So schützen sich die Menschen in der Region
Von Florian Rußler
Das Haus von Jürgen Stubner steht öfter leer. Der Pöttmeser ist Geschäftsmann und unter der Woche oft für mehrere Tage unterwegs. So wie vor fünf Wochen. Nach einer dreitägigen Geschäftsreise will er das Wochenende mit seiner Lebensgefährtin in Pöttmes verbringen. Samstag, kurz nach dem Frühstück, machen beide eine schlimme Entdeckung: An zwei Terrassentüren und an einem Fenster finden sie Löcher. „So dick wie der Umfang eines Zeigefingers“, beschreibt Stubner. Für ihn eine klare Situation: Jemand wollte in sein Haus einbrechen. So etwas hat der 53-Jährige vor vier Jahren schon einmal erlebt. Damals verreiste er an Pfingsten für zwei Wochen. Zurück in Pöttmes, entdeckte er an zwei Terrassentüren mehrere Druckspuren. Genau wie vor fünf Wochen drangen die Diebe damals aber nicht in die Wohnung ein. Stubner fragt sich trotzdem, warum es Einbrecher erneut auf sein Anwesen abgesehen haben. Eine mögliche Erklärung liefert Erich Weberstetter von der Aichacher Polizei. Nach seinen Informationen suchen sich Einbrecher meist Einfamilienhäuser im ländlichen Raum als Ziel aus. Tagsüber, wenn die Bewohner in der Arbeit sind, schlagen sie zu. Die „klassischen Einbrecher“ ziehen laut Weberstetter einzeln umher. Sie fallen nicht auf, spionieren nicht lange Häuser aus. Sie hebeln die Terrassentür auf, nutzen ein gekipptes Fenster oder verschaffen sich über einen Lichtschacht Zugang. Meist mit einfachem Werkzeug wie Schraubenzieher oder Eisenstangen. Damit muss es der Dieb auch bei Jürgen Stubner versucht haben. 25 Einbruchspuren stellte der Pöttmeser an seinem Haus fest. Dass die Diebe nicht in die Wohnung gelangt sind, hat er seinen neuen Türen zu verdanken. Die ließ er nach dem ersten Einbruchsversuch vor vier Jahren austauschen. Eine gute Investition wie sich heute herausstellt: „Ohne Pilzkopfverriegelung wären sie sicher reingekommen.“ Bei diesem Mechanismus haken die sogenannten Pilzköpfe – das sind Stahlzapfen mit einem verdickten Ende – in ein Schließblech aus Stahl so fest ein, dass das Fenster nicht mehr aufzuhebeln ist. Jetzt rüstet Stubner noch einmal nach. Einen Bewegungsmelder hat er bereits installiert, eine Alarmanlage soll noch folgen. Dafür muss er etwa 2500 Euro ausgeben. Viel Geld, das er aber gerne in die Hand nimmt: „Die Sicherheit ist es mir wert.“ Mit diesem Grundsatz steht Stubner nicht alleine da. Laut Michael Zabler von Abus Security-Center in Mühlhausen (Affing) investieren immer mehr Deutsche in die Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Das zeigen auch die Absatzzahlen der Funkalarmanlagen. „Im Oktober und November hat unser Unternehmen in diesem Bereich Absatz-Rekorde erzielt“, erklärt Zabler. Konkrete Zahlen nennt er aber nicht. Was Alarmanlagen angehe, habe Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch Nachholbedarf. Zabler sagt, dass hierzulande nur etwa vier Prozent ihr Eigenheim damit sichern. Bei der Polizei sieht man in Alarmanlagen nicht nur Vorteile. Erich Weberstetter erklärt, warum: „Die Geräte signalisieren, dass etwas zu holen ist.“ Um einen Einbruch zu verhindern, helfen demnach immer noch die einfachsten Mittel wie Türen absperren und Fenster schließen. Mit solchen Ratschlägen versucht die Polizei, das Thema Einbruch in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Eine Aufklärungsarbeit, die zumindest im nördlichen Landkreis Früchte trägt. Die Statistik der Aichacher Polizei verzeichnete dort in diesem Jahr 28 Wohnungseinbrüche, genau so viele wie 2013. Diese Entwicklung ist in Schwaben eine Besonderheit. Denn nach Angaben des Polizeipräsidiums Nordschwaben nahmen die Wohnungseinbrüche im Präsidiumsgebiet im Schnitt um 63 Prozent zu. In Bayern liegt das Plus bei 25 Prozent. Warum es im nördlichen Landkreis vergleichsweise wenig Einbrüche gibt, kann auch Weberstetter nicht erklären. Die Aufklärungsquote sei hier jedenfalls genauso ernüchternd wie anderswo. Insgesamt klärte die Aichacher Polizei heuer nur einen von 28 Fällen auf. Weberstetter sagt, das liege an der Organisation der Einbrecher. Sie sind international organisiert, ziehen einzeln umher und wechseln schnell die Orte. Unklar ist auch, wer vor fünf Wochen in das Haus von Jürgen Stubner einbrechen wollte. Dem Pöttmeser ist das mittlerweile egal. Er will den Vorfall abhaken. Auch wenn es schwerfällt. Ihn plagt die Angst, erneut Opfer eines Einbruchs zu werden. Sobald er ein Geräusch hört, läuft er ums Haus und kontrolliert Türen und Fenster. Trotzdem sagt er: „Ich fühle mich in Pöttmes immer noch sicher.“
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