Es gibt nur einen Weg, die bayerische Langeweile zu beenden: die Super League
Kommt es nicht zu einschneidenden Maßnahmen, dominieren die Bayern auch die kommenden zehn Jahre. Das aber wäre nicht das Ende der Bundesliga.
Die Bundesliga ist der lebendigste tote Wettbewerb des Weltsports. Seit Jahrzehnten warnen die Traditionalisten vor der überhandnehmenden Kommerzialisierung. Davor, dass zu viel Fußball im Fernsehen laufe. Dass das Interesse nun aber wirklich bald sinkt. Neuerdings merken sie an, dass der Wettbewerb kein Wettbewerb im näheren Sinn ist, wenn der Gewinner schon vor der Saison feststeht. Sie haben recht. Mit fast allem. Dreierlei neue Trikots jede Saison, die Fans (die in dem Fall nichts anderes als emotionalisierte Kunden sind) dazu animieren sollen, noch mal 100 Euro und noch ein weiteres Mal 100 Euro für ein in Asien gefertigtes Shirt auszugeben. Marktwirtschaft: ja. Sozial: nein. Der FC Bayern wird Jahr für Jahr unangefochten Meister. Die wichtigste Entscheidung der Liga steht vor dem ersten Anpfiff der Saison fest.
Wer nach Spannung sucht, wird erst in unteren Tabellenregionen fündig. Der Wettbewerb ist zumindest komatös – und trotzdem erfreut sich die Liga ungebremster Beliebtheit. Die Fernsehrechte werden jedes Mal aufs Neue zu Milliardenpreisen vergeben. Nach anfänglichem Zögern haben die Fans wieder in dem Maße den Weg ins Stadion genommen, wie sie es vor der Corona-Pandemie taten.
Der FC Bayern hat die besseren Spieler
Als die Bayern die ersten ihrer zehn in Folge errungenen Meisterschaften gewonnen hatten, mahnten einige wenige davor, dass es zu einer Hegemonialstellung der Münchner kommen könnte. Weil es aber eine derartige Vormacht zuvor nie gegeben hatte, war es für die meisten Fans und Experten unvorstellbar. Mittlerweile wird sich Gedanken gemacht, wie derart in den Markt eingegriffen werden kann, dass die Münchner wieder näher an den Rest der Liga heranrücken. Diese Lösung aber gibt es nicht.
Die Bayern dominieren die Liga nicht etwa, weil sie härter als die anderen arbeiten oder weil sie den Erfolg wollen (Sieg oder Niederlage werden immer noch oft auf die nur schwer zu fassende „Motivation“ heruntergebrochen). Sie setzen sich regelmäßig frühzeitig vom Rest des Feldes ab, weil sie die besseren Spieler haben. Die spielen für den FC Bayern, weil der mehr Geld zahlen kann als Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen. Vielleicht arbeiten diese Spieler tatsächlich härter als der Rest – dann ist aber auch das eine zugekaufte Qualität und nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Bayern-Gen, das just dann in der Spieler-DNA entdeckt wird, wenn er seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hat.
Die einzige Möglichkeit ist eine Super League
Der FC Bayern hat sich den Vorsprung in der Liga erarbeitet, er hat seine Standortvorteile geschickt genutzt. Er wird sie nicht freiwillig abgeben. Eine immer wieder ins Spiel gebrachte Umverteilung der TV-Gelder wäre auf nationaler Ebene weitestgehend folgenlos. Die Münchner würden die Liga trotzdem noch dominieren, vielleicht in zehn Jahren aber nur acht Mal Meister werden. Allerdings würden die Bayern weiter den Anschluss an die internationale Spitze verlieren. Hier nämlich sind die Münchner in der Rolle des Herausforderers. Sie können sich keinen Haaland und keinen Mbappé leisten, müssen damit leben, dass Lewandowski an anderer Stelle noch mehr Ruhm und Euros anstrebt. Wollen die Münchner auch nur annähernd in der Nähe der europäischen Top-Klubs bleiben, müssen sie ihre Einnahmen steigern, nicht reduzieren.
International zur Spitze zu gehören und den nationalen Wettbewerb ausgeglichener zu gestalten, funktioniert nicht. Es ist ein Spagat, der schon jetzt zu Schmerzen führt. Wer eine spannende Meisterschaft will, fordert unausgesprochen internationale Chancenlosigkeit der Bayern. Der einzige schnelle Weg, dauerhaft einen spannenden Titelkampf zu forcieren, führt über eine Ausgliederung der Münchner in eine europäische Super League. Manchester statt Mainz, Arsenal statt Augsburg. Es wäre die logische Folge der Globalisierung auch im sportlichen Bereich.
Diesen Weg aber meiden die Bayern und auch den anderen Bundesligisten ist nicht daran gelegen. Die Münchner nämlich sind zu einem Großteil für die immer noch sprudelnden TV-Einnahmen verantwortlich. So wird man sich auch in den kommenden Jahren im Kreis drehen, die Übermacht der Bayern kritisieren – und darauf hoffen, dass es mal anders kommt. Das nämlich ist das Geheimnis des Fußballs: von Emotionen gefütterte Irrationalität. Der Wettbewerb ist tot, die Liga lebt.
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