Hohe Energiepreise belasten zwei Drittel der Haushalte
Strom und vor allem Gas sind weiterhin teurer als vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Zumindest der milde Winter sorgt bei den Heizkosten für etwas Entspannung.
Der neuen Strom- und Gasrechnung blicken die meisten Menschen in Deutschland mit keinem guten Gefühl entgegen. Rund 78 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger machen sich angesichts der Entwicklung der Energiepreise Sorgen. Sie gaben in einer Umfrage im Auftrag des Verbraucherportals Verivox an, dass ihr Haushaltsbudget durch die hohen Heizkosten belastet wird. Dies seien nochmals drei Prozentpunkte mehr als im März 2022, kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges. "Für 37 Prozent der Befragten ist die Belastung aktuell so stark, dass sie Geld an anderer Stelle einsparen müssen", berichtet das Portal.
Als Reaktion auf die hohen Preise versuchen 60 Prozent, Strom zu sparen. Über die Hälfte – 53 Prozent – hat zudem weniger geheizt. Interessanterweise ist die ältere Generation stärker zum Energiesparen bereit als die jüngere Generation, von der die Klimabewegung Fridays for Future ausging. Während rund 70 Prozent der Befragten über 60 Jahren versuchen, ihre Rechnung durch Energiesparen zu senken, waren es bei den 18- bis 29-Jährigen nur 52 Prozent.
Check 24: Heizbedarf 2023/24 so niedrig wie seit zehn Jahren nicht
Den Bürgern kommt entgegen, dass der Winter 2023/24 sehr mild war und damit weniger Energie als in früheren Jahren zum Heizen aufgewendet werden musste. "Der Heizbedarf war in der aktuellen Heizperiode von September 2023 bis April 2024 so niedrig wie seit über zehn Jahren nicht", berichtet das Portal Check24. "Ein Vergleich des Heizbedarfs seit 2011 zeigt, dass aufgrund der milden Temperaturen über den gesamten Winter noch nie so wenig Energie zum Heizen des Eigenheimes aufgebracht werden musste wie in der aktuellen Heizsaison." Das Portal hat für die Berechnungen Daten des Deutschen Wetterdienstes genutzt.
Die Energiepreise haben seit dem Höhepunkt der Energiekrise nachgegeben. Allerdings liegen die Kosten immer noch deutlich über dem Niveau vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges. Besonders deutlich wird dies bei Gas: "Durchschnittlich kostet eine Kilowattstunde Gas für Haushalte aktuell rund 11 Cent pro Kilowattstunde, im April 2021 waren es noch 6 Cent – das ist ein Anstieg von rund 83 Prozent in drei Jahren", teilte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck mit. Die Energiepreisbremsen sind ausgelaufen, seit April 2024 gilt für Gas wieder der volle Mehrwertsteuersatz.
Strom und Gas weiterhin teurer als vor der Energiekrise
Auch die Strompreise gaben zuletzt nach. "Dennoch liegen sie deutlich höher als vor der Energiekrise", sagt Storck. "Im April 2021 lag der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde noch bei rund 29 Cent, aktuell sind es rund 35 Cent. Das entspricht einer Preissteigerung von 21 Prozent in drei Jahren."
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Nach Verivox lag am 30. Dezember 2021 (also 1 ½ Monate vor dem russischen Angriff auf die Ukraine) der Strompreis für Neukunden bei 47,5 ct/kWh. Jetzt im Mai 2024 liegt dieser unter 26 ct/kWh. https://www.verivox.de/strom/strompreise/
Es wäre gut, wenn Zeitungsartikel wie Leserkommentare die Fakten beachteten!
Die Strompreise in Deutschland wären niedriger, wenn EON (LEW ist deren Tochterfirma) nicht schon wieder so viel Marktmacht hätte und damit die Preise nach oben zöge. EON hat im letzten Geschäftsjahr einen Gewinn von 3,1 Milliarden Euro gemacht, also über 8 Millionen Euro pro Tag.
2.2.24 https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energie-eon-uebertrifft-gewinnziel-und-erspart-kunden-hoehere-netzentgelte/100012167.html
Auch könnten die Strompreise niedrig bleiben, wenn wir nicht durch das Wirken von Seehofer, Söder, Aiwanger & Co die HGÜ-Leitungen mehrere Jahre verzögert hätten, so dass jetzt viele Redispatchkosten wegen Strompreisengpässen anfielen. Und wenn diese Herren nicht durchgesetzt hätten, dass die Leitungen fast alle unterirdisch als Kabel verlegt werden (was gerade in Waldgebieten und Mooren aber auch in landwirtschaftlichen Nutzflächen nachteilig ist), so dass die HGÜ-Leitungen einige Milliarden teurer werden. Das erhöht unsere Netzentgelte.
Raimund Kamm
Ich habe zuletzt drei Fälle allein in meinem beruflichen und privaten Umfeld registriert, wo E.ON fast schon mit betrügerischen Methoden versucht hat, Wechsel zu einem anderen Stromanbieter zu verhindern oder zumindest deutlich hinauszuzögern. Im Strommarkt herrschen derzeit fast schon Wildwest-Methoden.
Wechselwillige Stromkunden sollten sich nicht auf die Fairness ihrer bisherigen Stromversorger verlassen, sondern möglichst selbst kündigen und jedes Antwortschreiben genau durchlesen. Im Zweifelsfall alles dokumentieren und sich bei der Bundesnetzagentur beschweren. Die greifen nämlich dann durch.
Wenn man den Weltmarkt betrachtet, gibt es keinen Grund für hohe Energie- oder Strompreise. Der einzige Grund ist, dass das Kartell der Stromkonzerne, das sich den Markt aufgeteilt hat, die Preise verlangen kann, die es möchte. Begründet werden die Preise scheinheilig damit, es sei ja der teure Strom vom letzten Jahr, der nun noch abverkauft werde. Genau das ist der Beweis dafür, dass Grundversorgung nie privatisiert werden darf. Nie! Es gibt 3 Jahre Wettbewerb, und dann kapieren die Versorger, dass sie sich nur absprechen müssen für ein risikoloses Auskommen zugunsten der Investoren. Und dann verlangen einfach alle an der Ladesäule 60 (!!!) Ct/kwh, was mehrere hundert Prozent (!!) Gewinnspanne entspricht. Und statt für 2,50€/100 km fährst Du für 8€/100km, und denkst, Du bist als Stromkunde der Depp der Nation. Und alle keifen "Habeck ist schuld!"
Als Single Haushalt erfahre ich im Vergleich zu 2021 eine Preissteigerung von 50% bei gleichbleibenden Verbrauch von 2000kWh pro Jahr. Als Grund sehe ich politische Entscheidungen, die den Strommarkt negativ beaufschlagt haben wie der überstürtzte Ausstieg aus der Kernenergie, das Hickhack beim Kohleausstieg , der politisch gewollte Verzicht auf RU Erdgas und unrealistische Pläne zur klimaneutralen Energieversorgung. Die Folge höhere Netzentgelte und signifikante Erhöhung des der Kwh Preise. Hinzu kommen bei der Heizung die Mehrkosten für die Gasversorgung. Bei gleichbleibenden inflationsbereinigtem Nettoeinkommen Verringerung des frei verfügbaren Einkommens für den Konsumenten; für die Industrie erhebliche Mehrbelastung in der Produktion und Einschränkungen bei Neuinvestitionen (Verunsicherung).
Die Strompreise waren schon vor dem Ukraine-Problem viel zu hoch. Man schaue mal in die Daten. Das kommt davon, wenn man den billigsten Strom abschaltet, den der Kernkraftwerke. Und wenn man das modernste Kohlekraftwerk der BRD abschaltet, das Firmen mit Prozesswärme versorgt hat und Wohnungen geheizt hat. Nun müssen die betroffenen Firmen eigene Prozesswärme erzeugen, d.h. CO2-Ausstoß. Die Wohnungen, die beheizt wurden, müssen nun eigene Heizungen haben, Wärmepumpen passen da nicht hin, d.h. CO2-Ausstoß. Wärme ist in einem Kohlekraftwerk Abfall, kostet nichts. So wurde für die Betroffenen alles teurer.