen das maßlose Zuführen geistvoller Getränke zugesetzt hat. Mitunter so sehr, dass der Mageninhalt ruckartig den Rückweg antritt, ohne dies vorher mit seinem Besitzer abgesprochen zu haben. Festgehalten in der einfachen Rechnung: Party + Saufen + Kontrollverlust = Mallorca. Abseits des Ballermanns indes bietet die Mittelmeerinsel pittoreske Örtchen und malerische Strände, an die sich jeder wünscht.
Lässt sich auch umkehren. Woran denken Sie beispielsweise bei Paris? Na klar. Eiffelturm, Stadt der Liebe, Schloss Versailles, Louvre. Wunderschöne Orte, die das Touristenherz höher schlagen lassen. Die Realität sieht dann mitunter ganz anders aus. Müll über Müll, Paris ist dreckig und grau. Wer in die Seine springt, gönnt sich eine Frischzellenkur mit Salmonellen, Legionellen und anderen Leckereien.
![Besser als sein Ruf: der Video Assistant Referee (VAR). Besser als sein Ruf: der Video Assistant Referee (VAR).](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Ruf des Video Assistant Referee (VAR) ist schlechter als die Realität
In Vorurteilen und Klischees zu denken, das macht der Mensch gerne. Ist nämlich viel einfacher, als sich mit Hintergründen und Fakten auseinanderzusetzen. Macht also durchaus Sinn, sich selbst ein Bild zu machen, um urteilen zu können. Zudem lassen sich Menschen leicht manipulieren. Was teuer ist, muss gut sein. Was billig ist, kann nur von minder Qualität sein. Wie schmeckt also Oettinger-Bier? Logisch, kannst du nicht trinken, diese Plörre. Falsch, auch nur ein Vorurteil. In Blindverkostungen schneidet das Produkt weder besser noch schlechter als andere Biere ab. Im Verhältnis günstiger ist der Gerstensaft, weil die Brauerei kein Geld in die Vermarktung steckt, keine Kronkorken bedruckt und den Zwischenhandel umgeht.
Um den Ruf des Video Assistant Referee (VAR) war es zuletzt auch nicht gut bestellt. Weil: Ach hör mir auf mit dem Videobescheiß. Der Typ schaut im Kölner Keller Tatort, isst Pizza oder schneidet sich die Fußnägel. Werder Bremens Trainer Ole Werner fasste seine Sicht nach einem umstrittenen Handelfmeter jüngst in diesem Satz zusammen: "Schafft den Scheiß wieder ab, es nervt einfach nur noch." Wohl auf Grundlage solch fundierter Meinungen stimmt die englische Premier League nach einem Antrag der Wolverhampton Wanderers gar am 6. Juni über die Abschaffung des Videobeweises ab.
Aber auch hier: Ruf versus Realität. Laut DFB-Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich verhinderte der VAR in der abgelaufenen Bundesligasaison 123 Fehlentscheidungen. Diese Zahl einfach mal sacken lassen. Und darüber nachdenken. Wie auch über Mallorca und Oettinger-Bier.
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