Carbonfasern sorgen für Schwung
Der Kohlenstoff-Spezialist SGL Group stellt sich auf Umsatz- und Gewinneinbußen ein, rechnet aber auch 2009 mit einem Gewinn. Der Standort Meitingen darf auf eine neue Produktionsstätte hoffen. Von Klaus Köhler
Von Klaus Köhler
Wiesbaden/Meitingen - Nach einem Rekordjahr stellt sich auch der Kohlenstoff-Spezialist SGL Group auf Umsatz- und Gewinneinbußen ein. Vorstandsvorsitzender Robert Koehler ist dennoch zuversichtlich, auch 2009 mit einem Gewinn abzuschließen. Er ist sogar zuversichtlich, dass bereits gegen Ende des zweiten Quartals - also im Frühsommer - die ersten Zeichen einer Erholung für sein Unternehmen sichtbar werden.
Als vorteilhaft in der derzeitigen Krise sieht Koehler die breite Ausrichtung der Gruppe, die an 40 Standorten in Europa, Nordamerika und Asien produziert. Zum angestammten Geschäft gehören Grafitelektroden für die Stahlherstellung aus Schrott. Bis weit in das dritte Quartal 2008 hinein profitierte SGL hier von der guten Stahlkonjunktur.
Der Bereich Performance Products, zu dem die Grafitelektroden gehören, liefert aber auch Produkte für die Aluminiumindustrie. Die größeren Absatzmengen, Preiserhöhungen und Kostensenkungen ließen hier die Umsatzrendite auf sagenhafte 30,7 Prozent ansteigen. Der Umsatz legte um mehr als 15 Prozent auf fast eine Milliarde Euro zu.
Kräftig zugelegt hat auch der Absatz von speziellen Produkten auf Grafitbasis für die Halbleiter-, Solar- und Chemieindustrie. Die Sparte Graphite Materials & Systems legte beim Umsatz um 13 Prozent auf 411 Millionen Euro zu und hielt ihre Umsatzrendite von 14 Prozent.
Den größten Sprung machte jedoch das Geschäft mit Carbonfasern und Verbundwerkstoffen (Carbon Fibers & Composites). Die Werkstoffe der Zukunft, die unter anderem in Hightech-Bremsen für Sportwagen oder in Hubschraubern und Flugzeugen immer stärker eingesetzt werden, erlebten einen Umsatzsprung um 40 Prozent auf gut 228 Millionen Euro. In diesem Bereich, der stark ausgebaut wird, ist der Gewinn nicht zuletzt durch Zukäufe und hohe Investitionen noch bescheiden.
Verzögerungen bei den großen Flugzeugherstellern und bei Windkraftwerken bekommt SGL aber jetzt auch in diesem Bereich zu spüren, nachdem das vierte Quartal im vergangenen Jahr noch mit dem stärksten Wachstum glänzen konnte. "Wir werden aber auch 2009 in diesem Bereich deutlich zweistellig wachsen", sagte SGL-Chef Robert Koehler gestern gegenüber unserer Zeitung, nachdem er in Frankfurt die neuesten Zahlen des Unternehmens vorgestellt hatte.
Das SGL-Stammwerk in Meitingen (Landkreis Augsburg) spielt für die Gruppe eine bedeutende Rolle. Wie berichtet, hat das Unternehmen, dessen Firmensitz heute Wiesbaden ist, dort kräftig in Forschung und Entwicklung sowie in neue Produkte investiert. Der Standort kann sich auch nach wie vor Hoffnung auf eine weitere Produktionseinrichtung für rund 4000 Tonnen Carbon- und Verbundfasern machen, wenn auch wohl erst in einigen Jahren, wie Koehler deutlich machte. Zudem werden in Meitingen Verbindungselemente aller weltweit produzierten SGL-Grafitelektroden hergestellt.
Auch bei den SGL-Mitarbeitern hinterlässt der Auftragsrückgang allerdings Spuren. Rund 250 Leiharbeitsstellen wurden bereits weitgehend abgebaut. Darüber hinaus steht im 2. Quartal Kurzarbeit an, von der auch rund 400 der knapp 1400 Beschäftigten in Meitingen betroffen sein werden. Im vergangenen Jahr hat SGL die Mitarbeiterzahl weltweit noch um rund zehn Prozent auf 6500 aufgestockt.
Trotz des deutlich gesteigerten Gewinns sollen die Aktionäre keine Dividende erhalten. Das wäre angesichts der aktuellen Situation nicht zu verantworten, so Koehler.
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