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Aichach/Pöttmes
01.11.2010

Gelähmt von Kopf bis Fuß und trotzdem selbstständig

An seinem Arbeitsplatz im Haus St. Vinzenz in Oberbernbach fühlt sich Johann Tyrollerwohl. Chefin Doris Breu weiß die Bürodienste des 53-Jährigen zuschätzen, der seit einer Operation vom ersten Halswirbel an abwärtsgelähmt ist.

Wenn Johann Tyroller nicht zur Arbeit kommt, wird er vermisst. Im Haus St. Vinzenz in Aichach-Oberbernbach erledigt der 53-Jährige die Büroarbeit. Dabei ist er gelähmt.

Aichach/Pöttmes-Eiselsried. Wenn Johann Tyroller nicht zur Arbeit kommt, wird er sehr vermisst. "Das merkt man erheblich", sagt Chefin Doris Breu. Im Haus St. Vinzenz in Aichach-Oberbernbach leistet der 53-Jährige einen großen Teil der Büroarbeit. Dabei kann er keinen Finger rühren.

Der freie Mitarbeiter unserer Zeitung (seit 35 Jahren) mit dem Kürzel (jty) ist vom ersten Halswirbel abwärts gelähmt. Trotzdem lebt er selbstständig im eigenen Haus im kleinen Pöttmeser Ortsteil Eiselsried.

Die Diagnose kommt kurz nach der Bundeswehrzeit: Tumor am ersten Halswirbel. Der 21-Jährige wird operiert. Vier Mal in zwei Jahren: "Da war ich fertig, da woit i nimma." Ohne Bruder und Schwester wäre er "nicht mehr ins Krankenhaus gegangen". Dabei weiß er damals nicht, dass der Tiefpunkt erst noch bevorsteht.

Tyroller hat Groß- und Außenhandelskaufmann gelernt. Mit 23 Jahren ist er Rentner. Der Tumor kommt zwar zum Stillstand. Sieben Jahre lang. Dafür aber ist der junge Mann rechtsseitig gelähmt, hat links Gefühlsstörungen und muss damit leben, oft für betrunken gehalten zu werden. Tyroller versucht, mit links zu schreiben, beginnt mit dem Hausbau und will eine heile Familie gründen, wie er sie nie hatte, weil der Vater starb, als er zwei war. Doch "da ist nichts mehr daraus geworden, weil ich wieder krank geworden bin", erzählt er nüchtern.

Den Traum von der eigenen Familie begraben zu müssen, das schmerzt ihn wohl am meisten an seinem Schicksal. Im eigenen Haus aber lebt er noch heute, und er arbeitet wieder täglich. "Mia hom uns g'sucht und g'funden", sagt er über sich und seinen Arbeitgeber, die Ulrichswerkstätten, Träger von St. Vinzenz. Neulich war Tyroller länger krank. Zur Erleichterung der Heimleiterin arbeitete er von zu Hause aus. Sie freut sich, dass ihr Mitarbeiter bald ein eigenes Büro hat. Ein Wohnhaus in Nähe wird künftig für die Tagesbetreuung genutzt und macht die Umstrukturierung möglich. Derzeit bereitet Tyroller die Heimbeiratswahl vor.

An seinem Schicksalstag, Freitag, 13. Januar 1995, hätte ein solches Engagement keiner für möglich gehalten. Tyroller weiß, was bei der Letzten von sieben Operationen auf dem Spiel steht: seine komplette Beweglichkeit. Die Ärzte geben ihm nur eine geringe Chance, der Kranke fasst nach dem Strohhalm. Er hält nicht. "Da bricht eine Welt zusammen, und dann sagt man, Mensch, hätt' ich's doch gelassen", blickt er zurück. Tyroller erzählt bedächtig, gelassen, macht immer wieder Pausen. Sie sind dem deutlich vernehmbaren Beatmungsgerät geschuldet, das ihn hinter seinem Rücken mit Sauerstoff versorgt. Eine schlechte Karte sei es gewesen, die er da gezogen habe, sagt Tyroller. Seither hat er oft die Frage gehört: "Rentiert sich das überhaupt?" Seine Antwort ist klar: "Was ich jetzt erreicht habe, das ist schon noch lebenswert."

Eine völlig andere Realität

Stück für Stück kämpft sich Tyroller ins Leben zurück. Nie verlassen von Freunden und Familie. Seit dem Tod der Mutter 1988 kümmern sich die Geschwister und deren Kinder um sein Anwesen. Erst drei Jahre nach der OP kommt der Gelähmte heim. Dazwischen liegen Reha-Aufenthalte und das Leben in einer Münchner Integrationsfördergruppe. Über die Pfennigparade findet Tyroller Arbeit. "Man kann ned sagen, dass ich bloß Pech gehabt habe", findet er. Eine Umschulung samt Arbeitsplatz in München lehnt er aber ab. Er will nicht täglich vier Stunden auf der Straße sein. 2000 klappt es mit St. Vinzenz: "Ich werde voll akzeptiert, und das ist einfach stark." Das gilt auch für die Dorfgemeinschaft Grimolzhausen. Er ist bis heute Chronist beim Schützenverein und verfasst Presseberichte für Vereine. Eine Beschäftigung, die er als 18-jähriger Burschenvorstand begonnen hat.

Das ist damals, als er noch laufen kann. Tyroller kommt das vor wie ein Traum. Seine Realität heute ist völlig anders. Er lebt zwar selbstständig, schreibt mittels Computer und Spracherkennungsprogramm, steuert TV und Rollstuhl mit dem Mund. Wenn er an einem Röhrchen saugt, geht's links, bläst er, geht's rechts. Aber er braucht immer Hilfe. Der 53-Jährige ist ein Pflegefall. Seit eineinhalb Jahren dürfen ihn nur noch examinierte Pflegekräfte betreuen. Jetzt muss Tyroller mit Springern leben. Fachpersonal in der Region? Fehlanzeige. Eine Berliner Firma gewährleistet die Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Tyroller hofft, dass es ihr gelingt, ihm nur drei oder vier Kräfte zu schicken, um sich nicht stets auf neue Menschen einstellen zu müssen. Bloß gut, dass er ein "eher positiver Mensch" ist, der auf Kongressen mit Ärzten spricht und Betroffenen in Vorträgen Mut machen will. Aber er weiß: "Ohne die Arbeit wär' ich verloren." Zwischendurch klingelt das Telefon. Tyroller guckt auf die Nummer. "Die hat bloß Arbeit für mich", lacht er. Und freut sich.

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