Jeffrey Gouweleeuw hatte dringenden Gesprächsbedarf
Der Innenverteidiger des FC Augsburg war nach der 3:5-Niederlage gegen Borussia Dortmund sichtlich angefressen. Er war mit sich, seinen Mitspielern aber wohl auch mit Trainer Martin Schmidt nicht zufrieden
Es war Mitte der ersten Halbzeit, als FCA-Trainer Martin Schmidt Jeffrey Gouweleeuw zu sich an die Außenlinie beorderte und taktische Anweisungen gab. Da stand es noch 0:0 und die Augsburger hielten Borussia Dortmund, bei allem Auf und Ab noch immer eine der besten Mannschaften der Bundesliga, mit mutigem und intelligentem Pressingspiel gut in Schach. Als dann Florian Niederlechner in der 55. Minute mit seinem zweiten Treffer das 3:1 erzielte, schien der Matchplan des Augsburger Trainers aufzugehen. Allerdings machte sich da schon das Unheil an der Seitenlinie warm: der Dortmunder Neuzugang Erling Haaland, 19.
Genau 23 Minuten später hatte der junge Norweger, für den die Borussia 20 Millionen Euro an RedBull Salzburg überwiesen hatte, mit drei Treffern das Spiel gedreht, und vielleicht hätte sich der Augsburger Abwehrchef auch in dieser Phase Anweisungen oder personelle Konsequenzen von der Bank erhofft.
Zwar vermied es der 28-jährige Niederländer nach der 3:5-Niederlage, den Trainer zu nennen, doch es war ihm anzumerken, dass er ein Eingreifen von außen erwartet hätte: „Wir hatten zu viel Selbstvertrauen. Wenn du 3:1 gegen Dortmund führst, können wir nicht denken, dass wir 4:1 oder 5:1 gewinnen, und dass wir alle nach vorne laufen können und dort auch noch stehen bleiben. Das geht gar nicht.“ Man hätte auf Konter spielen müssen. „Das ist ja auch unsere Qualität und Stärke. Es sah für mich aus, als würden wir mit Dortmund mitspielen wollen, aber so weit sind wir noch nicht.“
Er selbst, der eigentlich zur Führungsgarde innerhalb der Mannschaft zählt, konnte seine euphorischen und auch ein wenig naiven Mitspieler nicht im Zaum halten. „Ich probiere es von hinten heraus zu organisieren, es hat nicht gut geklappt. Wir haben so viel richtig gemacht, aber dann ist es scheiße“, sagte er angesäuert.
Da turnte ein Tin Jedvaj plötzlich beim Stande von 3:3 in der gegnerischen Hälfte herum, da wurde vorne von den Stürmern nicht mehr richtig gepresst und trotzdem weit aufgerückt. Da ließ ein Routinier wie Stephan Lichtsteiner plötzlich seinem Gegenspieler Jadon Sancho zu viel Platz, den er in der ersten Hälfte noch gut in Griff hatte.
Gouweleeuw hatte gleich auf dem Spielfeld viel Redebedarf – wohl auch mit dem Schweizer. Der fühlte sich anscheinend als Sündenbock und verschwand wutschnaubend und vor sich hin grantelnd direkt in der Kabine.
Gouweleeuw war einfach total angefressen: „Wenn man die erste Stunde ansieht, müssen wir nicht verlieren. Aber dann machen wir es Dortmund zu einfach, kein Pressing auf den Ball, keine zweiten Bälle, sie können alle Bälle über uns auf die schnellen Spieler spielen. Entweder wir stehen tiefer, oder aber wir machen vorne Druck. So war es ein Zwischending.“
Und dann kam Erling Haaland, der wie ein Wintersturm durch die FCA-Defensive fegte. Und diese Unordnung nutzte eine der am besten ausgestatteten Offensiven der Liga, um mit zwei Toren innerhalb von zwei Minuten wieder ins Spiel zu kommen. Und da hätten selbst die Klopps, Mourinhos oder Guardiolas dieser Welt Probleme gehabt, ihr Team defensiver einzustellen.
Was auch gar nicht nötig gewesen wäre, meint Rani Khedira: „Man hat es in der ersten Halbzeit die letzten zehn Minuten doch gesehen, was passiert, wenn wir tief stehen. Da hatten wir noch weniger Zugriff. Wenn die mit ihren Qualitätsspielern 30 Meter vor unserem Tor stehen, klingelt es schneller als wir gucken können.“ Die FCA-Spieler waren sich also nicht eins, wie man auf die neue Situation hätte regieren sollen. Der defensive Mittelfeldspieler sah auf jeden Fall keine taktischen Defizite, sondern individuelle Nachlässigkeiten: „Es war ein Stück weit Naivität, wir haben ein Stück weit zu euphorisch nach vorne gespielt, haben die tiefen Laufwege nicht mehr aufgenommen. Wir haben einfach schlecht verteidigt.“
As die Adrenalinpegel nach diesen aufwühlenden 90 Minuten zum Rückrundenauftakt wieder ein wenig abgesunken waren, konnten die FCA-Akteure auch wieder einen Blick auf die positiven Aspekte lenken. Der FCA hatte einem der Großen der Liga lange Paroli geboten, den Zuschauern in der ausverkauften WWK-Arena ein Spektakel präsentiert. Es gab schon deprimierendere Samstage in Augsburg.
Selbst Chef-Skeptiker Jeffrey Gouweleeuw meinte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir vieles positiv gemacht haben, das müssen wir mitnehmen. Und wir müssen viel lernen aus diesem Spiel.“
Die Diskussion ist geschlossen.
Es ist ja nicht seit gestern bekannt, dass Erling Haaland Tore schießen kann. Der BVB musste, angesichts des 3:1 für den FCA reagieren und tat dies mit der besten Offensivwaffe, die auf der BVB Ersatzbank gesessen ist. Ich hätte mir vom FCA Trainer Schmidt eine entsprechende Gegenreaktion gewünscht, vieleicht Felix Udokhai einzuwechseln, um einen entsprechend schnellen Verteidiger gegen den großen, schlaksigen und verdammt schnellen Norweger zu stellen. Warum Schmidt eher offensiv eingewechselt/getauscht hat, war mir gestern im Stadion nicht klar. Wie die Vorredner schon gesagt haben, wir haben nicht auf Augenhöhe mit dem BVB gespielt. Ja, wir haben rund 55 Minuten die Grenzen der BVB Abwehr getestet und auch drei Mal zu unserem Vorteil genutzt. Danach fand aber fast nur noch der Borussen-Express in Richtung FCA Tor statt und hier hat der BVB die Grenzen der FCA Abwehr gnadenlos ausgenutzt. Das hätte Martin Schmidt erkennen und die Abwehr verstärken sollen. Hätte, hätte Fahrradkette... Passiert ist passiert, jetzt heißt es, die Alte Försterei zu stürmen, was sicherlich nicht viel leichter sein wird, hat doch Union 15 seiner 20 Punkte daheim geholt.
Martin Schmidt ist ein Showman, dem seine eigene Außendarstellung mindestens so wichtig ist wie der Erfolg des Vereins. Die ehrgeizigen Spieler wie Gouweleeuw wollen gewinnen, sonst nichts. Der Trainer muss aufpassen, dass er diese Spieler nicht verliert. Manager Reuter dürfte in diesem Fall, nämlich klar auf der Seite der Spieler stehen.
Sorry, bei meinem letzten Satz ist etwas falsch gelaufen. Wie gestern im Spiel halt auch...….
Wenigstens einer der sagt, warum das Spiel noch so ein Ende genommen hat.
Besser kann man den Dortmundern gar nicht in die Karten spielen.
Ab der Mittellinie freie Fahrt für Sancho und Co. - so war es auch schon beim dritten Gegentreffer in Leipzig gegen Werner u. Co..
Absicherung nach hinten gleich NULL. Harakiri bei 3:1 Führung! Die Dortmunder haben es dankend angenommen.
Bei disziplinierter Verteidigung wäre es auch für ein Dortmund schwer 4 Tore in 30 Minuten zu erzielen.
Die Medien hat´s gefreut. So bekamen sie ihre Haaland-Story.....
Und so bekamen die Medien ihre Haaland-Story.
k.brenner
Sie haben ja völlig Recht. Aber ich mag den Schmidt. Was für Klasse Spielzüge zu den Toren! Der FCA kann endlich guten schnellen Fußball spielen. Es fehlt noch die Fähigkeit, den Rhythmus zu wechseln und auch - unabhängig von Ein- und Auswechslungsgedanken - den Ball etwas länger in den eigenen Reihen zu halten und das Spiel, wenn nötig, auch einmal zu verlangsamen. Natürlich hätte man sich nach dem 3:1 mit der vordersten Front bis zu Mittellinie zurückziehen und vor dem eigenen Strafraum die Passwege möglichst zumachen können. Allerdings fielen die Toren 2 und 3 für Dortmund sehr schnell und die jungen Spieler (Richter, Vargas, Jensen) vergaßen kurz in einem Überschwang von Freude nach hinten zu arbeiten. Jedvaj stürmte sogar vor einem der Gegentore ohne Absicherung nach vorne.
Natürlich ist das undiszipliniert - aber warum nicht mal was riskieren und die positiven Erfahrungen mitnehmen? In Berlin gilt's - die spielerische Klasse des Dortmundspiels wieder zeigen und in der Abwehr sicher stehen - dann holt der FCA 3 Punkte!
Jeff hat doch zu 100 %. Wie schon in Leipzig 60 Minuten alles richtig gemacht. Wo ist der Coach , wenn die Spieler seine Hilfe brauchen. Bei einer 3:1 Führung darf man auch mal tiefer stehen ind defensiver spielen. Schmidt hat die Mannschaft super eingestellt, allerdings dauert ein Spiel 90 Minuten.