Das Löwen-Rätsel: Warum scheiterte das Millionen-Geschäft?
Es wird immer verwirrender: Der Geldgeber der Münchner Löwen hat sich zurückgezogen. Aber niemand weiß genau, wer schuld an der Entwicklung ist: Der Investor, die Liga, der Verein oder ein Aufsichtsrat?
Vor einer Woche sah alles toll aus: Ex-Löwe Miroslav Stevic kam als Sportdirektor und brachte Millionen mit zum klammen Fußball-Zweitgligisten. Die Zukunft sah plötzlich rosig aus. Seit Montagabend geht es aber wieder rund. In Kurzform:
Alles begann mit einer gehaltvollen Pressemitteilung. Das Löwen-Präsidium verkündete am Montagabend, dass der Einstieg der Berliner Unternehmensgruppe "bis auf weiteres auf Eis" liege. Geldgeber Nicolai Schwarzer verkündete seinen Rückzug. Der Grund: Die Deutsche Fußball-Liga habe Bedenken gegen das Millionen-Geschäft.
Es begannen turbulente Stunden. Löwen-Vizepräsident Franz Maget trat in Blickpunkt Sport auf und versuchte zu erklären, was kaum zu erklären war. Und am Dienstagvormittag konterte die gescholtene DFL mit einer eigenen Pressemitteilung: "Es gibt bislang keine Untersagung des angekündigten Investoren-Einstiegs", erklärte die Liga. Und es seien weitere Gespräche notwendig.
Wie kompliziert die Lage ist, zeigt ein Bericht der . Ihre Spekulation: "Hat der Münchner OB den Investor gestoppt?" Der Löwen-Aufsichtsrat und Münchner Oberbürgermeister Christian Ude wird in der mit den Worten zitiert: "Ich habe massive Zweifel bekommen, ob diese Verträge bei der Deutschen Fußball-Liga genehmigungsfähig wären."
Der Oberbürgermeister sprach auch einen Punkt an, der von der DFL offenbar besonders kritisch gesehen wird: "Es ist in den Verträgen von Einflussnahmen des Investors die Rede, die man als bestimmend ansehen kann", sagte Ude. Die Liga will nicht, dass Geldgeber in die vereinsgeschäfte eingreifen. Offenbar besteht der Verdacht, dass Schwarzer die Millionen nur überwies, weil Miroslav Stevic zum Sportdiretor aufstieg und sein Vorgänger Stefan Reuter gehen musste. Stevic und der Geldgeber kamen vor einer Woche zeitgleich zu den Löwen. Schwarzer wollte die Millionen als nachrangiges Darlehen an 1860 München geben. Er hätte im Gegenzug an einem möglichen Gewinn profitiert und sich Anteile am Verein sicher können.
Der neue Sportdirektor Stevic will nach eigenen Worten trotz des geplatzten Geschäfts weitermachen. Nach Angaben der Abendzeitung kam er am Dienstag wie üblich zur Arbeit und sagte: "Ich mache weiter." Auch die beiden Neuzugänge Antonio Rukavina und Nikola Gulan könnten bleiben.
Brauner: Das macht mich nur noch traurig
Löwen-Aufsichtsrat Jo Brauner hat genug vom Durcheinander. Er tritt nach Informationen der Abendzeitung zurück. Der Entschluss sei schon vor dem Aus des Millionen-Geschäfts gefallen. "Bei 1860 kann man bestimmte Dinge einfach nicht mehr mittragen. Dass dieser Investor-Deal geplatzt ist, ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Das macht mich nur noch traurig", sagte er. Der Aufsichtsrat wusste nach eigenen Angaben gar nichts von den Gesprächen mit dem Geldgeber aus Berlin, so die Zeitung. Das kritisierte auch Aufsichtsrat Ude: "Es ist grundsätzlich nicht gut, wenn das Präsidium Geschäfte aushandelt. Geschäfte sollte die Geschäftsführung wahrnehmen."
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