Wertingen bereitet sich mit Rückhaltebecken auf Starkregen vor
Wertingen hat vor zwei Jahren bittere Erfahrungen mit Starkregen machen müssen. Um sich besser zu wappnen, werden die Kapazitäten der Wasserrückhaltung deutlich ausgebaut.
Jede Stadt auf der Welt muss sich besser auf Starkregenereignisse vorbereiten, da diese in Zukunft durch den Klimawandel deutlich häufiger vorkommen werden. Die Wertinger und auch zahlreiche Buttenwiesener haben bereits am 6. Juni 2021 leidvoll erfahren müssen, welche zerstörerische Kraft ein solches Starkregenereignis mit sich bringen kann. Um sich auf kommende Ereignisse vorzubereiten, nehmen zwei konkrete Schutzmaßnahmen in Wertingen Gestalt an.
Der Diplomingenieur Richard Orb stellte in der jüngsten Sitzung den Wertinger Stadträten konkrete Planungen vor, wie die Kapazitäten zur Rückhaltung von Regenwasser in der Stadt deutlich steigen sollen. Das Regenrückhaltebecken in der Riedgasse soll deutlich ausgebaut werden, sowie im noch nicht erschlossenen Baugebiet Marienfeld 2 ein neues Rückhaltebecken entstehen. Die Becken liegen geografisch relativ nahe beieinander - sie befinden sich an erhöhten Punkten im Stadtgebiet und sollen das Wasser auffangen, bevor es sich seinen Weg nach unten in die Kernstadt bahnt. Das gesammelte Wasser wird über einen sogenannten Drosselabfluss in den Märzenbach eingeleitet, der dort unterirdisch und in Rohren verläuft.
Hunderte Lkw-Fahrten sind notwendig
Konkret bedeutet das: Im neuen Baugebiet Marienfeld 2 entsteht ein neues Regenrückhaltebecken mit einem Umfang von 2500 Kubikmetern. Zusätzlich wird das bereits bestehende Regenrückhaltebecken in seinen Kapazitäten verdoppelt, von derzeit 900 auf 1800 Kubikmeter. Um diese Arbeiten ausführen zu können, wird eine Baustraße als Verbindung zur Dillinger Straße errichtet. Schließlich wird der Erdaushub nur mit Hunderten Fahrten von Lastkraftwagen durchführbar sein. Und diese sollen auf keinen Fall über die Riedgasse fahren, da diese ohnehin in Sachen Verkehr recht stark belastet ist.
Für die Verbindungsstraße wird ein bisher geschotterter Feldweg, der östlich an der Kneippanlage vorbeigeht, auf einer Länge von 580 Metern ausgebaut. Fünf Meter breit und komplett asphaltiert soll diese Baustraße am Ende sein. Die Asphaltierung endet jedoch noch vor dem Anschluss zur Riedgasse, ein kleines Stück Feldweg bleibt weiterhin geschottert. Die Baustraße stellt nicht die Erschließungsstraße für das Baugebiet Marienfeld 2 dar, wie Bürgermeister Willy Lehmeier (Freie Wähler) in der Sitzung ausdrücklich klarstellte. Zuvor war von CSU-Stadtrat Fabian Braun die Frage aufgeworfen worden, warum man die letzten Meter zur Riedgasse nicht ebenfalls noch asphaltieren könnte. Man verzichte darauf bewusst, so Lehmeier, um die neue Route für reguläre Autofahrer "so unattraktiv wie möglich" zu gestalten. Denn für diese sei die Straße nicht gedacht, sondern ausschließlich für den schweren Lastverkehr.
Sicherheit von Fahrradfahrern gewährleisten
Stadtrat Jonas Ziegler (Grüne) gab jedoch zu bedenken, dass der Feldweg gerade im Sommer häufig von Jugendlichen genutzt wird, die mit dem Fahrrad etwa zu den Freizeitstätten am Judenberg fahren. Und dabei oft ziemlich flott unterwegs sind. "Da ist es abschüssig, da lässt man halt gern mal laufen", so die Einschätzung Zieglers. Da sei es problematisch, wenn viele Laster unterwegs sind. "Das könnte vielleicht gefährlich werden", glaubt Ziegler. Mit dieser Einschätzung ist er nicht alleine: Auch der Ingenieur Richard Orb glaubt, dass es strikte Geschwindigkeitsbegrenzungen geben müsste. Zusätzlich könnte es ihm zufolge notwendig sein, parallel zur Fahrbahn einen unbefestigten Fuß- und Radweg zu errichten.
Die notwendigen Grundstücke sind größtenteils schon im Besitz der Stadt, bei einem noch notwendigen Grundstück sei man sich mit dem Eigentümer Creaton bereits handelseinig. Insgesamt billigte der Stadtrat einstimmig ein Kostenpaket von beträchtlichem Umfang: Insgesamt werden die Bauten rund 2,6 Millionen Euro brutto verschlingen. Mit dem Bau soll im Frühjahr 2023 begonnen werden, bis dahin gilt es für die Verwaltung noch, die Arbeiten auszuschreiben und eine Ausführungsplanung zu erstellen.
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