Klaus Allofs: „Augsburg hat einen Riesensprung nach vorne gemacht"
Wolfsburgs Manager Klaus Allofs hatte Ärger mit seinem Ex-Klub Bremen. Darüber spricht er im Interview. Ebenso über „Wölfe“-Star Diego und über das Spiel gegen den FC Augsburg.
Sind Sie schon heimisch geworden in Wolfsburg?
Allofs: Ja, ich bin ja jetzt mittlerweile schon elf Monate hier und im Nachhinein betrachtet, war es auch genau die richtige Entscheidung. Denn es war nicht einfach, Werder Bremen nach so langer Zeit zu verlassen. Hier sind interessante Arbeitsbedingungen, ein interessantes Umfeld und ein interessantes Projekt. Nicht ganz einfach, aber das war ja von vorneherein klar.
Während der Woche gab es ein Störfeuer aus Bremen. Dort hat Präsident Klaus-Dieter Fischer die Personalpolitik in den vergangenen Jahren kritisiert, für die Sie mit zuständig waren. Etwas unverschämt, oder?
Allofs: Das ist jetzt Ihre Beurteilung. Ich bemühe mich, sachlich zu bleiben. Im August 1999 habe ich in Bremen angefangen und alle haben mitbekommen, was für eine Entwicklung der Verein genommen hat. In dieser Periode war das eine Erfolgsgeschichte. Das beinhaltet auch die Infrastruktur oder das neue Stadion. An dieser Erfolgsgeschichte hatte die Geschäftsführung, aber vor allem auch Trainer Thomas Schaaf und ich, maßgeblichen Anteil. Darum verwundert mich das Ganze. Aber es bringt wenig, ins Detail einzusteigen.
Aber es ärgert Sie sicherlich...
Allofs: Es ist einfach nicht die richtige Herangehensweise. Klar stimmt es, dass die beiden vergangenen Jahre in Bremen schwieriger waren. Aber man muss dort auch schauen, wo man hergekommen ist. Bremen hat sechs Jahre am Stück in der Champions League gespielt und hat auch Titel gewonnen. Das ist aber nicht der Normalfall für diesen Klub, der diese Voraussetzungen und dieses Umfeld hat. Man durfte nicht davon ausgehen, dass dies für Ewigkeiten Bestand hat, sondern dass es Aufs und Abs geben wird.
Diego ist ein Eckpfeiler des Wolfsburger Spiels
Momentan ist auch immer wieder Diego in Wolfsburg ein Thema. Die Medien sprechen schon von einem Abschied in der Winterpause. Angeblich lockt Atletico Madrid...
Allofs: Atletico Madrid ist anscheinend immer ein Thema. Das war auch so in der Sommerpause. Doch damit beschäftigen wir uns nicht. Unser Trainer Dieter Hecking war kürzlich im Doppelpass bei Sport1 und da haben wir uns klar positioniert. Diego ist ein Eckpfeiler unseres Spiels, aber eine Weiterverpflichtung muss auch klar überlegt sein. Wir müssen die Entwicklung der Mannschaft beobachten und können erst daran festmachen, was wir für personelle Entscheidungen treffen. Das gilt für Diego, für Olic und auch für ein paar andere Spieler. Aber Diego ist natürlich ein zentraler Spieler, der auch die Spielweise der Mannschaft mitbestimmt. Von unserer Seite gibt es in keinster Weise Überlegungen, ihn im Winter abzugeben.
Teamchef: Wer soll gegen Wolfsburg spielen?
Ja-Cheol Koo fällt im Spiel beim FC Augsburg aus. Er war ja in der vergangenen Saison noch in Augsburg. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Allofs: Er hat in der Vorbereitung neben Diego einige tolle Spiele gemacht. Leider hat er das in den ersten Bundesligaspielen nicht so umsetzen können. Er hat seine Form noch nicht gefunden. Aber wir sehen im Training, dass Koo ein außerordentlich guter Spieler ist und haben die Hoffnung, dass die Leistungen auch besser werden.
Eintracht Braunschweig hat zuletzt sein erstes Spiel ausgerechnet beim VfL Wolfsburg gewonnen. Wie haben Sie das Spiel gesehen?
Allofs: Das war eine Riesenenttäuschung. Auch für die Fans und das ganze Umfeld hier. Das hat die Aufbruchstimmung gestoppt. Da haben wir eine Menge kaputtgemacht. Wir waren 25 Minuten die spielbestimmende Mannschaft und haben dann den Gegentreffer bekommen. Schließlich wurde es zur Nervensache. Wir waren auch ungeduldig und unsicher.
Lob für Trainer Dieter Hecking
Was fehlt dem VfL für die internationalen Plätze?
Allofs: Wir haben eine schwere Saison hinter uns gebracht und waren von den Abstiegsplätzen teilweise nicht so weit entfernt. Seit Trainer Dieter Hecking da ist, macht die Mannschaft eine stetige Entwicklung durch. Seine Handschrift kann man erkennen. Aber die Konstanz ist noch nicht gegeben. Bis zum Braunschweig-Spiel waren wir zu Hause eine Macht. Auswärts sind wir bisher überhaupt nicht gefestigt. Aber wir haben vor der Saison gesagt, wir wollen besser sein als in der vergangenen. Da waren wir auf Platz elf. Mittelfristig wollen wir die internationalen Plätze erreichen, aber dafür müssen wir uns auch die notwendige Zeit nehmen. Wir wollen alles auf ein solides Fundament stellen.
Wie sehen Sie Augsburg in dieser Saison?
Allofs: (lacht) Leider gut. Es war schon eine tolle Geschichte, wie sich der FC Augsburg in der vergangenen Saison aus einer fast aussichtslosen Situation noch gerettet hat. Man merkt es der Mannschaft auch an, dass dies wie eine Befreiung war. Augsburg spielt jetzt viel mutiger. Die haben leistungsmäßig einen Riesensprung nach vorne gemacht.
In den bisherigen vier Bundesligaspielen gab es in vier Spielen zwei Siege für Augsburg und zwei Remis. Ist Augsburg ein Angstgegner für Wolfsburg?
Allofs: Ich glaube nicht. Jedes Spiel hat seine eigene Geschichte. Wenn wir unter unseren Möglichkeiten bleiben, wird es schwierig, in Augsburg etwas mitzunehmen. Aber wir haben auch eine Mannschaft, die eine gute Qualität besitzt. Das haben wir im letzten Auswärtsspiel bei den Bayern gezeigt (1:0 für Bayern, Anm. d. Red.). Wenn wir unser Potenzial nützen, dann sollten wir auch etwas holen.
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