Rensing fordert Butt: "Bis zum bitteren Ende"
München (dpa) - Wäre der Wechsel des umworbenen Torhüters Manuel Neuer von Schalke 04 zum FC Bayern München geglückt, würde es den Zweikampf zwischen Jörg Butt und Michael Rensing überhaupt nicht geben.
Nun aber streiten sich der 35 Jahre Routinier Butt und der von Jürgen Klinsmann abgesägte, zehn Jahre jüngere Rensing um den Stammplatz im Tor des Fußball-Rekordmeisters - zur Zeit scheint der Oldie einen Vorsprung zu haben. "Das ist völlig uninteressant", sagte der einst als klare Nummer 2 verpflichtete Ex-Leverkusener Butt, der beim Training in Donaueschingen wieder hinter der A- Formation im Tor stand. "Jetzt es ist erstmal wichtig, eine gute Vorbereitung zu absolvieren."
In dieser vorsaisonalen Phase durfte der Vize-Weltmeister von 2002 auch in den Tests mit der Stammverteidigung proben, Rensing nur mit der Reserve. "Der Trainer hat schon mal vor gesamter Mannschaft gesagt, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist", bekräftigte Rensing und glaubt weiter an seine Chance. Dass der Club sich im Vorfeld um eine neue Nummer 1 bemüht hat, dürfte die beiden einigermaßen irritiert haben. "Wir haben es zur Kenntnis genommen", betonte Rensing sachlich.
Erstmals seit anderthalb Jahrzehnten ist die T-Frage bei dem Club, bei dem herausragende Torwartfiguren wie Sepp Maier, Jean-Marie Pfaff oder Oliver Kahn die Mannschaften prägten und auch Toni Schumacher im Spätherbst seiner Karriere noch einmal ein Kurz-Gastspiel gab, wieder offen. Anders als im Vorjahr, als für Rensing der Platz als Kahn- Nachfolger fest reserviert war, muss er diesmal hinten anstehen. "Die Entscheidung des alten Trainers hat zu der Situation geführt, wie sie ist, und damit muss ich umgehen. Ich bin eher in der Situation des Herausforderers", erklärte der frühere U-21-Nationaltorwart. Trotz des Frustes aus dem Vorjahr und des harten Konkurrenzkampfs sei das Verhältnis kollegial. "Es herrscht kein Krieg".
Rensing vermeidet es, das Wort "Klinsmann" in den Mund zu nehmen, denn die Wut über den Ex-Coach ist noch groß. Vor dem Champions- League-Spiel gegen den FC Barcelona im April nahm Jürgen Klinsmann den Austausch zu Butt vor. Dabei blieb es. Ein Wechsel, der den 49-maligen Bundesliga-Spieler nicht nur den Stammplatz im Tor kostete, sondern vielleicht auch die ganz große Torwartkarriere. Retten kann er es, zumindest fürs erste, nur noch, wenn er sich jetzt gegen Butt durchsetzt. An eine Flucht verschwendet er derweil keine Gedanken. "Hinschmeißen ist nicht mein Ding, ich ziehe, was ich anfange, bis zum bitteren Ende durch", betonte Rensing.
Falls er sich nicht als überzeugende Nummer 1 behauptet, dürfte die Frage nach einem neuen Mann im Tor - auch angesichts des Alters von Butt - nur verschoben sein. Entsprechend kritisch wird weiter beobachtet, aber das war bei Rensing auch schon im Nach-Kahn-Jahr der Fall. "Wenn es nicht so läuft, ist neben dem Trainer der Torhüter nach einem Generationswechsel der erste, auf den geschaut wird. Das ist normal", blickte Rensing zurück. "Ich denke, dass die letzte Saison mich Einiges gelehrt hat. Was viel Schlimmeres kann einem Spieler nicht passieren, dazu kam noch die Fingerverletzung."
Nun sind beide Keeper fit und freuen sich, dass sie unter Neu- Trainer Louis van Gaal nicht nur die Tore verhindern sollen. "In Holland hat der Torhüter eine etwas andere Rolle als in Deutschland", sagte Butt, "er wird als elfter Feldspieler gesehen, er soll aktiv am Spiel teilnehmen und die Abwehr unterstützen. Darauf legt Louis van Gaal sehr viel Wert." Rensing sieht sich im Vergleich zum 35-jährigen Butt, der in Leverkusen und Hamburg als Elfmeterschütze überzeugte, auch in Sachen Passspiel nicht im Nachteil. "Ich denke nicht, dass er fußballerisch besser ist als ich. Ich kann sehr gut mitspielen."
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