Gegen Köln: Der „Joker“ geht vorneweg
Torhüter Jochen Reimer liefert beim 3:1-Erfolg gegen die Kölner Haie eine überragende Vorstellung ab. Warum sich Trainer Shedden für dessen Einsatz entschied
Dass die Psychologie beziehungsweise das „Kopfkino“ im Sport eine große Rolle spielen, ist hinlänglich bekannt. Man muss freilich selbst kein Diplom-Psychologe sein, um die Gedankengänge von Doug Shedden vor dem Heimspiel am Sonntag gegen die Kölner Haie (3:1) nachvollziehen zu können. Nach den beiden vorangegangenen Siegen im Derby bei den Augsburger Panthern (3:2/Mittwoch) sowie gegen die Fischtown Pinguins (4:3 nach Verlängerung/Freitag) wäre es – zumindest auf den ersten Blick – die logische Konsequenz gewesen, den in beiden Partien überragenden Schlussmann Timo Pielmeier erneut zwischen die Pfosten des Panther-Gehäuses zu stellen. Eigentlich. Doch der ERCI-Headcoach entschied sich schlichtweg anders.
„Wenn ich auf die vergangenen eineinhalb Jahre zurückblicke, dann hatte Timo nach drei vorangegangenen starken Begegnungen oftmals ein weniger gutes viertes Match“, erklärte Shedden. Der Hauptgrund in seinen Überlegungen dürfte aber indes freilich ein anderer gewesen sein: In der Play-off-Viertelfinalserie 2019 gegen die Haie hatte sich der gebürtige Mindelheimer in den ersten fünf Duellen als „Turm in der Schlacht“ erwiesen und seinem Team nahezu im Alleingang die Türe zum Halbfinale aufgestoßen. Das damalige Ende ist bekannt: Trotz Reimers grandiosen Auftritten mussten sich die Panther nach einer 3:1-Führung noch mit 3:4 geschlagen geben.
„Es gibt aus Sicht eines Torhüters sicherlich Mannschaften, die einem besser liegen als andere. Und in den bisherigen Partien gegen Köln konnte ich mich nicht wirklich beklagen“, meinte Reimer. Auch diesmal hatte der 34-Jährige einen riesengroßen Anteil, dass die über weite Strecken überlegenen Rheinländer, die per Sonderzug von über 600 Anhängern begleitet wurden, die Saturn-Arena wieder einmal mit leeren Händen verlassen mussten. Lediglich einen Treffer (Sebastian Uvira hatte in der 21. Minute einen Schuss von Ben Hanowski unhaltbar zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich abgefälscht) konnten die Haie trotz einer überlegenen Schussbilanz von 35:22 bejubeln. Ansonsten bissen sie sich – egal ob Jon Matsumoto (8.), der daraufhin gleich seinen Schläger zertrümmern wollte, Hanowski (12.), Lucas Dumont (15./32.), Alexander Oblinger (30.), Uvira (31.) oder Colby Genoway (47./59.) – regelrecht die Zähne am „Joker“ (so sein Spitzname) aus!
„Den Unterschied haben heute zweifelsohne die ’Special Teams’ und ein überragender Jochen Reimer gemacht“, bilanzierte Shedden nach dem hart erkämpften 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)-Erfolg seiner Truppe, der zugleich den erste „Heimdreier“ in der noch jungen DEL-Saison 2019/2020 bedeutete. Brett Olson (4.), Kris Foucault mit einem Powerplay-Tor exakt 49 Sekunden vor der zweiten Drittelsirene sowie Jerry D’Amigo mit einem Schuss ins verwaiste Kölner Gehäuse (60.) sorgten schließlich für Freude und Erleichterung bei den Verantwortlichen und Fans.
„Wenn mit Gustaf Wesslau einer der besten DEL-Torhüter auf der anderen Seite steht, ist das natürlich nochmals eine extra Portion Motivation. Um so schöner ist es dann, wenn man mit seinem Team das Eis siegreich verlassen kann“, so Reimer, dessen Gesamtfazit indes – wen wundert’s – überaus positiv aussieht: „Nach unserem Katastrophenstart in die neue Spielzeit haben wir jetzt zuletzt acht von neun möglichen Punkten geholt. Ich denke, dass wir daher auf einem guten Weg sind und entsprechend Fortschritte machen.“ Darauf ausruhen dürfe man sich laut Reimer aber „keinesfalls“. Schließlich wartet bereits am Donnerstag (19.30 Uhr) bei der Düsseldorfer EG, die sich mittlerweile auf Rang vier vorgearbeitet hat, die nächste schwere Aufgabe.
ERC Ingolstadt: Reimer – Sullivan, Edwards; Wagner, Friesen; Schütz, Jobke; Pruden – Collins, Olson, Simpson; D’Amigo, Smith, Foucault; Wohlgemuth, Olver, Elsner; Detsch, Taticek, Mashinter. – Tore: 1:0 Olson (4.), 1:1 Uvira (21.), 2:1 Foucault (40./PP), 3:1 D’Amigo (60./EN). – Zuschauer: 4108.
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