Jamal Musiala wird mit dem Besten verglichen. Wie schon etliche vor ihm. Niemand aber entledigte sich des Drucks derart spielerisch.
War früher natürlich schon besser. Da wurde nicht jeder Sechsjährige, der den Ball verletzungsfrei dreimal mit dem Fuß jonglieren konnte, als nächster Maradona gepriesen. Die permanente Verfügbarkeit von Videokameras hat neben unzähligen Gigabyte hach wie lustiger Katzen dazu geführt, dass auf jedem Dorfplatz der nächste Messi vermutet wird. Wo gefälschte Profile auf den sozialen Netzwerken noch digitalen Platz lassen, wird von Heldentaten der Kinder gekündet. Bislang ist kein Fall eines Wunderkindes bekannt, das später Wunder bewirkte. Öfter füllt es Regale auf und berichtet, wie ihm eine Verletzung/die erste Liebe/Alkohol die große Karriere kosteten.
Jamal Musiala ist dem gefährlichen Alter des Nachwuchs-Messis gerade entwachsen. Zuletzt nannte ihn der Boulevard Messiala, weil er gar so leichtfüßig durch die gegnerische Abwehr dribbelt. Am Samstag bereitete er zwei Treffer vor die Münchner grüßen vor der WM-Pause von der Tabellenspitze.
Vom Alpen- und Karpaten-Maradona
Vergleiche mit den Besten müssen nicht hinderlich für die Karriere sein. Einst nannten sie einen Österreicher Alpen-Maradona und der so bekosenamte Andreas Herzog führte manch wunderbares Kunststück auf. Gleiches galt für den rumänischen Karpaten-Maradona Gheorghe Hagi.
Mario Götze sollte einst zeigen, dass er besser als Messi sei – was ihm überraschenderweise in einem legendären Moment gelang. Und Musiala? Will einfach nur spielen. Und macht das auch. Wie ein Kind auf einer beliebigen Bezirkssportanlage. Als wären nicht Dutzende Kameras auf ihn gerichtet. Erwartungen können lähmen. Sich von ihnen frei zu machen, führt mitunter zu großer Kunst. So wie bei Maradona, Messi – und Musiala.
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