"Fall" Podolski: Ballack sieht noch Gefahren
Frankfurt/Main (dpa) - Michael Ballack hat die Handgreiflichkeit von Lukas Podolski noch nicht abgehakt, Joachim Löw aber will das Thema auf der Asien-Reise nicht mehr behandeln.
Der Bundestrainer hatte auf Konsequenzen für den Bayern-Profi Podolski verzichtet, der beim jüngsten WM-Qualifikationsspiel in Cardiff gegen Wales (2:0) DFB-Kapitän Ballack auf dem Spielfeld eine Ohrfeige verpasst hatte. Ballack schloss in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mögliche Nachwirkungen nicht aus: "Wenn der Respekt beschädigt wird und das ohne Konsequenzen bleibt, muss man erst noch sehen, ob das unsere Mannschaft von der Leistung, der Kollegialität und dem Umgang miteinander beeinflussen wird."
Ein Aufeinandertreffen von Ballack und Podolski wird es bei den letzten Saison-Länderspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nicht geben, da der Wahl-Engländer mit dem FC Chelsea gegen den FC Everton das englische Pokalfinale bestreitet. Ballack bezeichnete es als "in Ordnung", dass sich Podolski nach dem Vorfall beim ihm entschuldigt hatte. Ob er weitere Konsequenzen für den zum 1. FC Köln zurückwechselnden Stürmer erwartet habe, ließ Ballack offen: "Konsequenzen liegen nicht in meiner Macht. Das müssen die Verantwortlichen tun. Ich bin nur Spieler, auch als Kapitän."
Der Bundestrainer sprach Podolski eine letzte Verwarnung aus und nominierte ihn für die Länderspiele in Shanghai gegen China und vier Tage später in Dubai gegen die Vereinigten Arabischen Emirate. "Die Situation ist eindeutig klar. Ich habe mit Lukas in München noch einmal persönlich gesprochen. Und selbstverständlich werden wir beim nächsten Länderspiel in Aserbaidschan im August, wenn Michael Ballack wieder dabei ist, noch einmal ein gemeinsames Gespräch führen. Aber hier ist das kein Thema", betonte Löw.
Für den Fall einer Wiederholung der Disziplinlosigkeit hatte der Bundestrainer mit dem Rausschmiss von Podolski aus der Nationalelf gedroht. "Für mich war das erledigt. Poldi hat sich entschuldigt. Wir wollen Unruhe in der Mannschaft vermeiden", sagte Thomas Hitzlsperger vor dem Fernost-Trip, der in Frankfurt/Main mit der Einkleidung der Neulinge begann.
In Asien soll der 62-malige Nationalstürmer Podolski vor allem wieder sportliche Schlagzeilen produzieren. Für Aufmerksamkeit wird der Kölner Junge auf jeden Fall mit seinem neuen Schuhwerk sorgen: Beim Spiel in Shanghai wird er als erster deutscher Spieler den neuen adidas-Schuh F50i tragen. Der argentinische Superstar Lionel Messi darf die Neuheit schon im Champions League-Finale des FC Barcelona in Rom gegen Manchester United präsentieren.
Im Hinblick auf die WM 2010 bleibt Ballack trotz seines Streits mit Podolski zuversichtlich. "Wir haben bei großen Turnieren immer gezeigt, dass wir über mannschaftliche Geschlossenheit viel erreichen können. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir die Qualifikation schaffen und der WM in Südafrika eine gute Rolle spielen können."
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