Der ADAC trotzt den Skandalen
Der ADAC trotzt den jüngsten Skandalen: 385.000 Mitglieder verließen den Verein zwischen Januar und Mai, etwa 370.000 traten neu ein. Abgeschlossen ist der Reformprozess noch nicht.
Der ADAC hat trotz der Skandale um manipulierte Auszeichnungen und privat genutzte Rettungshubschrauber die Mitgliederzahl fast konstant halten können. Zwar traten nach Angaben des Vereins zwischen Januar und Mai rund 320000 Mitglieder wegen der Krise aus. Etwa 65000 Menschen seien durch Todesfälle oder andere Gründe ausgeschieden. Da im gleichen Zeitraum rund 370000 Menschen neu beigetreten sind, sank die Zahl der Mitglieder in Deutschlands größtem Verein nur leicht – von 18,94 Millionen Ende 2013 auf rund 18,93 Millionen Ende Mai 2014.
Die genaue Zahl der ADAC-Austritte ist unklar
Die endgültige Zahl der Austritte aufgrund der Skandale konnte Interims-Präsident August Markl auf der Bilanzpressekonferenz gestern in München noch nicht nennen, da viele Kündigungen erst im Laufe des Jahres wirksam werden. Allerdings sei deren Zahl bereits seit April „deutlich rückläufig“. Markl beteuerte zudem, dass die Leistungen des Autoklubs durch die sinkenden Mitgliederzahlen nicht beeinflusst werden: „Wir werden auch weiter unserem Auftrag vollumfänglich gerecht werden.“
Den nach den Skandalen eingeleiteten Reformprozess sieht er zudem auf einem guten Weg: So soll etwa überprüft werden, ob die rund 360 Produkte, die der Klub über seine 183 Geschäftsstellen und im Internet vertreibt, mit dem Anspruch als unabhängiger Ratgeber vereinbar sind. Auto-Kindersitze seien deshalb bereits aus den ADAC-Regalen verschwunden – weil deren Sicherheitstests „auch subjektiv frei von Wirtschaftsinteressen sein müssen“, sagte Markl.
Keine Reformen in der Unternehmensstruktur
Strukturell sieht der ADAC allerdings deutlich weniger Reformbedarf. Zwar soll im weitverzweigten Firmengeflecht des ADAC mit derzeit 37 in einer Holding-GmbH gebündelten Tochterunternehmen und Beteiligungen ein effektives Kontrollsystem aufgebaut werden, das auch Interessenkonflikte etwa in den Aufsichtsräten der höchst rentablen Versicherungstöchter ausschließen soll. Am Vereinsstatus will die ADAC-Spitze aber trotz einer laufenden Rechtsprüfung durch das Registergericht nicht rütteln. Dabei gehe es vor allem um das Selbstverständnis „einer gemeinsamen, werteorientierten Mitgliedergemeinschaft, in der man sich füreinander einsetzt“, erklärte Markl. Jede andere denkbare Rechtsform wäre „viel unpersönlicher“.
Verbessert werden soll aber die Beteiligung der Mitglieder an den Entscheidungsprozessen des Vereins: „Die Demokratisierung des ADAC steht im Mittelpunkt des Reformprozesses“, beteuerte Markl. Details wollte der Interimschef mit Verweis auf den laufenden Diskussionsprozess allerdings nicht nennen.
Viele Probleme beim ADAC
Neben den Reformen, die Markl einen „steinigen, aber richtigen Weg“ nannte, muss sich der ADAC aber auch noch mit den juristischen Folgen seiner Skandale befassen. So sei gegen Michael Ramstetter, den früheren Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift Motorwelt, laut Markl „eine Schadenersatzklage platziert“. Ramstetter hatte nach Manipulationen beim ADAC-Autopreis „Gelber Engel“ seinen Job verloren, Anfang April aber gegen die Kündigung geklagt. Und auch mit Steuerproblemen kämpft der ADAC noch, weil die Finanzbehörden den Mitgliedsbeitrag für versicherungssteuerpflichtig halten.
„Eine Auffassung, die wir nicht teilen“, sagte ADAC-Geschäftsführer Thomas Kagermeier, der das finanzielle Risiko für die strittigen Jahre 2007 bis 2009 auf bis zu 200 Millionen Euro bezifferte. Eine Zahl, die den ADAC bei einer Bilanzsumme in 2013 von 2,34 Milliarden Euro und einem Eigenkapital von 1,1 Milliarden jedoch nicht beunruhigen dürfte. Der Verein besitze ein „solides Polster“, so Kagermeier. Zumindest finanziell muss sich der ADAC wohl keine Sorgen machen.
Die Diskussion ist geschlossen.