Drei Punkte, Kopfschmerzen und viel Arbeit vor sich
Es ist dieser "Feuerwehrmann-Effekt", den sich die Verantwortlichen vieler Klubs erhoffen, wenn sie den alten Trainer feuern und einen neuen an die Bande holen. Er soll retten, was noch zu retten ist. Neuer Trainer heißt frischer Wind, der wiederum zu ungeahnten Motivationsschüben bei den Spielern führen soll - so lautet die einfache Rechnung.
Auch beim ERC Ingolstadt erhoffte man sich nach über vier Jahren mit dem Trainergespann Ron Kennedy und Jamie Bartman durch die Verpflichtung eines ehemaligen NHL-Stars als Coach eine "Frischzellenkur" für die Panther. Mike Krushelnyski, viermaliger Stanley-Cup-Gewinner, heißt der neue Mann an der Bande, und schon vor dessen Ankunft war der frische Wind spürbar, der bald durch die Katakomben der Saturn-Arena wehen sollte. "Wir sind sehr gespannt auf ihn" und "Jeder muss sich jetzt neu beweisen", war aus den Reihen der ERCI-Spieler zu hören. Am Mittwoch hatten sie bereits Gelegenheit dazu. Krushelnyski stand zum ersten Mal vor seiner neuen Mannschaft und scheuchte sie sogleich in schweißtreibenden Trainingseinheiten über das Eis. "Um sich einen Überblick über den Zustand der Mannschaft zu machen", so die offizielle Erklärung Krushelnyskis. "Er wollte uns einfach testen, ob wir auch nach zwei Stunden noch alles geben", glaubt ERC-Verteidiger Michael Bakos den eigentlichen Hintergedanken der "Schinderei" erkannt zu haben.
Nach einigen Trainingseinheiten kam es dann am Freitagabend zum Ernstfall. Die DEL-Partie gegen die Grizzly Adams Wolfsburg stand an, und zumindest, was das Resultat betrifft, erfüllte der neue Ingolstädter Headcoach dabei alle Erwartungen: 3:1 hieß es am Ende gegen den Aufsteiger aus Niedersachsen. "Ich bin ganz zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Sie hat sich an meine Vorgaben gehalten und sehr geduldig gespielt", sagte Krushelnyski nach seiner Premiere in der mit 3180 Zuschauern nur mäßig gefüllten Saturn-Arena. Das Ergebnis stimmte, doch spielerisch war auch die Partie gegen Wolfsburg keine Offenbarung. "Wir haben viele Fehler gemacht und noch sehr viel Arbeit vor uns. Aber die Spieler mussten in den letzten zwei Tagen viele neue Informationen verarbeiten und dafür war es heute schon ganz gut", so Krushelnyski weiter.
Trotz der wenigen Zeit, die er seit Mittwoch mit seiner Mannschaft hatte, zeigte sich eines schon gegen Wolfsburg recht deutlich: "Auch wenn er bisher nur an einigen Kleinigkeiten mit uns arbeiten konnte, ist unser ganzes Spiel schon jetzt deutlich offensiver ausgerichtet", erklärte der Torschütze zum 3:1, Michael Waginger, nach der Partie. Und tatsächlich, die Panther erspielten sich gegen Wolfsburg einige gute Torchancen, allein der Erfolg blieb ihnen bis zur 52. Minute verwehrt.
"Er hat uns gesagt, wir sollen einfach so weiterspielen, irgendwann geht schon einer rein", so Waginger über die Ansprache von Krushelnyski in der zweiten Drittelpause, als die Gäste immer noch mit 1:0 in Führung lagen. Als dann Vince Bellissimo mit seinem 17. Saisontreffer endlich das verdiente 1:1 erzielte, war der Bann gebrochen, und Michael Bakos (54.) und Michael Waginger (56.) stellten den Endstand her.
"Allein schon der neue Trainer hat uns heute einen enormen Schub gegeben. Jeder hat sich voll reingehängt und wollte ihm zeigen, was er kann", resümierte Bakos und zeigte sich angetan vom Auftreten des neuen Mannes an der Bande: "Er war auch während des Spiels sehr aktiv und hat viel mit uns gesprochen. Auch wenn man auf dem Eis war, hat man ihn immer gehört." Eine Tatsache, der auch Krushelnyski selbst Tribut zollen musste. "Die Ingolstädter Fans waren mir heute schon fast ein bisschen zu laut. Ich habe jetzt noch Kopfschmerzen, weil ich so laut schreien musste, damit mich die Spieler verstehen", sagte der Kanadier schmunzelnd auf der Pressekonferenz nach der Partie. Leichte Schmerzen hatte auch ERC-Kapitän Glen Goodall noch nach seinem Comeback . "Ja, an der Narbe tut es schon noch ein bisschen weh", so Goodall über seine Gesichtsverletzung, die ihn in den vergangenen Wochen außer Gefecht gesetzt hatte. Gegen Wolfsburg stand der 37-Jährige dennoch erstmals wieder ohne Gittermaske auf dem Eis. "Es war schon etwas gefährlich, aber es ging zum Glück ja alles gut. Es war zwar mit Sicherheit nicht mein bestes Spiel heute, aber wir haben gewonnen und das war für das Team extrem wichtig."
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