Sterne als Vampire - für eine stellare Verjüngungskur
London (dpa) - Auch unter Sternen gibt es Exemplare mit ungewöhnlich jugendlichem Erscheinungsbild. "Blaue Nachzügler" werden sie genannt. Statt Botox und Chirurgenmesser sorgen im All zwei spezielle Mechanismen für stellare Verjüngungskuren: "Vampirtum" und Kollisionen.
Für beide Vorgänge haben Astronomen nun auf Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble Belege gefunden. Einige "Blaue Nachzügler" hätten einem massiveren Nachbarn Wasserstoff "abgesaugt", berichten die Forscher im britischen Fachmagazin "Nature" (Bd. 462, S. 1028). Andere verjüngten sich beim Zusammenprall mit einem "Artgenossen".
"Es ist so, als wären auf dem Gruppenbild eines Altersheims einige Kinder zwischen den Senioren", erläutert Francesco Ferraro von der Universität Bologna (Italien) in einer Mitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching bei München. Sein Team hatte Detailaufnahmen des Kugelsternhaufens Messier 30 (M30) im Sternbild Steinbock mit Hunderttausenden Sternen analysiert. M30 liegt 28 000 Lichtjahre von der Erde entfernt und formte sich vor rund 13 Milliarden Jahren. Die Verjüngungskur einiger der Sterne zu "Blauen Nachzüglern" ging den Forschern zufolge vor rund zwei Milliarden Jahren vonstatten.
"Blaue Nachzügler" (engl. Blue Straggler) sind heißer und strahlen heller, als sie es in ihrem Alter eigentlich sollten. Forscher gehen schon seit langem davon aus, dass die massereichen, blau leuchtenden Sterne nachträglich "verjüngt" wurden, da sie andernfalls längst zu Roten Riesen aufgebläht oder gar zu Weißen Zwergen geschrumpft sein müssten. Ob die Verjüngung durch "Vampirtum" oder das Verschmelzen mit einem Kollisionspartner geschah, lässt sich den neuen Beobachtungen zufolge an feinen Eigenheiten der "Blauen Nachzügler" erkennen.
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