Ein Schwabe will Augsburg die Punkte abnehmen
In Jena hätten die Fans vor drei Wochen auf die Frage über den Verbleib in der zweiten Fußball-Bundesliga wohl heftig den Kopf geschüttelt. "Nur ein Wunder kann uns noch retten", hatten sie die Hoffnung auf den Klassenerhalt beinahe schon aufgegeben. Jetzt sieht alles anders aus und ausgerechnet ein Schwabe will Augsburg die Punkte nehmen. Von Herbert Schmoll
Jena gilt als die Stadt der sieben Wunder. Hätte man in der Thüringer Stadt vor drei Wochen mit einem Fußballfan über die Chancen des FC Carl Zeiss, am Saisonende in der zweiten Fußball-Bundesliga zu bleiben, gesprochen, dann hätte dieser wohl heftig den Kopf geschüttelt. "Nur ein Wunder kann uns noch retten", hatten sie im Herbst die Hoffnung auf den Klassenerhalt beinahe schon aufgegeben. Mittlerweile, drei Spiele und sieben Punkte später, ist an der Saale der Glauben an den Verein zurückgekehrt.
"Wir sind wieder dran", sagt Michael Stegmayer, der aus Syrgenstein-Altenberg (Kreis Dillingen) stammende Abwehrspieler, der seit Saisonbeginn in Jena unter Vertrag steht. Das rettende Ufer ist nur noch vier Punkte entfernt, vor einer Woche gelang den Ostdeutschen mit einem 3:2-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern eine echte Sensation.
Bereits in der vergangenen Saison war der Traditionsklub schon so gut wie abgestiegen. Erst am letzten Spieltag gelang nach einer grandiosen Aufholjagd der Klassenerhalt, ausgerechnet mit einem Sieg in Augsburg. In dieser Saison sollte sich nun vieles zum Guten wenden. Doch es sollte anders kommen.
Obwohl sich Jena mit dem tschechischen Star Jan Simak spektakulär verstärkte, kamen die Thüringer nicht aus den Startlöchern. Die üblichen Mechanismen griffen, Trainer Frank Neubarth wurde in die Wüste geschickt, Valdas Ivanauskas sollte es richten. Doch der ehemalige Bundesligaprofi aus Litauen, dem sie beim Hamburger SV den Spitznamen "Ivan der Schreckliche" verpassten, konnte zunächst keine Wunderdinge vollbringen. Er wurde flugs nur zum Trainer auf Probe. Dies trug nicht gerade zur Ruhe im Verein bei, zumal Vereinschef Rainer Zipfel mit möglichen russischen Millioneninvestoren kokettierte.
Was bei den Fans gar nicht gut ankam. Schließlich hat der Verein eine ruhmreiche Vergangenheit. 1971 erreichte Carl Zeiss das Europacupfinale der Pokalsieger gegen Tiflis (1:2), Trainerkapazitäten wie Georg Buschner oder Hans Meyer starteten dort ihre Karriere, Nationalspieler wie Bernd Schneider oder Robert Enke schnürten ihre Stiefel für Jena.
Zurück zu Michael Stegmayer. Obwohl sich der Schwabe in Thüringen zunächst sehr schwer tat und ausgerechnet im letzten Spiel von Frank Neubarth erstmals in der Startformation stand, fühlt er sich wohl. Zu Saisonbeginn war er vom VfL Wolfsburg nach Jena gewechselt, "Felix Magath hat mir dazu geraten. Für mich ist es wichtig, spielen zu können. Das kann ich in Jena". Dinge, die im Umfeld passieren, "die darf man nicht so nahe an sich ran lassen", erklärt er und spielt damit auf die Probleme des Klubs in den vergangenen Monaten an. Mittlerweile hat er sich einen Stammplatz auf der linken Abwehrseite erkämpft. Dass der FC Carl Zeiss seine kleine Erfolgsserie gegen den FCA ausbauen kann, davon ist Stegmayer überzeugt. "Wir sind in guter Verfassung." Obwohl er im Einzugsgebiet des FCA aufgewachsen ist, war der Verein für ihn bisher nie ein Thema. Als Nachwuchsspieler wechselte er aus Altenberg zu den Ulmer Spatzen, dann zog es ihn in die Eliteschule des FC Bayern München.
FC Augsburg und Michael Stegmayer. Eine nähere und intensivere Beziehung gab es da noch nicht. Doch was noch nicht war, das kann ja noch werden.
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