Hummels überragt, Özil fällt ab
Beim 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft überzeugt vor allem die Defensive. Im vorderen Bereich gibt es allerdings noch Optimierungspotenzial.
Manuel Neuer: Wusste nach 12 Minuten, warum er trotz vorhandener Fähigkeiten nicht Feldspieler geworden ist. Postiga räumte ihn im Stile Katsche Schwarzenbecks ab. Zeigte anschließend, dass er ebenso weit fausten wie abwerfen kann. Rettete kurz vor Schluss gegen Varela. Lieferte bereits im ersten Spiel genug Argumente, um am Ende des kontinentalen Titelkampfs ins Allstar Team gewählt zu werden.
Jerome Boateng: Im Duell mit Ronaldo mindestens genauso aufmerksam wie beim nächtlichen Treffen mit einem, sagen wir mal, Model. Gönnte dem portugiesischen Superstar nur einmal das Vergnügen, ihn mit einer Kombination aus Hüftwacklern und Übersteigern zu narren. Entnervte Ronaldo entgültig, als er ihm einschussbereit vor dem Tor stehend den Ball spektakulär vom Fuß grätschte. Eine beinahe lahmeske Leistung.
Mats Hummels: Warum nochmal genau hätte Per Mertesacker in der Startelf stehen sollen? Bester deutscher Spieler. Überragendes Stellungsspiel. Grandiose Zweikampfführung. Spielmacher aus der Abwehr. Sein bisher bestes Länderspiel - und schon nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken.
Holger Badstuber: Wäre Hummels nicht gewesen, Badstuber wäre als der Sicherheitsdienst des deutschen Spiels gefeiert worden. Nicht ganz so präsent im Spielaufbau wie bei seinem Heimatverein. Doch anstatt van Buyten oder Boateng hatte er auch Hummels neben sich. Die deutsche Innenverteidigung hinterließ am ehesten den Eindruck für höhere Meriten bereit zu sein.
Philipp Lahm: Spielte in der zweiten Halbzeit innerhalb von fünf Minuten mehr Fehlpässe als in der kompletten Saison beim FC Bayern. Waren zwar nur zwei, ist für den sonst so fehlerfreien aber trotzdem eine außerordentlich miserable Quote. Legt man aber Maßstäbe wie bei einem handelsüblichen Außenverteidiger an, immer noch eine solide Partie.
Sami Khedira: Übernahm die Mehrzahl der Ballschleppdienste im MIttelfeld, weil Schweinsteiger ganz offensichtlich noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Musste in der zweiten Halbzeit seinen Dienstleistungsaufgaben Tribut zollen. Ließ aber trotzdem kaum Konter der Portugiesen zu. Zeigte mit seiner Torvorlage, wie einfach Fußball mitunter sein kann. Wenn man keine Lösungen im schnellen Passspiel findet, ist auch ein schnöder Flankenball in die Mitte mal ein probates Mittel.
Bastian Schweinsteiger: Wie beruhigend für jeden Amateurfußballer zu sehen, dass selbst formidable Kicker wie Schweinsteiger nach Verletzungen wohl längere Zeit brauchen, um wieder in Form zu kommen. Vor allem an ihm lag es, dass das deutsche Spiel selten Tempo aufnahm. Das Schwungrad hakte.
Thomas Müller: Ein typisches Müller-Spiel. Versuchte viel. Es gelang bei weitem nicht alles. Versucht es trotzdem einfach weiter. In der zweiten Hälfte der größte deutsche Aktivposten in der Offensive.
Mesut Özil: Kaum Ideen, kein Glanz. Eines der schwächeren Länderspiele des Madrilenen.
Lukas Podolski: Schoss so ziemlich alles an, was ein rotes Trikot anhatte. War nicht sonderlich wählerisch, was die Auswahl seiner Torschüsse anbetraf. Bemüht. Tauchte später unter.
Mario Gomez: Stand kurz vor der Auswechslung. Keiner hätte dem Bundestrainer einen Vorwurf gemacht. Der sich später feiern lassen konnte, Gomez aufgestellt zu haben. So einfach ist Fußball. Wer trifft, hat Recht. Gomez spielte nicht schlecht, auch nicht glücklos. Lediglich unauffällig. Bis zur 72. Minute, die ihm zumindest einen weiteren Startelfeinsatz gesichert haben dürfte.
Miroslav Klose: Zeigte in den wenigen Minuten, in denen er spielen durfte, dass er gegenüber Gomez Vorteile im Umgang mit dem Ball hat. Darauf kommt es allerdings nicht immer an. Auch beruhigend für Amateurfußballer.
Toni Kroos: Löste für die letzten paar Minuten den indisponierten Özil ab.
Lars Bender: Zeigte nach seiner Einwechslung für Müller in der Nachspielzeit Sprinterqulitäten, als er von der Mittellinie in den Strafraum rannte um einen Eckball zu verteidigen.
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