Ein Albtraum ohne Erwachen
Drei Trainer mussten gehen. Dazu der Sportdirektor und ein Geschäftsführer. Ein Rückblick auf die Saison des FC Ingolstadt, die mit großen Ambitionen begann
Eine total verkorkste Saison ist für den FC Ingolstadt mit dem Abstieg zu Ende gegangen. Die Neuburger Rundschau blickt auf eine Spielzeit zurück, in der so ziemlich alles schiefgelaufen ist.
30. Juli Der FC Ingolstadt gewinnt die Generalprobe gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach mit 1:0, bleibt damit auch im siebten Testspiel ungeschlagen und geht mit einem „guten Gefühl“ (Trainer Stefan Leitl) in die neue Saison, in der man sich zumindest Außenseiterchancen im Aufstiegskampf ausrechnet.
4. August Das Auftaktspiel bei Jahn Regensburg geht mit 1:2 verloren. Schlimmer noch: Die Führungsspieler Christian Träsch und Almog Cohen haben sich noch vor der Partie verletzt und fallen für lange Zeit aus. Stammtorhüter Örjan Nyland wird zudem am Tag vor dem Spiel in einer Nacht- und Nebelaktion nach England zu Aston Villa verkauft.
16. September Das Unheil nimmt seinen Lauf. Der FC Ingolstadt geht beim VfL Bochum mit 0:6 unter, die Kritik an Stefan Leitl wird lauter.
22. September Einen Tag nach der 0:1-Niederlage gegen den FC St. Pauli wird Leitl zusammen mit seinem Co-Trainer André Mijatovic beurlaubt. Drei Tage später holt der FCI Alexander Nouri als Nachfolger. Ein Fehlgriff, wie sich in den Wochen danach zeigt.
19. Oktober Nouri konnte in der zurückliegenden Länderspielpause nach drei Pleiten zu Beginn seiner Amtszeit erstmals zwei Wochen gezielt mit der Mannschaft arbeiten. Das Ergebnis: Beim SV Sandhausen kommt der FCI mit 0:4 unter die Räder.
23. Oktober Der Trainer darf vorerst weitermachen. Dafür ist für Sportdirektor Angelo Vier Schluss. Der Vorwurf: Seine Kaderplanung im Sommer.
21. November Der langjährige Sportdirektor Thomas Linke kehrt als externer Berater zu den Schanzern zurück. Er will im Hintergrund arbeiten. Ein Trugschluss, wie sich ein halbes Jahr später zeigen wird.
26. November Vier Spiele später steht Nouri noch immer ohne Sieg da. Am Ende bleibt er in acht Partien sieglos, holt magere drei Punkte. Das 0:2 in Dresden am Tag zu zuvor war Nouris letzter Arbeitstag.
2. Dezember Einen Tag nach dem 1:2 gegen den Hamburger SV, bei dem Interimstrainer Roberto Pätzold auf der FCI-Bank sitzt, wird Jens Keller als neuer Coach vorgestellt. Der hatte zuvor beim VfB Stuttgart, FC Schalke 04 und Union Berlin erfolgreich gearbeitet und verspricht Besserung.
2. Januar Die Suspendierung des langjährigen Kapitäns Marvin Matip wird bekannt. Mit ihm sollen Robert Leipertz und Osayamen Osawe den Verein verlassen. Matip bleibt und spielt in Rückrunde zunächst für die zweite Mannschaft in der Regionalliga.
29. Januar Nach einer überzeugenden Wintervorbereitung startet der FCI mit einem 1:0-Sieg bei der SpVgg Greuther Fürth in die Restsaison. Die Neuzugänge Philipp Tschauner, Björn Paulsen und Mergim Mavraj sollen Garanten für den Klassenerhalt werden.
27. März Der nächste Paukenschlag: Geschäftsführer Sport und Kommunikation Harald Gärtner verlässt die Schanzer mit sofortiger Wirkung. Vor allem der Zeitpunkt kommt überraschend, steht der Verein doch nun führungslos da.
31. März Der FCI verliert daheim gegen den SV Sandhausen mit 1:2. Der Verein liegt am Boden. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt nun fünf Punkte, die direkte Rettung ist sieben Zähler entfernt. Was kann da noch helfen?
2. April Die Mechanismen im Profifußball greifen erneut. Mit Jens Keller wird bereits der dritte Cheftrainer der Saison entlassen. Nachfolger wird mit Tomas Oral ein alter Bekannter. Als Assistent wird Michael Henke zum FCI zurückgeholt. Das Führungsvakuum soll bis Saisonende Thomas Linke füllen, der fortan als Sportdirektor mit auf der Ersatzbank sitzt.
6. April Oral feiert bei seinem Debüt einen wichtigen 4:2-Sieg beim MSV Duisburg. Das nötige Quäntchen Glück ist aufseiten der Schanzer. Was danach passieren sollte, hält zu diesem Zeitpunkt kaum jemand für möglich. Es folgen vier weitere Siege und der Sprung auf den 16. Platz. Oral holt 16 Punkte in sieben Spielen. Seine Vorgänger hatten es in 27 Partien auf 19 Zähler gebracht.
24. Mai Der FC Ingolstadt gewinnt das Relegationshinspiel beim SV Wehen Wiesbaden mit 2:1. Der Klassenerhalt ist zum Greifen nah. Einzige Wermutstropfen: Das Gegentor in der 96. Minute und die Sperre von Kapitän Almog Cohen für das Rückspiel.
28. Mai Nur noch große Leere. Die Schanzer verlieren das Rückspiel gegen die Hessen mit 2:3 und steigen in die 3. Liga ab. Es ist der negative Höhepunkt einer rasanten Talfahrt. 2017 hießen die Gegner in der Bundesliga noch Bayern München und Borussia Dortmund. Künftig tritt der FCI gegen Sonnenhof Großaspach, den FSV Zwickau und die zweite Mannschaft des FC Bayern an.
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