Nicht die erste Gesichtsverletzung: Hinteregger ist ein harter Hund
FCA-Verteidiger Hinteregger lässt sich auch von einem Nasenbeinbruch nicht stoppen. Er wird gegen Köln mit einer Maske spielen. Es ist seine zweite schwere Gesichtsverletzung.
Die Spuren des Zusammenpralls mit Hertha-Stürmer Vedad Ibisevic sind im Gesicht von Martin Hinteregger immer noch zu sehen. Der Cut auf der gebrochenen Nase ist getackert, die Schwellung hat sich bis unter das rechte Auge verteilt. Doch der Innenverteidiger des FC Augsburg hat keine Sekunde daran gedacht, dass er das Spiel am kommenden Samstag beim 1. FC Köln verpassen würde. „Daran habe ich nie gezweifelt, auch nicht am Samstag“, sagt er am Mittwoch bestimmt beim Interview.
Allerdings muss Hinteregger, 24, die nächsten Wochen eine schwarze Carbonmaske tragen. Die Einzelanfertigung schützt im Training und im Spiel seine Nase. Am Montag hat er sie in seiner Heimatstadt Salzburg anfertigen lassen. Zuerst wurde ein Gipsabdruck gemacht, dann die Maske gegossen und am Dienstag noch genau angepasst. Am Mittwoch trainierte er das erste Mal damit: „Die Sicht ist super und an das Atmen mit der Maske gewöhne ich mich auch.“
Wenn es nach Hinteregger gegangen wäre, hätte er sich am Samstag gar nicht auswechseln lassen. Der Bruch sei nicht das Problem gewesen. „Ich habe nichts gemerkt, mich nur für zehn Sekunden nimmer ausgekannt“, erzählt der Österreicher. Doch die Blutung ließ sich nicht stoppen, ein Blutgefäß war geplatzt. „Ich habe gesagt, wartet noch ein bisschen, vielleicht hört es auf, aber es hat nicht aufgehört.“
Nase ohne Betäubung eingerenkt
Im Klinikum Süd in Haunstetten, dort wurde Hinteregger am Samstag geröntgt, musste die Ader gelötet werden. Dass Hinteregger wirklich nicht wehleidig ist, zeigte er am Sonntag. Da ließ er sich beim Hals-Nasen-Ohrenarzt die Nase ohne große Betäubung einrenken. „Für fünf Sekunden zieht es den ganzen Körper zusammen, weil es so brutal ist, danach ist alles o.k.“, beschrieb er die Prozedur. Kein Wunder, dass ihn Trainer Dirk Schuster als „ganz harten Hund“ bezeichnete. Dass Vedad Ibisevic kurz nach dem Unfall gesagt hat, er sei selbst schuld gewesen, nimmt Hinteregger mit einem Achselzucken hin. „Ich will das Kopfballduell gewinnen, er will es gewinnen. Ich gehe mit dem Kopf nach unten, das war blöd von mir.“
Es war nicht das erste Mal, dass sich Hinteregger die Nase brach. Am 31. März 2013 hatte ihn sein damaliger Trainer Roger Schmidt (jetzt Leverkusen) bei RB Salzburg im Spiel gegen Austria Wien in der 46. Minute eingewechselt. Sechs Minuten später prallte er beim Kopfballduell mit dem Wiener Alexander Gorgon zusammen. „Ich bin noch in der Luft bewusstlos geworden und dann ungebremst auf den Boden geprallt. Ich war 20 Minuten weg“, erzählt er. Zwei Monate musste Hinteregger nicht nur mit einem Nasenbeinbruch, sondern auch mit einem komplizierten Augenhöhlenbruch pausieren. Austrias Trainer war damals Peter Stöger.
Hinteregger: Freue mich, Modeste zu stoppen
Den trifft Hinteregger am Samstag wieder. Stöger sorgt mit dem 1. FC Köln für Furore in der Bundesliga. Großen Anteil hat daran Mittelstürmer Anthony Modeste, 28. Mit zwölf Toren führt der Franzose zusammen mit Pierre-Emerick Aubameyang die Torschützenliste an. Hinteregger sagt: „Ich freue mich schon, ihn zu stoppen. Er hat einen Riesenlauf, es ist eine Riesenherausforderung. Was gibt es Schöneres?“
Hinteregger hat zehn der elf Punktspiele absolviert und sich langsam an die höheren Anforderungen gegenüber der österreichischen Liga gewöhnt. Dort war er mit RB Salzburg kaum gefordert. „Es war sicher einfacher, weil wir oft in der Halbzeit schon 3:0 oder 4:0 geführt haben. Da konntest du richtig zurückschalten, das kannst du beim FCA nicht. Du musst 90 Minuten konzentriert sein“, sagt er. Und Konzentration sei bisher immer ein kleines Problem von ihm gewesen. Doch das werde von Spiel zu Spiel besser.
Sein Formanstieg ist unübersehbar. Das liegt auch daran, dass Schuster Hinteregger und seine Kollegen gegen Ingolstadt und besonders gegen Berlin höher verteidigen ließ. „Das ist eher mein Spiel.“
Sein Selbstvertrauen wächst mit jeder guten Minute im FCA-Trikot: „Ich bin in den letzten Spielen immer besser in Fahrt gekommen, ich fühle mich von Spiel zu Spiel fitter und wohler.“ Darum wollte er auch die Partie in Köln keinesfalls verpassen. Sein Erfolgsrezept hat er sich schon zurechtgelegt. „Ich muss eng am Mann sein, immer einen Schritt schneller sein als er. Er wird alles reinhauen, dass er seinen Lauf fortsetzen kann. Ich werde alles reinhauen, dass ich ihn stoppe.“ Die Maske wird ihn daran nicht hindern.
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