Flüchtlingskinder kicken mit FCA-Keeper Andreas Luthe
Mit dem Integrationsprojekt "Fremd wird Freund" wirbt der Augsburger Bundesligakicker Andreas Luthe für mehr Weltoffenheit und Toleranz. Welche Idee er hat.
Beim Fußball steht heutzutage selbst beim Jugendtraining der Leistungsgedanke im Vordergrund. Bei einem Fußballprojekt für Kinder in Augsburg geht es hingegen um ganz andere Dinge, obwohl ein Bundesligaprofi die treibende Kraft ist. "Fremd wird Freund" heißt die Initiative, die vor einem Jahr an den Start ging und kulturelle Grenzen einreißen soll.
Das Projekt wird vom Verein "In Safe Hands" organisiert, den der Ersatztorwart des FC Augsburg, Andreas Luthe, zusammen mit dem ehemaligen Profifußballer, dem Bochumer Keeper Jonas Ermes, gegründet hat. Auch der Deutsche Fußball Bund kümmert sich seit mehr als einem Jahrzehnt um die Integration. Bei der WM 2030 werde voraussichtlich jeder zweite deutsche Nationalspieler einen Migrationshintergrund haben, betont der DFB.
Das Integrationsprojekt ist kostenlos und unverbindlich
Das Leitbild von Luthes Vereins ist es, "den Fußball als interkulturelles und soziales Mittel nutzen, um eine friedliche, inklusive und bunte Umgebung zu schaffen, in der jedes Kind und jeder Jugendliche die gleiche Chance hat, seinen individuellen Lebensweg zu finden". Zur Umsetzung dieses Gedankens gibt es an drei Standorten in Augsburg ein offenes Training für Mädchen und Buben zwischen acht und zwölf Jahren.
Luthe selbst ist bei den Trainingsrunden vorne dabei. "Die Kinder sollen wissen, dass ich hinter dem Projekt stehe", sagt er. Das Training ist kostenlos und unverbindlich. Die Teilnahme soll den Kindern möglichst leicht gemacht werden, erklärt Projektleiter Fritjof Knier. "Einfach vorbeikommen und mitspielen." Deshalb gibt's auch keinen Papierkram und keine Anmeldeformulare. Für viele Kinder hat das offene Training einen festen Platz im Kalender. Luthe ist jedenfalls mächtig stolz, dass seine Schützlinge so viel Einsatz zeigen. Die meisten von ihnen sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und wohnen jetzt mit ihren Familien in einer der Siedlungen hinter der Sportanlage. Richtige Fußballschuhe trägt kaum einer. Die Freude, mit einem echten Profi um die Wette zu kicken, scheint zu überwiegen.
Dass es hier nicht um perfekte Pässe und ausgeklügelte Taktiken geht, ist schnell klar. Während ein paar Meter weiter der Nachwuchskader vom FCA auf Leistung getrimmt wird, geht es bei Luthes offenem Training um Fußball in seiner einfachsten und unkompliziertesten Art. So wie er jeden Tag in unzähligen Hinterhöfen auf der ganzen Welt gespielt wird. "Der Sport verbindet und Fußball ist unsere gemeinsame Sprache", sagt Luthe. Denn auf dem Fußballplatz sind weder Hautfarbe noch Religion von Bedeutung.
Fußball verbindet und schafft Freundschaften
Kamran aus Pakistan ist zum zweiten Mal dabei. Vor drei Jahren kam er nach Deutschland. Der elfjährige Bub träumt davon, eines Tages Arzt zu werden. "Fußball kann ich nicht so gut spielen", verrät er schüchtern. Doch hier trifft er Kinder in seinem Alter und das Training gefällt ihm. Deshalb sei er heute einfach wiedergekommen. "Wir möchten, dass die Kinder Vorurteile abbauen und Berührungsängste verlieren", erklärt Trainer Christian Sander. Seit Mitte des letzten Jahres engagiert sich der Augsburger in seiner Freizeit für das Projekt. Er wolle Werte vermitteln, sagt er. "Die Kinder lernen miteinander zu arbeiten und aufeinander aufzupassen."
Wie wichtig die Rücksichtnahme im Mannschaftssport ist, zeigt sich, als die Gruppe gemeinsam in einem großen Kreis über den Platz laufen soll. Die scheinbar simple Übung entpuppt sich als äußerst kniffelig, weil plötzlich jeder in seinem eigenen Tempo anfängt loszusprinten. Für die meisten endet der Versuch im Gras. Erst nach mehrmaligem Anlauf erreicht die Gruppe geschlossen und unfallfrei das Ziel. Der Jubel darüber ist groß und auch FCA-Profi Luthe ist zufrieden. ""Fremd wird Freund" bringt die Kinder zusammen und lässt sie zu einer Einheit wachsen", sagt er. Nach nicht mal zwei Stunden scheint die Welt tatsächlich ein Stück mehr zusammengerückt. Mohammed aus Syrien, dem jetzt der Schweiß auf der Stirn steht, drückt seine Mitspieler herzlich an sich, dann macht er sich zu Fuß auf dem Heimweg. "Ich habe hier Freunde gefunden", erklärt er glücklich. Das sei das Beste überhaupt.
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