Löw fordert Leidenschaft: "Emotionaler spielen"
Düsseldorf (dpa) - Mit Volldampf Richtung Südafrika: Bundestrainer Joachim Löw fordert vor dem Länderspiel-Start im Jahr 2009 mehr Leidenschaft und beordert beim ersten Stimmungstest Rebell und Antreiber Torsten Frings wieder in seine Startformation.
"Wir müssen viel emotionaler auftreten als noch gegen England und wichtige Erkenntnisse für die nächsten Spiele herausziehen", sagte der DFB- Chefcoach vor der Partie am Mittwoch in Düsseldorf gegen Norwegen. Gleich zu Beginn des Jahres will Löw sein Team auf einen "heißen Herbst" einschwören, in dem es beim Top-Duell in Russland wohl um das Ticket für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gehen wird. "Das ist unser wichtigstes Ziel", sagte Löw.
In ungewohnter Offenheit gab der Bundestrainer schon am Vortag der Partie Einblicke in seine sonst streng geheim gehaltenen Personalplanungen - und kündigte unter anderem die Rückkehr von Frings an. Der im Herbst 2008 von ihm ins zweite Glied versetzte Profi von Werder Bremen könne sich berechtigte Hoffnungen auf einen Einsatz in der Startformation des Vize-Europameisters machen, bestätigte Löw. Frings hatte nach den Querelen im Vorjahr, die ihn sogar offen über einen Rücktritt nachdenken ließen, leise wieder seine Ansprüche angemeldet. "Mein letztes Länderspiel von Anfang an war das EM-Endspiel - ich denke, dass ich jetzt mal wieder dran wäre", sagte er in mehreren Zeitungsinterviews.
Mit dem Einsatz seiner Kritiker Frings und Michael Ballack signalisiert Löw, dass die öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung mit den Führungskräften für ihn tatsächlich ad acta gelegt ist und er auf dem Weg nach Südafrika auch auf seine Routiniers setzt. "Er hat eine komplette Vorbereitung absolviert und ist wieder in einer wesentlich besseren körperlichen Verfassung", attestierte Löw dem Abräumer Frings. An Kapitän Ballack, der gegen Norwegen sein 90. Länderspiel bestreitet, führt für Löw ohnehin kein Weg vorbei.
Beim wichtigen ersten Jahres-Test soll René Adler 90 Minuten das Tor hüten, kündigte Löw an. Der Leverkusener bekommt bei seinem vierten Länderspieleinsatz trotz zuletzt gezeigter Schwächen den Vorzug vor dem Bremer Tim Wiese. Eine dauerhafte Entscheidung über die Nummer 1 im Tor sei dies aber nicht. Schon bei den nächsten WM- Qualifikationsspiele im März werde Robert Enke ("Auch er genießt unser volles Vertrauen.") in den Torwart-Dreikampf wieder eingreifen.
Im Sturm setzt Löw in seiner Startelf auf Mario Gomez als Podolski-Ersatz neben Miroslav Klose. "Er hat einen guten Start in die Bundesliga-Rückrunde gezeigt", lobte der Bundestrainer den Stuttgarter Torjäger, der sich selbstkritisch zeigte. "Ich habe ein Stück weit etwas gut zu machen", sagte Gomez nach seinen zuletzt enttäuschenden Auftritten im DFB-Trikot.
Allerdings werden alle vier eingeladenen Angreifer gegen die Defensivmacht Norwegen eine Bewährungschance erhalten - also auch die Leverkusener Patrick Helmes und Stefan Kießling. Wegen des Bundesliga-Spiels zwischen Leverkusen und Hoffenheim nur 48 Stunden nach dem Duell in Düsseldorf versprach Löw nach Rücksprache mit den Vereinstrainern Bruno Labbadia und Ralf Rangnick, aus Rücksicht Akteure der beiden Clubs mit Ausnahme von Adler nicht die gesamte Spielzeit einzusetzen.
Eine Spielgarantie erhielten auch die beiden Neulinge Mesut Özil und Andreas Beck. Während Özil - der nach seiner Entscheidung für Deutschland mit Anfeindungen aus der Türkei fertig werden muss - für einen Teilzeitauftritt eingewechselt werden wird, könnte Beck sogar in der Startformation stehen. Auf der rechten Abwehrseite wird der Hoffenheimer in jedem Fall im Job-Sharing mit Andreas Hinkel 45 Minuten den verletzten Berliner Arne Friedrich vertreten. "Egal wie lang ich spiele, ich werde jede einzelne Minute genießen", sagte Beck.
Mit der Partie gegen die Nordlichter, für die am Vortag noch 10 000 der insgesamt 49 000 Eintrittskarten zu haben waren, ist der Kampf um die WM-Tickets auch intern offiziell eröffnet. "Das Spiel ist wichtig, gegen Norwegen geht es auch um die Plätze", sagte Linksverteidiger Philipp Lahm. Die Skandinavier sind dabei zum Vorspielen ein willkommener Auftakt- und Aufbaugegner. Die einzige Niederlage liegt fast 73 Jahre zurück. In 19 Partien gab es 13 Siege, und der Gegner kommt aus dem tiefsten Winter. In Norwegen beginnt die Saison erst wieder in einigen Wochen. In Düsseldorf erwarten die DFB-Akteure trotz Sturmwarnung frühlingshafte Bedingungen. Auf 16 bis 18 Grad wird die LTU-Arena bei geschlossenem Hallendach aufgeheizt. Und ein frischer Rasen wurde in Windeseile auch noch verlegt.
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