Immer mehr Deutsche kaufen im Internet ein
Es war nie bequemer, Geld auszugeben. Nicht einmal das Sofa muss ein Kunde dafür heute verlassen. Er bleibt einfach sitzen, schaltet seinen Laptop an, geht ins Internet und wählt aus einem riesigen Angebot den gewünschten Artikel aus. 52 Prozent der privaten Internetnutzer in Deutschland haben im ersten Quartal 2006 Waren im Netz bestellt.
Von Martina Bachmann
Augsburg. Es war nie bequemer, Geld auszugeben. Nicht einmal das Sofa muss ein Kunde dafür heute verlassen. Er bleibt einfach sitzen, schaltet seinen Laptop an, geht ins Internet und wählt aus einem riesigen Angebot den gewünschten Artikel aus. 52 Prozent der privaten Internetnutzer in Deutschland haben im ersten Quartal 2006 Waren und Dienstleistungen im Netz bestellt, so das Statistische Bundesamt. Shoppen im Internet wird immer beliebter. Bücher, Zeitungen und Magazine sind Verkaufsschlager in der virtuellen Welt.
Ein Trend, der sich im Umsatz des Branchenriesen Amazon widerspiegelt. 10,71 Milliarden US-Dollar betrug dieser 2006 weltweit. Das ist eine Steigerung um über zwei Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Mindestens zehn Prozent des Umsatzes erwirtschaftete das Unternehmen mit der Seite "amazon.de". Produkte wie Bücher oder Spargelschäler wurden an Kunden in über 170 Ländern geliefert. Die große Produktvielfalt sei ein Grund für diesen Erfolg, sagte Sprecherin Christine Höger gegenüber unserer Zeitung: "Wir bieten zum Beispiel über 100 verschiedene Espressomaschinen an." Eine Auswahl, die ein Einzelhändler allein schon aus Platzgründen nicht vorrätig habe.
In den kommenden zehn Jahren rechnet Höger mit weiteren Revolutionen im Internet. "Am Gesamthandel hat dieser Bereich noch einen kleinen Anteil. Da kann noch viel passieren." Eine Vorstellung, die Einzelhändlern wohl weniger gefällt. Erich Vorwohlt ist Präsident des Landesverbandes des Bayerischen Einzelhandels. Die Konsequenzen des erstarkenden Geschäftes im Netz sieht er bei einem Bummel durch Augsburg. Früher habe es dort mehrere Elektrohändler gegeben, heute dagegen nur noch wenige große. "Die Kunden holen sich die Informationen vor Ort im Laden. Dann gehen sie ins Internet und kaufen dort ein." Die Elektroriesen müssten sich im harten Preiskampf mit den Online-Händlern behaupten.
Dennoch sieht Vorwohlt die Felle seiner Verbands-Kollegen nicht davonschwimmen. Der "sinnliche Einkauf" sei nicht zu ersetzen: "Gerade bei Möbeln oder Mode kann das Internet nicht punkten." Anfassen, probieren und sich selbst mit einem neuen Kleidungsstück im Spiegel betrachten - das könne nur der Laden vor Ort bieten. Ein weiterer Vorteil: der Service. Beispiel Fernseher: "Der Einzelhändler kann das Gerät anschließen und die Programme einstellen." Und wenn es Probleme gibt, dann tauscht er die Ware gegen Vorlage der Rechnung einfach im Geschäft wieder um.
Genau das sei der Haken bei Internetkäufen, sagt der Jurist Norbert Richter von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Beim Online-Handel werde Ware meist im Voraus bezahlt. Sind Kunden nicht zufrieden, müssten sie im Zweifelsfall ihrem Geld nachjagen. Besonders bei Geschäften über das virtuelle Auktionshaus Ebay komme es zu Streitereien. "Aber es ist nicht so, dass wir mit Problemen überhäuft werden."
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