Spaßfußballer Kittel bringt den Sieg
Offensivspieler glänzt beim 2:1-Sieg des FC Ingolstadt gegen Bochum mit zwei Toren. Warum die Schanzer bis zum Schluss zittern müssen.
Sonny Kittel zählt zweifellos zu den begabtesten Fußballern der 2. Liga. An guten Tagen kann der 26-Jährige Spiele beinahe im Alleingang entscheiden. Am Samstag hatte Kittel, Typ Straßenfußballer, so einen Tag. Er sprühte vor Spielfreude und Einsatzbereitschaft und führte den FC Ingolstadt zu einem 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum.
Trainer Jens Keller ist es gelungen, Kittel zu alter Stärke zurückzuführen. Unter Vorgänger Alexander Nouri hatte der Offenspieler seinen Stammplatz verloren, musste sich vier Partien von der Bank aus ansehen. Nouri beraubte dem FCI damit einer seiner größten Waffen. Keller weiß, wie er mit Kittel umzugehen hat. „Sonny ist ein überragender Fußballer“, betont der Trainer regelmäßig. Nur: „Er setzt er sich zu sehr unter Druck, will jedes Spiel allein entscheiden.“ Läuft es dann nicht, verkrampfe der 26-Jährige und kann sein eigentliches Leistungsvermögen nicht abrufen. Dabei könnte es so einfach sein. „Spaß ist wichtig“, sagte Kittel nach dem Erfolg gegen Bochum und verriet einen entscheidenden Ratschlag Kellers: „Der Trainer hat gesagt, Fußball ist unser Hobby. Jeder hat früher angefangen, weil es Spaß gemacht hat. So muss man nun auf den Platz gehen, vereint mit dem nötigen Fokus auf die Situation.“
FC Ingolstadt dominiert 70 Minuten
Die aktuelle Situation beim FC Ingolstadt heißt Abstiegskampf. Betrachtet man die ersten 70 Minuten im Spiel gegen den VfL Bochum und nimmt sie als Maßstab, werden sich die Schanzer aus ihrer misslichen Lage befreien. Nach zähem Beginn dominierten sie den Gegner, der auf seinen Toptorjäger Lukas Hinterseer (Oberschenkelprobleme) verzichten musste, nach Belieben. Kittel brachte den FCI nach einem Zuspiel von Thomas Pledl in Führung (31.) und legte wenig später das 2:0 nach (38.). Bei seinem Linksschuss aus spitzem Winkel profitierte er von einem kapitalen Schnitzer von Bochums Torhüter Manuel Riemann. „Wenn man nicht schießt, kann kein Tor fallen“, wusste Kittel, dem zuletzt vorgeworfen worden war, zu selten den Abschluss zu suchen. Pledl verpasste es, weitere Treffer nachzulegen (29., 42., 43.).
Doch dass der FCI noch nicht völlig gefestigt ist, wurde in den letzten 20 Minuten sichtbar. Nach Bochums 1:2-Anschlusstreffer durch Vitaly Janelt (72.) begann das große Zittern. Den Schanzern gelang es nicht mehr, sich zu befreien. Immer wieder flogen Bälle in den Strafraum, der Ausgleich lag in der Luft. „Im letzten Jahr wäre so ein Spiel noch gekippt“, meinte Keller. Doch mit Leidenschaft, Einsatz und dem nötigen Glück brachte der FCI die knappe Führung über die Zeit, sicherte sich im Jahr 2019 den dritten Sieg im vierten Spiel und belegt nach dem gestrigen Dreier des 1. FC Magdeburg (3:1 in Bielefeld) Relegationsplatz 16.
FC Ingolstadt: Ein Sieg für Almog Cohen
Betrachtet man das gesamte Spiel, macht der FC Ingolstadt einen stabilen Eindruck. Der Erfolg gegen Bochum gelang auch ohne die kurzfristig ausgefallen Mergim Mavraj (krank) und Almog Cohen. Der Israeli war wegen des Todes seiner Mutter in seine Heimat gereist. „Wir widmen diesen Sieg Almog Cohen“, sagte Keller, „wir konnten ihm in dieser schwierigen Zeit zumindest ein bisschen Freude geben.“ Auch die Mannschaft war mit den Gedanken bei ihrem Kapitän. Sonny Kittel lief nach seinem ersten Tor Richtung Bank, ließ sich ein Cohen-Trikot zuwerfen und streckte es in die Höhe.
FC IngolstadtTschauner – Paulsen, Kotzke, Gimber, Paulo Otavio – Krauße – Träsch (82. Gaus), Kerschbaumer – Pledl (88. Neumann), Lezcano (69. Kutschke), Kittel VfL Bochum M. Riemann – Celozzi, Baumgartner, Hoogland, Danilo Soares – Losilla – Sam (46. Weilandt), S. Maier (46. Janelt), Lee (82. Tesche), Kruse – Zoller
Schiedsrichter Sven Jablonski (Bremen) – Zuschauer 7464Tore 1:0 Kittel (31.), 2:0 Kittel (38.), 2:1 Janelt (72.).
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