St. Pauli gegen Rostock: 3300 Euro kommen über "Toiletten für Toleranz" zustande
St. Pauli gegen Rostock – wenn diese Fangruppen aufeinandertreffen, kracht es oft. Mit einer Dixi-Klo-Aktion versuchte nun ein Unternehmen zu vermitteln.
Das Dixi-Klo steht für Überwindung, Gefahr, Risiko. Wer es betritt, hat entweder sehr viel Mut oder keine andere Wahl. Damit stellt die mobile Toilette eines der letzten großen Abenteuer unserer Gesellschaft dar – und das schon ohne die leidlich auf Musik-Festivals durchexerzierte Option, dass das Klo von groben Scherzbolden umgestoßen wird, während es gerade in Benutzung ist.
Zum Einsatz kamen am Wochenende nun auch 40 mobile Toiletten am Rande des Zweitligaspiels zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock (1:0 für Pauli). Beim Heimspiel der Hamburger waren die Toiletten im Gästebereich gesperrt gewesen – nicht deswegen, weil gerade eine Renovierung ansteht, sondern aus disziplinarischen Gründen. Hintergrund: Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Vereine hatten Hansa-Fans die sanitären Anlagen zerstört. Das hat nicht unbedingt zum besseren Einvernehmen zwischen den beiden verfeindeten Fanlagern beigetragen. Beim kaputten Klo war aber ganz offenbar Schluss mit lustig. Die Folge: Für die 2600 Rostock-Fans gab es nur die Option des mobilen stillen Örtchens. Das Besondere: Das für die Anlagen zuständige Unternehmen Otto Dörner versprach, 100 Euro pro unversehrtem Klo an die Jugendabteilung von Hansa zu spenden. Das Motto der Aktion: "Toiletten für Toleranz".
Der FC St. Pauli spielte den Dixi-Rock: "Darum ist das heute so, für Hansa-Fans nur Dixi-Klo"
Ganz ohne den Spott der Pauli-Fans ging das aber nicht vonstatten: Eine halbe Stunde vor Anpfiff der Partie hatte der Stadion-DJ am Hamburger Millerntor eine besondere Einlage für die Rostocker parat. Um die Gäste-Fans auf die besonderen Umstände beim großen und kleinen Geschäft hinzuweisen, ertönte der "Dixi-Rock" aus der Feder der Deutschpunk-Legende Tommy Molotow. Der Text war auf der Anzeigetafel im Stadion zu sehen. Auszüge daraus: "Beim letzen Mal ist was passiert, Ihr habt den Waschraum demoliert. Doch wer sich nicht benehmen kann, der trägt die Konsequenzen dann. Hygiene ist Euch nicht viel wert, Ihr habt die Nasszellen zerstört. Doch Euer Jammern lässt uns kalt. Es tut uns leid, dass Ihr nichts schnallt. " Der Refrain macht unmissverständlich klar: "Darum ist das heute so, für Hansa-Fans nur Dixi-Klo." Garniert wurde das Ganze mit einem Bild eines Dixi-Klos.
Und jetzt? Zumindest die meisten Anhänger der Rostocker haben sich zusammengerissen. Wie der Klobetreiber Otto Dörner mitteilte, "sind 33 OD Toiletten, bis auf ein paar Aufkleber und Graffitis, heil geblieben". Offenbar eine ziemlich gute Quote, wie das Unternehmen befindet und von einer "wichtigen Botschaft der Toleranz und des Zusammenhalts" spricht. Letztlich kommen so 3300 Euro an die Hansa-Jugend zustande. Das ist schön zu hören. Zugleich sind unsere Gedanken bei den sieben Klos, die es nicht geschafft haben.
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