Die Landfrauen im Bauernverband feiern Jubiläum
Bildungsveranstaltungen, Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit, aber auch Ausflüge, Treffen und Unterstützung – all das bieten die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband.
Vor 75 Jahren wurde die Vereinigung gegründet, um auch Frauen, die in der Landwirtschaft tätig waren und während und nach dem Zweiten Weltkrieg viele Aufgaben der Männer übernommen hatten, eine Stimme zu geben.
Während im Bayerischen Bauernverband (BBV) der gesamte landwirtschaftliche Betrieb Mitglied ist, sind es bei den Landfrauen speziell die Frauen eines Hofes, aber auch Nicht-Landwirtinnen. Im Bezirk Schwaben gibt es derzeit rund 20.000 Mitgliedsbetriebe im BBV, dementsprechend groß ist die Zahl der Landfrauen. Nicht alle können sich gleichermaßen einbringen, gerade bei jüngeren gehen erst einmal die Familie und der Hof vor. Wohl aber können alle – auch Nicht-Landwirtinnen – von den Angeboten der Landfrauen profitieren.
Bindeglied zwischen Bevölkerung und Landwirtschaft
„Landfrauen sind Bindeglieder zwischen der Bevölkerung und der Landwirtschaft, weil sie mit vielfältigen Aktionen, Mitgliedschaften in anderen Vereinen, durch Netzwerke und Öffentlichkeitsarbeit den Kontakt der Landwirtschaft zum Verbraucher herstellen“, erklärt Christiane Ade. Die Landwirtin, die vor 25 Jahren durch Heirat zur Landwirtschaft kam, ist seit Jahrzehnten bei den Landfrauen aktiv – erst als Ortsbäuerin, seit zehn Jahren auch als Kreisbäuerin im Kreisverband Neu-Ulm, seit fünf Jahren als Bezirksbäuerin und als zweite stellvertretende Landesbäuerin.
Die Landfrauen engagieren sich in Schulen und Kindergärten
Landfrauen engagieren sich auf Dorffesten, sind auf Messen, bieten Milchverkostungsaktionen und haben vielerorts die Aufgabe der Ernährungsbildung in Kitas und Schulen übernommen. Mit den Projekten „Landfrauen machen Schule“ und „Erlebnis Bauernhof“ klären sie schon lange beispielsweise über gesunde Pausenbrote. Seit Langem fordern die Landfrauen ein eigenes Unterrichtsfach „Alltags- und Lebensökonomie“. Über 90.000 Unterschriften haben sie dafür gesammelt, das eigentliche Ziel konnten sie in der Politik aber nicht durchsetzen. Immerhin aber müssen seit 2021 alle Schülerinnen und Schüler in Bayern zwischen der ersten und achten Klasse zwei Projektwochen „Schule fürs Leben“ absolvieren.
Eine, die sich besonders in Sachen Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche engagiert, ist Andrea Mayr, die in Großaitingen im Landkreis Augsburg mit ihrer Familie einen Geflügelhof betreibt und als stellvertretende Bezirksbäuerin sich engagiert. „Besonders in den Städten glauben die Kinder, dass die Milch halt aus dem Supermarkt kommt und die Kuh lila ist. Aber auch in ländlichen Gebieten bekommen viele Kinder nicht mehr das Wissen vermittelt, woher denn die Lebensmittel kommen.“, sagt Mayr. „Und viele Kinder wollen gar nicht glauben, dass ich als Landwirtin arbeite. Schließlich trägt eine Bäuerin doch immer Latzhose, Gummistiefel und einen Strohhut.“ Also stellen sie und andere Ernährungsfachfrauen sich vor die Schulklassen und erklären: Welche Lebensmittel werden bei uns in der Region wie hergestellt? Wozu kann man sie wie verarbeiten? Was bedeutet eigentlich der Stempel auf dem Ei? Zur Projektwoche gehört auch der Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebs, damit die Kinder erleben können, wie ein moderner Bauernhof funktioniert.
Landfrauen im Austausch mit der Politik
Neben den jungen stehen bei den Landfrauen auch die älteren Menschen der Gesellschaft im Fokus. „Bei der Bildung für Erwachsene im Erwachsenenbildungswerk des BBV informieren Fachreferenten und -referentinnen über gesundheitliche oder gesellschaftliche Themen, wie die zunehmenden Betrugsmaschen an Seniorinnen und Senioren. Es gibt Bildungsfahrten, bei denen auch Nicht-Mitglieder teilnehmen können und auch für ältere Bäuerinnen, so genannte Austraglerinnen, veranstalten wir eigene Aktionen“, zählt Bezirksbäuerin Ade weitere Angebote der Landfrauen auf.
Auf Orts- und Kreisverbandsebene finden außerdem eine Zusammenarbeit und ein Austausch mit der Politik statt. Es geht dabei auch um die Interessensvertretung der Landwirtschaft in einer Kommune. „Landfrauen sind schon in vielen politischen Gremien aktiv, es ist aber noch Luft nach oben. Deshalb motivieren wir die Frauen, die ja oft eine ganz andere Sichtweise auf Probleme haben, sich in Parteien und Vereinen einzubringen und so mehr Einfluss zu nehmen“, ergänzt Ade.
Der bäuerliche Hilfsdienst springt bei Schicksalsschlägen ein
Bei den Landfrauen angesiedelt ist auch der bäuerliche Hilfsdienst. Der Verein finanziert sich aus Spenden und springt immer dann ein, wenn Familien durch Schicksalsschläge in Not geraten sind. Ein anderes niederschwelligeres Angebot ist das anonyme Montagstelefon, bei dem man Sorgen und Nöte bei einem Anruf teilen und besprechen kann. Außerdem gibt es in Herrsching ein Bildungshaus der Landfrauen, das Mutter-Kind-Freizeiten und damit kleine Auszeiten vom anstrengenden Landwirtinnen-Alltag bietet.
Ein Projekt der Landfrauen liegt Christiane Ade aber ganz persönlich am Herzen: das Keniaprojekt. Seit Jahren unterstützen die bayerischen Landfrauen dabei Frauen in Kenia mit ihren Erfahrungen in Sachen Ernährung, Interessenvertretung, Aufbau von Strukturen von der Orts- bis zur Kreisebene und vielem mehr. „Wir möchten damit das Leben der Menschen vor Ort verbessern, ihnen Hilfe zur Selbsthilfe geben“, schildert Ade die Intention hinter dem Projekt und hofft, dass die Landfrauen nicht nur in Kenia, sondern auch hierzulande noch weiter so engagiert bleiben – zum Wohle der Gesellschaft.
Info:
Das Jubiläum begeht jeder Landfrauen-Kreisverband ein wenig anders. Es gibt eigene Veranstaltungen aber auch gemeinsame Feste. Ein großes Event war kürzlich der Bäuerinnentag auf der Alten Wies beim Oktoberfest in München.
Die Diskussion ist geschlossen.