Wandern durch Waalhaupten: ein wandelndes Gotteshaus
Wandern Sie in und um Waalhaupten: Nach der Wanderung über den Weg durchs „Schwäbische Himmelreich“ werden Sonntagsspaziergänger mit frisch gebackenem Kuchen belohnt.
Von der Achstraße direkt am Gasthof Bayerischer Löwe, geht es in südlicher Richtung am Bach entlang. Dietmar Ledel strebt vorweg, geht über eine kleine Brücke und biegt in eine Seitenstraße ein. Der Waalhauptener kennt sich bestens aus und hat jede Menge Anekdoten aus der Gegend zu erzählen. Von seinem Heimatort aus geht die Sonntagswanderung über Felder und Wiesen, durch den Wald und entlang eines Bachs.
Wanderung durch Waalhaupten: Das Dorf kennt viele Geschichten
Oberhalb des Startpunkts am Bayerischen Löwen ist schon jetzt die Pfarrkirche des 300-Seelen-Dorfs zu erkennen. Gelb strahlt sie im Kontrast zum blauen Himmel. Doch nicht nur von außen ist sie hübsch anzusehen. In ihrem Inneren verbirgt die kleine Kirche Mariä Schmerzen wahre Schönheiten. „Der Stuck ist im Originalzustand“, sagt Ledel. Die Decke der Kirche ist außerdem mit einem Fresko des berühmten Augsburger Malers Matthäus Günther verziert. Wer genauer hinsieht, kann sich an einer alttestamentarischen Szene erfreuen. „Dort oben ist Judith, sie hat Holofernes' Kopf in der Hand“, sagt Ledel und zeigt auf die zentrale Szene an der Decke. Wieder aus der Kirche herausgetreten, geht es ein kurzes Stück durch das Dorf und dann zwischen Pferdekoppeln und Ortsrand entlang. Vorbei am Kreuz, das zu Ehren Peter Dörflers, dem katholischen Priester, Erzieher und Dichter aus Waalhaupten zwischen Birken aufgestellt wurde. Noch heute leben rund 50 Frauen, Männer und Kinder, die zur Großfamilie Dörfler gehören, in dem kleinen Ort.
Wandern Sie zur Bergkirche St. Michael
Es geht über den gewundenen Feldweg Richtung Osten, bis an eine schnurgerade Straße. Sie führt entweder wieder zurück nach Waalhaupten, oder sanft bergauf bis zur sogenannten Bergkirche St. Michael. „Auf dieser Straße werden die Verstorbenen aus dem Dorf bis zu St. Michael gebracht“, sagt Ledel. Denn dort ist der Waalhauptener Friedhof. Warum das so ist, kann auch Ledel nur vermuten: „Früher war hier eine keltische Kultstätte.“ Die Gegend wurde im 8. Jahrhundert nach Christus missioniert. Ledel kennt aber noch eine andere Geschichte dazu, warum der Friedhof nicht im Dorf ist: Der Legende nach lebten die Waalhauptener in Saus und Braus, zum Gottesdienst wollte keiner gehen. Da wandte sich das kleine Gotteshaus vom Ort ab und ging samt Friedhof den Hügel neben Waalhaupten hinauf. St. Michael wollte dem Dorf für immer den Rücken kehren. Aufhalten ließ sich die Kirche nur durch den Ruf eines Kindes, dessen Mutter kürzlich verstorben war: „Bleib doch da und lass mir mein Mütterlein hier.“ Da wandte sich die Kirche um, entschied sich doch zu bleiben und ließ sich auf dem Hügel neben Waalhaupten nieder. „Deshalb steht sie schief zum Berg“, sagt Ledel. Die Legende von der wandernden Dorfkirche erzählte Dörfler in seinem Erstlingswerk. Noch heute findet sich an der „Bergkirche“ in Waalhaupten eine Gedenktafel zu Dörflers. Dort setzte der Dichter auch seiner Mutter ein Denkmal auf dem Friedhof. „Von hier aus hat man den perfekten Blick über das Schwäbische Himmelreich“, sagt Ledel. So nannte Dörfler die Umgebung von Waalhaupten, durch die die Wanderung führt. Auch im Inneren der Kirche hat der Dichter seine Spuren hinterlassen. Denn er war es, der Anfang des 20. Jahrhunderts durch einfaches Kratzen an den Wänden die alten, übertünchten gotischen Fresken der Kirche wiederentdeckte und schließlich freilegen ließ.
Mit dem Ortskundigen Dietmar Ledel ist die Wandertour ein Highlight
Wenig später auf dem Waldweg in Richtung des Einsiedlerhofes erzählt Ledel, wie er über die Empfehlung seines Großvaters zu Dörfler kam: „Ich habe jedes seiner Bücher gelesen. Mich fasziniert die Sprache.“ Die Lektüre der Bücher sei oftmals gar nicht so einfach. Dörfler lebte im 19. Jahrhundert und schrieb Wissenschaftliches und Romane, die damals bevorzugte Literaturgattung. Die Bäume lichten sich und weiter geht es entlang des Waldrands bis zum Aussiedlerhof. Dort, umgeben von Biotopen auf beiden Seiten, führt die Tour bergab über einen geschotterten Waldweg. Nach mehreren Schlenkern kommt auf der rechten Seite St. Michael wieder zum Vorschein. Die Ach plätschert und begleitet die Wanderer bis ins Dorf nach Waalhaupten, wo die Wirtin des Bayerischen Löwen sonntags schon mit frischem selbst gebackenem Kuchen wartet.
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