Der DFB macht einen Fehler, wenn er vor der EM mit Nagelsmann verlängert
Der DFB überlegt sich, den Vertrag mit Bundestrainer Julian Nagelsmann vor der EM zu verlängern. Warum das falsch wäre.
Bislang war die Vertragslage klar: Julian Nagelsmanns Arbeitspapier beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) läuft bis nach der EM – und danach setzen sich Verband und Trainer mal zusammen. Schließlich kann, so die landläufige Meinung, ein gerade mal 36 Jahre alter Trainer ja nicht seine kurz- bis mittelfristige Zukunft als Nationaltrainer sehen, für den es nur alle paar Monate mal ein paar Länderspiele zu bestreiten gibt. Nun äußerte sich Nagelsmann selbst dahingehend, dass er gerne seine Zukunft eher gestern als heute geklärt hätte: "Es ist für jeden Menschen ratsam, sich um seine berufliche Zukunft zu kümmern." Darauf setzte beim DFB offenbar ein Umdenken ein. Nun gibt es Signale, dass man unter bestimmten Bedingungen mit Nagelsmann verlängern möchte – noch vor der EM. Das wäre aber ein Fehler.
Denn entscheidend für eine Weiterbeschäftigung mit Nagelsmann ist schließlich die Frage, wie erfolgreich er Deutschland durch das Heimturnier leiten wird. Mit vorzeitigen Vertragsverlängerungen seiner Trainer hatte der DFB zuletzt ungute Erfahrungen gemacht: Vor der Bauchlandung bei der WM 2018 hatte der Verband seinem Trainer Joachim Löw ein neues Arbeitspapier bis 2022 gegeben, das von Sportdirektor Bierhoff war sogar bis 2024 verlängert worden. Bei den Frauen gab es vor der WM 2022 mit Martina Voss-Tecklenburg einen neuen Vertrag – den man wenige Monate nach dem Turnier wieder auflösen musste.
Eine Verlängerung, die an Konditionen gebunden ist – wie bei Gislason?
Auch eine Verlängerung unter bestimmten Bedingungen – etwa im Fall des Erreichens eines Viertelfinales – wäre keine gute Lösung. Mal nachfragen bei den deutschen Handballern, bei denen Bundestrainer Alfred Gislason erst nach der auf den letzten Drücker geschafften Olympiaqualifikation automatisch einen neuen Vertrag bekommen hat. Beim DHB sollen danach nicht alle Beteiligten gleichermaßen darüber erfreut gewesen sein, ist zu hören.
Das Gegenargument lautet natürlich: Wenn Nagelsmanns Vertragssituation bei der EM ständig thematisiert wird, könne das nerven, die Konzentration stören. Zudem könne dem DFB Nagelsmann durch die Lappen gehen, wenn ein Top-Verein bei ihm anklopft. Das mag sein. Aber es kann doch nicht die Alternative sein, dessen kostspieligen Vertrag bis nach der EM zu verlängern, wenn man ihn nach einer womöglich enttäuschenden Europameisterschaft ohnehin wieder auflösen möchte.
Der ungeliebte Ausrüster-Deal mit Nike ist aus wirtschaftlichen Zwängen entstanden. Der DFB wäre gut beraten, sich in keine weiteren finanziellen Fallstricke zu verheddern.
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Es ist doch ziemlich wurscht wie lange die Laufzeit des Vertrages zwischen dem DFB und Nagelsmann läuft. Hier geht es doch nur um die Bezahlung eines Trainers und die Verrechnung dessen Gehaltes, der für den DFB in einer Notsituation als Feuerwehrmann eingesprungen ist und noch bei Bayern auf der Gehaltsliste stand.
Wichtig für den FC-Bayern war, dass Nagelsmann zum DFB und nicht zum BVB ging, denn er hätte diesen Verein zum Deutschen Meister gemacht. Jeder hätte sich dann gefragt, was da bei Bayern mit Nagelsmann falsch gelaufen ist?
Vielleicht wird Nagelsmann nach der EM auch wieder Trainer beim FCB, denn er wurde nicht gekündigt sondern hatte hingeworfen und keine Lust unter mehreren Chefs zu dienen?
Vertrag hin, Vertrag her; Verträge sind da um gebrochen zu werden.