Mario Götze: Großes Talent - und trotzdem nur zweite Wahl
Mario Götze ist einer der talentiertesten deutschen Fußballer der vergangenen Jahrzehnte. Das alleine reicht aber wohl nicht für den FC Bayern. Ein Porträt.
Was bitte sollte nach dieser 113. Minute noch kommen? Mario Götze hatte soeben das 1:0 gegen Argentinien erzielt. Weil es das Finale um die Weltmeisterschaft war und Götze mit jenem Tor der Siegtreffer gelang, war ihm ein Platz in der Ahnengalerie des deutschen Fußballs sicher. Mit 22 Jahren. In einer Reihe mit Helmut Rahn, Gerd Müller und Andreas Brehme.
Götze aber war für seinen Vereinstrainer von Bayern München, Pep Guardiola, nicht der Schütze des Siegtores im WM-Finale, sondern ein nicht optimaler Ersatz für Neymar. Der spanische Trainer hätte zu seinem Amtsantritt 2013 lieber den brasilianischen Star als Willkommenspräsent erhalten. Götze war nur zweite Wahl.
Andererseits gilt Guardiola als einer der wichtigsten Gründe, weshalb sich Götze sehenden Auges dem Hass zahlreicher Dortmunder Fans aussetzte. Der kleine Dribbler wollte unbedingt für den damals landläufig als besten Trainer der Welt bezeichneten Spanier spielen. Er machte von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch, die es ihm erlaubte, für 37 Millionen Euro seinen Arbeitgeber zu wechseln.
Für Götze war der Wechsel nach München auch ein wenig Rückkehr. Seine ersten Lebensjahre hatte er in Ronsberg bei Memmingen verbracht. Dann zog es seine Familie nach Dortmund, weil dort Vater Götze eine Professur für Datentechnik erhielt.
Mario Götze ist beim FC Bayern nur noch eine Randerscheinung
Mario Götze entwickelte sich fulminant auf dem Fußballfeld. Er galt bald als einer der besten deutschen Nachwuchsspieler der letzten Jahrzehnte. Mit 17 Jahren kam er unter Jürgen Klopp zu seinem ersten Bundesligaspiel. Danach: Nationalmannschaft, Nominierung für den EM-Kader 2012, Meisterschaften, Pokalsieg. So sehenswert er Gegenspieler narrte, so schwammig war und ist sein Bild in der Öffentlichkeit. Kaum Griffiges, keine Skandale, Beziehung mit einem Model, Phrasen.
In den sozialen Medien gibt sich Götze scheinbar offen. Beinahe 20 Millionen Menschen folgen ihm über Facebook, Instagram und Co. Darauf zu lesen sind Weisheiten wie jene, dass man immer an sich glauben müsse. Garniert werden diese Aussagen mit Schlagwörtern wie „Vertrauen“ oder „Stärke“. Auf Englisch natürlich. Die Marke „Götze“ ist eine internationale.
Götze ist beim FC Bayern nur noch eine Randerscheinung. Wahrscheinlich ist, dass er den Verein im Sommer 2016 wieder verlässt. Sein Ex-Klub Dortmund soll bereits vorsichtig Interesse angemeldet haben. Anders als beim FC Bayern hat sich der 23-Jährige bei der Nationalmannschaft immer wohlgefühlt.
Bundestrainer Joachim Löw hat ihm für die Partie heute gegen Italien eine Einsatzgarantie gegeben. Jener Löw, der Götze vor seiner Einwechslung gegen Argentinien gesagt hatte, er solle der Welt zeigen, dass er besser als Messi ist. Das ist Götze natürlich nicht. Dafür hat er das Siegtor in einem WM-Finale geschossen. Messi nicht.
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