Inflation sinkt in der Corona-Krise
Niedrigere Preise für Sprit und Haushaltsenergie entlasten die Budgets der Menschen in Deutschland. Der Anstieg der Verbraucherpreise schwächt sich insgesamt ab. Doch nicht alle Produkte werden günstiger.
Die Inflation in Deutschland ist angesichts gesunkener Energiepreise in der Coronakrise auf dem Rückzug. Im März stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anhand erster Daten mitteilte.
Im Januar und Februar hatte es jeweils einen Zuwachs um 1,7 Prozent gegeben. Haushaltsenergie und Kraftstoffe wurden binnen Jahresfrist um 0,9 Prozent billiger. Mit dem weitgehenden Stillstand der Wirtschaft in vielen Ländern verringert sich auch die Nachfrage nach Rohöl. Die Folge: die Preise sinken. Hinzu kommt ein Preiskampf zwischen wichtigen Öl-Förderstaaten.
Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher hingegen 3,7 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Damit beschleunigte sich der Preisanstieg etwas, im Februar hatten sich Nahrungsmittel um 3,3 verteuert. Dies sei aber wohl nicht auf höhere Preise von Gütern zurückzuführen, die zuletzt krisenbedingt stärker nachgefragt wurden, vermutete Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. Hamsterkäufe hatte es unter anderem bei Desinfektionsmitteln, Toilettenpapier aber auch bei haltbaren Lebensmitteln gegeben.
Gegenüber Februar stiegen die Verbraucherpreise den ersten Daten zufolge um 0,1 Prozent.
Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen.
Die angestrebte Rate hat die EZB trotz Nullzinspolitik und Geldschwemme schon lange nicht mehr erreicht. Im Euroraum lag die Jahresinflationsrate im Februar nach jüngsten Daten der Europäischen Statistikbehörde Eurostat bei 1,2 Prozent. Im Januar waren es noch 1,4 Prozent.
Sparer verlieren trotz der niedrigen Inflation bares Geld. Nach Berechnungen der Commerzbank-Tochter Comdirect und Barkow Consulting lag der Realzins - also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate - im ersten Quartal 2020 bei minus 1,48 Prozent. Demnach verloren Sparer in Deutschland im ersten Quartal 8,9 Milliarden Euro wegen niedrig verzinster Einlagen. Seit Ende 2010 haben Sparer hierzulande dieser Berechnung zufolge durch Niedrigzins und Inflation 143,5 Milliarden Euro verloren - also 1745 Euro je Bundesbürger. (dpa)
Eurostat zu Inflation im Euroraum
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