
Finanzausschuss Aichach
Entsteht bei Blumenthal ein Bestattungwald?

Plus Die Fugger’schen Stiftungen wollen diese Alternative zur Bestattung im Erd- oder Urnengrab auf dem Friedhof anbieten. Im Ausschuss ist man geteilter Meinung.

Für die letzte Ruhe könnte es in Aichach bald eine Alternative zum Friedhof geben: Die Fugger’schen Stiftungen würden in ihrem Forst bei Blumenthal gern einen Bestattungswald errichten. Damit befasste sich nun der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Aichacher Stadtrats, denn die Stadt müsste dabei als Träger fungieren. Ein Bestattungswald gilt rechtlich als Friedhof, wie Ordnungsamtsleiter Manfred Listl erläuterte.
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Ein Bestattungswald ist eine Alternative für Menschen, die nach ihrem Tod nicht in einem Grab beerdigt sein wollen, das gepflegt werden muss, sondern sozusagen in der Natur aufgehen. In einem Bestattungswald werden Urnen, bevorzugt verrottbare, unter Bäumen bestattet, ihr Standort üblicherweise lediglich mit einer Plakette gekennzeichnet.
Unternehmen bietet mehrere Bestattungswälder an
Für den Bestattungswald bei Blumenthal würden die Fugger’schen Stiftungen ein Stück Wald am sogenannten Weiherberg südlich des Wegs von Blumenthal nach Gallenbach zur Verfügung stellen. Wegen des hochwertigen Baumbestands aus Buchen und Douglasien sowie seiner Lage und Größe sei das Grundstück gut geeignet, so Listl. Betreiben soll den Bestattungswald das Unternehmen Waldruh St. Katharinen, das bereits mehrere Bestattungswälder betreibt, unter anderem in Harburg im Kreis Donau-Ries.

Listl sprach Für und Wider an: Auf den städtischen Friedhöfen sei ausreichend Platz für neue Gräber, auch für Urnenbestattungen. Allerdings gebe es dort keine Möglichkeit, Baumgräber anzubieten. Aus Platzgründen war ein entsprechender Antrag der Grünen 2018 gescheitert. Mit dem Bestattungswald könnte man ein neues Angebot machen, so Listl. Er ging davon aus, dass Nachfrage vorhanden ist. Der Bestattungswald sei dann aber eine überregionale Einrichtung, zumal er der erste im Landkreis wäre. Etwa zur Hälfte würden Auswärtige ihn in Anspruch nehmen, schätzte er.
Aichacher Bürgermeister zeigt sich nicht abgeneigt
Bürgermeister Klaus Habermann zeigte sich nicht abgeneigt: „Das liegt im Trend. Die Nachfrage scheint zu steigen.“ Er ging davon aus, dass die Stadt hier nicht draufzahlen würde, gab aber zu bedenken, dass Auswirkungen auf die kommunalen Friedhöfe nicht auszuschließen seien. Sprich: Dort könnten die Gebühren steigen, weil die Friedhöfe kostendeckend betrieben werden sollen. Finden dort weniger Bestattungen statt, schlägt sich das auf die Gebühren nieder.
Wie Listl erläuterte, würde die Stadt mit den Fugger’schen Stiftungen zwei Verträge schließen, die die Modalitäten regeln. So wäre zum Beispiel der Betrieb des Bestattungswaldes für 99 Jahre gesichert, damit die Totenruhe gewährleistet ist. Mit dem Waldbesitzer würde ein Vertrag über 33 Jahre geschlossen, der sich ohne Kündigung automatisch um weitere 33 Jahre verlängert. Die Stadt müsste unter anderem die Gebühren kalkulieren und erheben und würde eine Garantenstellung für den Waldbesitzer übernehmen.
Vor allem Letzteres beunruhigte mehrere Ausschussmitglieder, die darin ein unkalkulierbares Risiko sahen. Zum Thema Bestattungswald an sich gingen die Meinungen von „total dafür“ (Marion Zott, Grüne) bis „total dagegen“ (Peter Meitinger, CSU). Hermann Langer (CSU) hatte die Sorge, dass die Friedhöfe immer mehr verwaisen. Raymund Aigner (CSU) sah mehr Arbeit auf die Stadt zukommen und hatte die Sorge, dass irgendwann die Stadt übernehmen muss. Auch Karl-Heinz Schindler (SPD) sah hier ein enormes Risiko.
Auch die Grünen sind dafür
Aigner sah es positiv, dass Bürger, die diese Art der Bestattung wollten, dann in der Nähe die Möglichkeit dazu bekommen. Marion Zott stellte fest: „Der Trend geht dahin. Viele wollen das.“ Lothar Bahn (FWG) hielt dem entgegen: „Man muss nicht jeden Trend mitmachen.“ Dass Zott als Grünen-Stadträtin das Projekt befürwortet, konnte er nicht verstehen: Das sei ein Eingriff in die Natur. Für den Bestattungswald müsse Infrastruktur in den Wald gebaut werde. Erich Echter (CWG) sagte: „Dadurch wird Natur zerstört.“
Bürgermeister Habermann sah für die Stadt nur ein begrenztes Risiko. Wegen der Kosten wird die Stadt bei anderen Kommunen nochmals nachfragen. Eine Entscheidung wurde nicht getroffen. Auf Antrag Bahns wird das Thema in die Fraktionen verwiesen und dann im Stadtrat behandelt. Das wurde mit 6:5 Stimmen beschlossen.
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