Lucas Hernández: Ein guter Zeitpunkt, um anzukommen
Lucas Hernández konnte beim FC Bayern noch nicht nachweisen, warum er 80 Millionen Euro gekostet hat. Nun aber könnte sich erstmals sein Wert zeigen.
Jérôme Boateng ist äußerst beliebt in der Mannschaft. Der Innenverteidiger des FC Bayern macht sich häufiger um das Binnenklima verdient, im vergangenen Sommer lud er beispielsweise in den heimischen Garten zu einer kleinen Grillfeier. Der 31-Jährige haderte damals nicht lang mit seinem angestrebten und gescheiterten Vereinswechsel, sondern umsorgte einige seiner Mannschaftskameraden mit feinsten Fleischwaren.
Die Innenverteidiger des FC Bayern
Mit dabei in der achtköpfigen Runde waren unter anderem Javi Martínez, Niklas Süle und Lucas Hernández. Boateng scheint aus dem Konkurrenzkampf um die beiden Innenverteidiger-Positionen keine persönliche Geschichte machen zu wollen. Im Gegenteil. Mit zwei Fouls, die eher im mäßig cleveren Bereich zu verorten sind, machte er sich bei zwei seiner Kollegen beliebt. Von der Roten Karte im Hinspiel gegen Frankfurt profitierte Javi Martínez, der anschließend in die Mannschaft rückte (Niko Kovac allerdings verlor nach der 1:5-Niederlage seinen Job).
Vergangenen Sonntag in Köln schließlich grätschte Boateng seinem Gegenspieler Jhon Córdoba reichlich unmotiviert in die Parade – beim Stand von 3:0 für die Münchner. Die fünfte Gelbe Karte hat zur Folge, dass er die Partie am Freitag gegen den SC Paderborn (20.30 Uhr, Sky) verpasst. Davon wiederum profitiert Lucas Hernández. Jener Mann also, dem seit seinem Wechsel im vergangenen Jahr das Prädikat des teuersten Einkaufs der Vereinsgeschichte zu eigen ist. Die Münchner überwiesen 80 Millionen Euro an Atlético Madrid, um sich die Dienste des Linksfußes zu sichern. Er erschien zu seinem Dienstantritt kniegeschädigt und kurz nachdem er sich in die Mannschaft verteidigt hatte, riss ihm das Innenband im Sprunggelenk. Noch also hat das Kosten-Nutzen-Konto starke Schlagseite.
Die Partie gegen Paderborn könnte nun aber eine Ahnung vom weiteren Saisonverlauf geben. Auf Paderborn folgt die Partie beim FC Chelsea. Die Münchner haben Hernández nicht für Spiele gegen ostwestfälische Abstiegskandidaten verpflichtet. Boateng gilt seit Monaten als Aushilfe. Der Zeitpunkt rückt näher, an dem er mehr Aus als Hilfe ist. Hernández wiederum hat bei seinen bisherigen Einsätzen höchstens angedeutet, dass er in den kommenden Jahren ein stabilisierender Faktor in der Defensive sein soll. Zudem gereicht ihm gerade zum Nachteil, was ursprünglich mal Vorteil war. Sein linker Fuß ist mit mehr Gefühl gesegnet als sein rechter.
Neben Hernandez wird Alvaro Odriozola verteidigen
Weil nun aber mit Niklas Süle, Javi Martínez und Boateng drei Rechtsfüßer ausfallen, wird Hernández auf deren Seite aushelfen. Neben dem Franzosen werden dann die Münchner Fans erstmals Winterneuzugang Álvaro Odriozola in der Anfangsformation begrüßen. „Er wir auf der rechten Seite spielen. Das ist seine Position, die er im Training ausgefüllt hat. Damit war ich sehr zufrieden“, sagte Trainer Hansi Flick auf der Pressekonferenz vor dem Spiel .
Odriozola und Hernández wurden unter unterschiedlichen Vorzeichen verpflichtet. Der eine als langfristige Verstärkung, der andere als kurzfristige Alternative. Angekommen sind beide noch nicht wirklich.
Das Spiel gegen Paderborn könnte nun ein erster Schritt dafür sein. Auf die integrative Kraft Boatengs sollten sich die beiden jedenfalls nicht verlassen. Weitere Platzverweise des Innenverteidigers sind nicht zwingend zu erwarten – und Grillfeiern im Februar befinden sich nicht im Portfolio des Münchner Vergnügungswartes.
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