
Das plant die bayerische Forscherschule für "Jugend forscht"

Das Maria-Ward-Gymnasium Augsburg ist bayerische Forscherschule 2022. Auf den Erfolg baut man auf. Das sind die Projekte für den „Jugend forscht“-Wettbewerb 2023.

Während Schülerinnen und Schüler am Freitagnachmittag in Augsburgs Straßenbahnen strömen und ins Wochenende starten, beginnt am Maria-Ward-Gymnasium (MWG) in der Frauentorstraße der Nachmittag im naturwissenschaftlichen Trakt. Im ersten Klassenzimmer des Kellers explodieren Chipsdosen des Wahlfachs „Chemische Übungen“. Im Saal daneben findet das biologisch-chemische Praktikum – der Renner der Oberstufe – statt. Dazwischen bereitet eine Gruppe Schülerinnen ihre Teilnahme an „Jugend forscht“, einem deutschlandweiten Schüler- und Jugendwettbewerb im Bereich Naturwissenschaft und Technik, vor.
Von "Experimente antworten" zu "Jugend forscht"
Sofia und Paulina wiederholen ein Experiment der Weihnachtszeit. Sie untersuchen den Cumarin-Gehalt von Zimt, Zimtsternen, Tees und Tonkabohnen. Cumarin ist der Inhaltsstoff, den wir riechen. Wer empfindlich reagiert, bekommt von dem Aroma Kopfschmerzen. In größeren Mengen schadet es der Leber. In Alkohol gelöst und bestrahlt, fluoresziert, also leuchtet, es.

Den Versuch kennen die Fünftklässlerinnen von „Experimente antworten“, der Junior-Sparte des „Jugend forscht“-Wettbewerbs für Schülerinnen und Schüler unter 14 Jahren. In dem Wahlfach lösten sie naturwissenschaftliche Fragen und lernten die Grundlagen des Forschens. Heute mörsern sie Plätzchen, mischen sie mit Wodka, filtern die Masse und halten das Reagenzglas unter eine UV-Lampe. „Verschiedene Zimtarten strahlen anders. Chinesischer Zimt ist besonders cumarinhaltig“, erklären die beiden. Anfang März stellen sie ihr Projekt der Jury des Regionalwettbewerbs vor.
Bayerische Forscherschule 2022
Anja und Rebekka kennen das Prozedere. Sie untersuchten vor zwei Jahren den Abbau von Bio-Müllbeuteln. Weil sich die gekauften kaum zersetzten, stellten sie selbst welche her. Vergangenes und dieses Jahr pausieren die Elftklässlerinnen aus Zeitgründen. Als Tutorinnen geben die ehemaligen Teilnehmerinnen des "Jugend forscht"-Wettbewerbs, die sogenannten Jufos, ihre Freude, Tipps und Tricks an Sofia, Paulina und ihr Zimt-Experiment weiter. Das Peer-to-Peer-Modell, also die Kommunikation unter Gleichgesinnten – in diesem Fall von Schülern zu Schülern – ist ein Grund für die Auszeichnung des Maria-Ward-Gymnasiums als „Bayerische Forscherschule 2022“. 15 Jahre Erfahrung und über 100 Projekte – die wenigsten ohne Preis – sind weitere, wie Hildegard Berto verrät.
Die Lehrerin unterrichtet Deutsch, Geografie, Geschichte und Sozialkunde. Zu „Jugend forscht“ kam sie zufälligerweise: Ihre Kinder nahmen an den Wettbewerben teil. Bald begleitete die Neu-Naturwissenschaftlerin die Arbeit dreier Achtklässlerinnen zur Wärmeinsel Augsburg. Auch der ehemalige Schulleiter Peter Kosak und Lehrerin Christine Strobel betreuten Projekte und verantworteten erfolgreiche „Jugend forscht“-Teilnahmen. Das Highlight erlebten sie mit einem Mikroplastik-Filter für Waschmaschine und Trockner beim Bundeswettbewerb.
Das MWG Augsburg als Gewinner
Dreimal wurde das Augsburger Maria-Ward-Gymnasium als bayerische Forscherschule vorgeschlagen. 2022 würdigte die Jury aus Landeswettbewerbsleitung, Sponsorpool, Versicherungskammer Bayern und Kultusministerium das Engagement im MINT-Bereich, also in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das Gymnasium belegte den ersten Platz unter 430 Schulen, wurde das erste private und das erste Augsburgs mit dem Titel.

Als Preis gab es 3000 Euro – zweckgebunden für Laborausstattung im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich. „Wir haben die Gelder noch nicht eingesetzt“, gibt Berto zu. Auf der Wunschliste steht, was Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zum Forschen brauchen. Es geht um Basics wie Laborplätze, Geräte & Co.
Die "Jugend forscht"-Projekte 2023
Im Hintergrund klirrt ein Reagenzglas mit Zimt auf den Boden. Berto schmunzelt: „Sehen Sie, da sind gerade unsere Basics zerbrochen.“ Apropos: Wie laufen die Untersuchungen? Sofia und Paulina zeigen sich bedrückt: Krümel verunreinigen ihr Ergebnis. Kaffeefilter wären die Lösung. Frau Berto sucht im Lehrer-, Anja im Oberstufenzimmer.
Zeit für einen Blick zum Nebentisch. Dort schimmelt etwas. Charlotte, Mia und Katrin untersuchen, wie sie Schimmelpilze in Brot verhindern oder verzögern – aha! Sie geben beim Backen Zutaten wie Salbei und Chili zum Teig.
"Bei mir standen zu Hause zwölf Gläser mit verschimmelten Broten auf dem Küchentisch",
Ihre Familie hat sich daran gewöhnt. Die Schülerin findet Schimmelpilze schön: „Unter dem Mikroskop sehen sie wie Blumen aus.“
Während Charlotte und ihre Mitschülerinnen ein alltägliches Problem lösen, zeigt ihnen Lehrerin Strobel, wie sie mikrobiologisch arbeiten. Dazu gehört:
- Arbeitsfläche desinfizieren
- Luftreiniger anschmeißen
- Überbleibsel im Dampfkochtopf sterilisieren
Doch viel spannender, was ist mit dem Brot? „Wir haben beobachtet, dass Brot mit Ingwer nach vier Wochen kaum schimmelt. Am schnellsten breitete sich der Pilz bei Kreuzkümmel und Zwiebelsaft aus“, verrät Mia.
Die Mädchen haben mehr Durchhaltevermögen
Probleme gibt es beim Zimt. Die Schülerinnen finden keinen Kaffeefilter; die Maschinen der Schule sind zu modern. Eine Lösung muss her – vielleicht aus dem gegenüberliegenden Supermarkt? Nein. Statt die Straße zu überqueren, präparieren die Jufos Teebeutel. „Die Mädchen sind hartnäckig“, weiß Strobel. Das erklärt auch den hohen weiblichen Anteil am Wettbewerb. „Jungen nehmen einmal teil. Schülerinnen Jahr für Jahr – teils mit neuen Projekten, teils mit neuen Aspekten alter“, erklärt die Betreuerin.
Ein Beispiel sind Hannah und Marlene. Sie beobachten seit 2021 die Botanik „Am Pfannenstiel“. Aufgrund von Römer-Funden ist eine Bebauung des Geländes verboten. Schottische Hochlandrinder beweiden in den Sommermonaten die Fläche. Im ersten Jahr erforschten die Schülerinnen die Geschichte und stellten fest, dass es vor Ort viele Pflanzenarten gibt. Platz 1 des Regionalwettbewerbs von „Schüler experimentieren“ war ihnen damit sicher.
Wie viele Pflanzen es genau sind, reichen die Neuntklässlerinnen heuer ein. Um herauszufinden, wie sich die Beweidung auf die Artenvielfalt auswirkt, laufen Hannah und Marlene monatlich einen Weg ab. Diesen gibt ein Hula-Hoop-Reifen per Zufallsprinzip vor. Mit ihrem Smartphone fotografieren sie Blüten, Blätter und Stiele. Eine App bestimmt die Pflanzenarten. Mit Fachliteratur bestätigen beziehungsweise berichtigen die Schülerinnen das Ergebnis. „Unser Projekt wächst mit uns“, schwärmt Hannah und plant schon für den "Jugend forscht"-Wettbewerb 2024.

Naturwissenschaften am Maria-Ward-Gymnasium
Am Maria-Ward-Gymnasium in der Augsburger Frauentorstraße forschen gerade nur Schülerinnen. „Wir wollen Frauen in den naturwissenschaftlichen Berufen. ‘Jugend forscht’ ist ein kleines, harmloses Feld zum Ausprobieren. Das fördern wir“, ergänzt Berto. Dass ihr Engagement nun ausgezeichnet wurde, macht die Lehrerin und ihre Schule stolz. Es motiviert und stärkt die naturwissenschaftlich-technische Förderung an dem sprachlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium.
Dieser Beitrag stammt aus unserer Verlagsbeilage "Regional genial".

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