Die Mittelalterlichen Markttage zu Aichach nahen
Die Stadt Aichach geht wieder auf Zeitreise: Vom 8. bis 10. September finden die Mittelalterlichen Markttage statt. Was dann in Aichach geboten ist.
Für Marktmeisterin Martina Baur hat die "heiße Phase" begonnen: Die Mittelalterlichen Markttage zu Aichach nahen mit großen Schritten. Bis sie losgehen, gilt es für die Leiterin des Aichacher Info-Büros und ihr Organisationsteam noch viele Details zu erledigen. Vom 8. bis 10. September dreht die Stadt wieder die Uhren zurück und taucht drei Tage lang ein in frühere Zeiten. In der Innenstadt herrscht dann reges Markttreiben. Die Stadt rechnet laut Baur mit gut 30.000 Besucherinnen und Besuchern – so wie bei den Markttagen im Jahr 2018.
Dass seit der letzten Aichacher Zeitreise fünf Jahre statt der turnusgemäßen drei Jahre vergangen sind, liegt an der Corona-Pandemie: 2021 mussten die Markttage ausfallen. Weil 2022 Überschneidungen mit anderen historischen Festen drohten, wird erst heuer gefeiert. 2018 wurde an das Jahr 1418 erinnert, als der Wittelsbacher Herzog Ludwig im Barte den Auftrag zur Verstärkung der Aichacher Befestigungsanlagen gab. Diesmal steht das historische Stadtwappen im Mittelpunkt: ein Baum mit sechs Eicheln.
Ein Eichenbaum ist seit dem 14. Jahrhundert im Aichacher Wappen
Ein Eichenbaum ist seit dem 14. Jahrhundert das Wappen der Stadt Aichach. Es ist aus einem Siegelbild abgeleitet und deutet auf den Ortsnamen hin. Aichach bedeutet „Siedlung bei dem Eichenwald“. Abdrucke des ältesten Siegels mit der Umschrift "SIGILLUM CIVIVM IN AICHACH" (übersetzt: "Das Siegel des Bürgers in Aichach") sind seit 1315 überliefert. Die Erstnennung war 1293. Das Wappen zeigt den Eichenbaum. Die Darstellung des historischen Stadtwappens ist das Motiv der Mittelalterlichen Markttage 2023 und ziert auch die Festabzeichen. Wie Martina Baur sagt, wird es auch beim von Fanfaren begleiteten Einzug zur Eröffnung am Freitagabend auf die Bühne getragen.
Ab da hat die Gegenwart für drei Tage Pause: Wer in die Innenstadt will, muss erst an den Torwachen vorbei. Bezahlt wird mit Talern statt Euro. Flöten- und Trommelklänge hallen durch die Stadt. In den Lagern, die einige Gruppen aufschlagen, laden Strohballen zum Sitzen ein. Edel- und Bauersleute, Händler und Handwerker bevölkern die Stadt. Rund 150 Gruppierungen beteiligen sich an den Markttagen – ohne das Bühnenprogramm. Genügend Standbetreiber und -betreiberinnen zu finden, war dabei für Baur und ihr Team kein Problem. Im Gegenteil: "Wir haben eine Warteliste", sagt die Marktmeisterin.
Unter den Teilnehmern sind zahlreiche Vereine aus Aichach und den Stadtteilen. Dass deren Motivation durch die Zwangspause nicht gelitten hat, freut Martina Baur ganz besonders: "Das Engagement ist schon außergewöhnlich."
Nicht nur die Akteure, sondern auch viele Besucherinnen und Besucher kommen historisch gekleidet. Viele Aichacherinnen und Aichacher haben längst das passende Gewand im Schrank. Kurzentschlossene können sich noch bis Ende August Schnittmuster bei der Stadt-Info ausleihen und selbst schneidern. Zur Belohnung zahlen sie einen geringeren "Pflasterzoll", wie der Eintritt genannt wird. Der reguläre Eintritt kostet zehn Taler beziehungsweise Euro – zwei mehr als vor fünf Jahren. Dafür gilt das hölzerne Eintrittsabzeichen für alle drei Festtage.
Mittelalterlichen Markttage: Spielleyd, Gaukeley & Tanz in Aichach
Für Kurzweil sorgen Gaukler und Spielleute auf und neben den fünf Bühnen. Die Hauptbühne, auf der auch das Fest eröffnet wird, ist diesmal statt am Tandlmarkt am Schloßplatz zu finden. Musikalischer Höhepunkt ist die Gruppe Trollfaust mit ihren Dudelsäcken, dem mächtigen Schlagwerk und ihrem archaischen Auftreten. Zu hören sind auch die Gebrüder Schlimmm, die Feuervögel und das Duo Okzitanis und Mandàra. Magisch wird es mit der Hexe Roxana, der Aichacher Hexe Beltana und Zauberers Fabian le Corbeau. Ein Wiedersehen gibt es mit den Kaltenberger Moriskentänzern und ihren grotesken Sprung- und Schreittänzen und weiteren Tanzgruppen.
Höhepunkte werden wieder drei Umzüge sein: der Kinder- und der Fackelumzug am Samstag und der große Festumzug am Sonntag. Die Festmesse wird anstatt am Sonntagvormittag diesmal am Samstagabend stattfinden.
Ein Ritterturnier gibt es diesmal nicht, aber Ritter und Landsknechte schlagen insgesamt etwa zehn Lager auf: die Wittelsbacher Ritter beim Amtsgericht, die Schiltberger Hofbergritter am Bruderhof, die Herzog-Tassilo-Ritter am Schlossplatz. Die Freunde des Mittelalters sind in diesem Jahr in der Hubmannstraße zu finden. Zu ihrem Tross gehören unter anderem ein Falkner und ein Tätowierer. Die Custodis Templi Stadt- und Kirchenwachen zu Aichach lassen sich in der Botengasse nieder. Weitere Lager wird es am Tandlmarkt geben, wo auch eine Falknerin ihre Kunst zeigt, am Jahrtausendweg, unter anderem von den Augsburger Soldknechten, und beim Feuerhaus von den Wittelsbacher Bogenschützen.
Der Untere Stadtplatz wird zum Handwerkerviertel. In der Korbflechtwerkstatt entstehen Weidenflechtarbeiten, ein Drechsler bearbeitet Holzstücke. Es werden Papier geschöpft, Leder gegerbt, Wolle gefärbt und Pinsel und Bürsten hergestellt. In einer historischen Feldschmiede entstehen Schmiedearbeiten, ein Kalligraf zeigt die Kunst des schönen Schreibens und in der Sarwürkerei werden Kettenhemden hergestellt.
Neues Märchenzelt am Büchel in Aichach
Viel geboten ist für die jüngeren Gäste beim Kinderspectaculum im Spitalgarten, wo auch Kamelreiten geboten ist, aber auch sonst auf dem Marktgelände: vom Marionettentheater mit dem Kiepenkaspar über Bogenschießen und das Handkurbel-Karussell bis zum Kinderturnier der Tassilo-Ritter. Neu ist das Märchenzelt Luginsland am Büchel.
Der Eintrittsanhänger gilt übrigens auch für das Feuerhaus, wo die Ausstellung "Wiege der Wittelsbacher" besucht werden kann. Geöffnet ist außerdem das Wittelsbacher Museum im Unteren Tor.
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