Die Banken suchen Schutz
Einlagen bei der EZB sind so hoch wie nie
Frankfurt am Main Es ist ein Hoffnungsschimmer für die von der Schuldenkrise gebeutelte Euro-Zone: Italien hat gestern, wie kürzlich Spanien, zu deutlich geringeren Zinsen als zuletzt frisches Kapital auf dem Geldmarkt eingesammelt. Bei einer Auktion sechsmonatiger Anleihen halbierte sich die zu zahlende Rendite von 6,5 Prozent im November auf 3,25 Prozent. Insgesamt sammelte der italienische Staat gut 10,7 Milliarden Euro ein.
Das Misstrauen der Banken untereinander ist indes nach wie vor groß: Die eintägigen Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB), die sogenannten Übernacht-Einlagen, kletterten abermals stark – um rund 40 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 452 Milliarden Euro. Normalerweise meiden Banken die Möglichkeit, bei der EZB kurzfristig Geld zu parken, da die Konditionen ungünstig sind. Wegen der Krise funktioniert der Geldhandel zwischen den Instituten aber nicht.
Bundesbankpräsident Weidmann sieht keinen Grund für Panik
Zudem hinterlegen die Geldhäuser offensichtlich einen Teil der jüngsten Geldflut der EZB wieder bei der Notenbank, um sich etwa dafür zu rüsten, dass sie allein in großem Stil Anleihen tilgen müssen. Geschäftsbanken der Euro-Zone hatten sich vergangene Woche von der EZB die Rekordsumme von fast 500 Milliarden Euro für drei Jahre geliehen.
Bundesbankpräsident Jens Weidmann rechtfertigte diese Sondermaßnahme zur Stützung der Banken. „Es ist eine ungewöhnliche Maßnahme, auch in dieser Höhe. Sie dient dazu, den Kreditfluss in die Wirtschaft in Gang zu halten“, sagte er dem Stern. „Das ist keine Staatsfinanzierung. Es ist eine Überbrückungshilfe für die Banken, die erst dann wieder gefestigt dastehen können, wenn die Staatsschuldenkrise überwunden ist.“ Weidmann erneuerte zugleich seine Ablehnung gegen stärkere Eingriffe der Notenbanken zur Lösung der Schuldenkrise im Euro-Raum: „Wir kriegen die Krise nur in den Griff, wenn wir, nochmals, bei den Ursachen ansetzen: Wettbewerbsfähigkeit und Staatsverschuldung.“ Insgesamt sehe er „keinen Grund, in Panik zu verfallen“, sagte Deutschlands oberster Währungshüter. (dpa)
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