
Sind die Arbeitsplätze trotz Brexit und Trump sicher?


Die meisten Unternehmer schätzen trotz Donald Trump und Brexit die aktuelle Lage ihrer Betriebe als gut ein. Einige von ihnen blicken aber auch zunehmend skeptisch in die Zukunft.
Konjunktur-Analyse und -Prognose ist ein schwieriges Geschäft. Doch Politiker und Unternehmer sind für ihre Haushalts- und Investitionsplanungen auf die Voraussagen von Ökonomen angewiesen, auch wenn die Experten manches Mal danebenliegen. Dennoch führt kein Weg daran vorbei, zumindest belastbare Hypothesen zu erarbeiten, in welche Richtung sich eine Volkswirtschaft wie Deutschland entwickelt.
Derzeit stellen sich vor allem zwei Fragen: Wächst die Wirtschaft hierzulande weiter so stark wie im vergangenen Jahr mit 1,9 Prozent? Und bleibt die Arbeitslosigkeit mit bundesweit zuletzt 5,8 Prozent auf einem vergleichbar niedrigen Niveau?
7000 Unternehmer bewerten die Lage ihrer Geschäfte
Zu Beantwortung der Fragen ziehen Prognostiker mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex den wichtigsten deutschen Konjunktur-Indikator heran. Dabei beurteilen rund 7000 Unternehmer, wie sie ihre Geschäftslage einschätzen und was sie von den nächsten sechs Monaten erwarten.
Der Index der Münchner Wirtschaftsforscher besteht also aus zwei Komponenten, der Gegenwart und der Zukunft. Das stiftet regelmäßig Verwirrung. Denn immer wieder scheinen sich die beiden Einschätzungen der Unternehmer zu widersprechen, sodass sich mancher fragt: Wie steht es nun wirklich um die deutsche Wirtschaft? Überwiegt die Hoffnung oder doch die Sorge?
Wirtschaft in der Region trotzdem weiter im Höhenflug
Auch die gestern veröffentlichten Ergebnisse der jüngsten Ifo-Befragung wirken auf den ersten Blick irritierend. Denn die Ökonomen kommen zu dem Schluss: „Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich verschlechtert.“ Wie passt die skeptische Sicht mit all den jüngst auch für unsere Region von Wirtschaftskammern veröffentlichten positiven Konjunktur-Einschätzungen zusammen? Schließlich spricht etwa die schwäbische Industrie- und Handelskammer (IHK) davon, dass sich die Wirtschaft weiterhin im Höhenflug befinde, ja ein Ende des Bau-Booms nicht in Sicht sei und sich 51 Prozent der Einzelhändler über eine gute Geschäftslage freuten.
In der Industrie habe sich sogar die ohnehin schon gute Auftragslage in den vergangenen Monaten noch einmal verbessert. Ebenso positiv sieht es für heimische Handwerkbetriebe aus, auch wenn die Auftragsbücher, wie die schwäbische Kammer feststellt, nicht mehr ganz so voll seien. Dennoch erwarten 82 Prozent der Betriebe steigende oder gleichbleibende Umsätze.
Handwerksbetriebe profitieren vom Bau-Boom und ausgabefreudigen Bürgern, die ihr Geld lieber investieren, als es auf Konten zu mickrigen Zinsen verkümmern zu lassen. Umso merkwürdiger wirkt die aus dem Ifo-Index sprechende Skepsis.
Trump und Brexit können sich auf deutsche Unternehmen auswirken
Doch die nachlassende Zuversicht bezieht sich auf die kommenden sechs Monate und nicht die aktuelle Geschäftslage. Die ist nämlich nach wie vor ausgezeichnet, versicherten die Unternehmer doch, wiederum mit der momentanen Geschäftslage zufriedener zu sein – und das, obwohl es schon lange gut läuft. Aber die amerikanischen und britischen Turbulenzen dämpfen den Optimismus deutscher Unternehmer. So sagte Ifo-Chef Clemens Fuest: „Die deutsche Wirtschaft startet weniger zuversichtlich in das neue Jahr.“
Trump und Brexit werfen also die Frage auf, ob es auf dem erfreulichen Wachstumspfad weitergeht. Ifo-Konjunktur-Experte Klaus Wohlrabe spricht hier lediglich von einem „kleinen Stimmungsdämpfer“. Seine Bitte: Die Menschen sollten die ansteigende Skepsis der Unternehmer nicht überbewerten.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel scheint das zu beherzigen. Er rechnet für 2017, also in einem Jahr, das weniger Arbeitstage als 2016 hat, mit einem ordentlichen Wachstum von 1,4 Prozent. Auch glaubt der SPD-Mann, dass „hunderttausende zusätzliche Jobs“ entstehen. So haben Trump und Brexit den Deutschen noch nicht den Optimismus geraubt.
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