Mit langem Atem ans Ziel
Kaiserslauterns Trainer Marco Kurz spricht im Interview über den Abstiegskampf, seine Neuzugänge und über den FCA-Spieler Jan Moravek.
Ihre Familie wohnt in München. Sie arbeiten in Kaiserslautern. Wie lebt es sich mit dieser Distanz?
Kurz: Das sind nun mal die Begleiterscheinungen im Fußballgeschäft. Aber wir haben uns in dieser Hinsicht gut arrangiert.
Als Trainer weiß man ja nie, wie lange man bei einem Verein tätig ist. Jetzt sind Sie schon seit 2009 in der Pfalz. Wenn man das vorher wüsste, könnte man die Familie auch mitnehmen...
Kurz: Bei uns war das nie ein Thema. Unsere Kinder gehen in München zur Schule. Das wollten wir auch so beibehalten.
Es heißt immer, die zweite Bundesliga-Saison ist für einen Aufsteiger schwieriger als die erste. Können Sie das bestätigen?
Kurz: Ja, ich habe das auch immer gesagt. Wir hatten einen sehr großen Aderlass nach der ersten Spielzeit. Wir haben fast unsere komplette Offensive verloren. Das zweite Jahr ist enorm schwer.
Der Auftakt nach der Rückrunde gegen Bremen war aber recht ordentlich...
Kurz: Das war ein Klasse 0:0. Daran müssen wir weiter arbeiten.
Kurzfristig haben Sie sich noch mit dem Bremer Sandro Wagner und dem Bochumer Anthar Yahia verstärkt. Was für eine Rolle spielen sie in Ihren Planungen?
Kurz: Wagner hat im Sturm enorme Qualität, die wir auch benötigen. Als Bremen in der vergangenen Saison zeitweise im Abstiegskampf war, hat er Verantwortung übernommen und wichtige Tore geschossen. Deshalb war es für uns keine Frage, dass wir uns um ihn bemühen. Yahia soll der Abwehr zu noch mehr Stabilität verhelfen.
Beide werden also in Augsburg spielen?
Kurz: Von Yahia liegt die Spielberechtigung noch nicht vor, aber wir werden uns bemühen, dass wir sie schnell bekommen. Wagner ist dagegen spielberechtigt.
Jan Moravek kam in der Winterpause vom FC Schalke zum FC Augsburg. Bei Ihnen in Kaiserslautern spielte er in der vergangenen Saison...
Kurz: Man hat gesehen, dass er sich bei uns toll entwickelt hat. Wir hätten ihn auch gerne behalten, aber leider hat Schalke da nicht mitgespielt. Ich weiß jetzt nicht, in welcher Verfassung er ist...
Er hat eine Oberschenkelverletzung und kann voraussichtlich nicht spielen...
Kurz: Schade für Augsburg. Er ist ein fleißiger Spieler und vor allem klar im Kopf. Er ist kein Spinner. Ich habe ihn immer gern gesehen.
Was kommt in diesem Abstiegsduell auf Sie zu?
Kurz: Augsburg hat eine sehr disziplinierte Spielweise, die auch Früchte trägt. Das ist eine kompakte Mannschaft. Wir haben das im Hinspiel beim 1:1 erfahren. Wir hatten auch hier die besseren Chancen, aber Augsburg hatte einen sehr gut aufgelegten Simon Jentzsch im Tor.
Haben Sie das derzeitige Tabellenbild so erwartet oder gibt es Überraschungen?
Kurz: Nach der Rückrunde der vergangenen Saison musste man davon ausgehen, dass Borussia Mönchengladbach diesmal nicht in den Abstiegskampf verwickelt ist. Andererseits dass es dann so gut läuft, war auch nicht zu erwarten. Ansonsten haben wir unsere eigene Tabelle. Die Vorrunde, die wir gespielt haben, war nicht so verkehrt. Wir sind auch in der Defensive insgesamt stabiler geworden. Im Spiel nach vorne müssen wir noch besser werden. Aber ich bin weiterhin von uns überzeugt.
Es ist eng im Abstiegskampf. Augsburg hat als Tabellenletzter 15 Punkte und der Tabellenachte Hoffenheim hat nur acht Punkte mehr...
Kurz: Auf die Tabelle darf man gar nicht viel schauen. Wir wissen auch so, dass wir um die 40 Punkte brauchen, um nicht abzusteigen und wir werden diesen langen Atem ganz sicher haben.
Wann kommt bei Ihnen als Trainer der Zeitpunkt, an dem Sie sagen: Jetzt will ich mal einen Verein trainieren, der um die internationalen Plätze mitspielen kann?
Kurz: Daran verschwende ich überhaupt keinen Gedanken. Ich habe hier eine tolle Aufgabe und habe großes Vertrauen in die handelnden Personen. Ich will diesen Verein in der Bundesliga halten und daraus schöpfe ich meine Kraft.
Interview Wolfgang Langner
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