Die Realschule in Bergen ist zu Recht beliebt bei Augsburger Jugendlichen. Für sie baut die Stadt nun eine neue Schule – eine gute Nachricht für Aichach-Friedberg.
Wissen Sie, was eine Wanderklasse ist? Das ist keine Klasse, die einen Wandertag unternimmt, sondern eine ohne Zuhause. Ihre Schülerinnen und Schüler müssen je nach Stundenplan von einem Raum zum nächsten wandern. An Augsburger Realschulen ist das an der Tagesordnung. Vier Wanderklassen gab es zuletzt an der Bertolt-Brecht-Realschule. Das ist wenig spaßig für alle Beteiligten. An der Realschule Affing gibt es nur äußerst selten einmal eine Wanderklasse. Und die Räume sind wie neu. Es ist wirklich kein Wunder, dass die Schule im Affinger Ortsteil Bergen beliebt ist bei Jugendlichen aus Augsburg.
Die Wurzeln der Affinger Schule liegen in Augsburg. Sie startete 2010 in der ehemaligen Grundschule in Bergen als Außenstelle der Brecht-Realschule. Selbstverständlich wurden Augsburger Schülerinnen und Schüler aufgenommen. Von Anfang an war auch der Andrang groß, die Dreizügigkeit bald Fakt. 2012 wurde die Realschule selbstständig, der Landkreis Aichach-Friedberg übernahm die Trägerschaft, renovierte, erweiterte und baute mit der Gemeinde Affing eine neue Turnhalle. Die neue Realschule ist eine Erfolgsgeschichte.
Die Realschule in Augsburg schafft Spielraum im Landkreis
Daran wird die Nachricht nichts ändern, die diese Woche aus München kam: Der Freistaat genehmigt den Bau einer dritten Realschule in Augsburg. Diese wird in Lechhausen gebaut, also genau im Einzugsgebiet der Realschule Affing. 30 Prozent der Schülerschaft in Affing kommt aktuell aus der Fuggerstadt. Nur ein geringer Teil wird in Zukunft noch Interesse an Bergen haben. Doch das ist alles andere als ein Beinbruch für den Landkreis Aichach-Friedberg. Er ist für seine Realschule in Bergen nicht auf die jungen Leute aus Augsburg angewiesen.
Ganz im Gegenteil. Eine neue Schule in Augsburg schafft Spielraum für den Landkreis. Die Schülerzahlen steigen weiter, die Realschulen sind im Wittelsbacher Land schon lange beliebter als das Gymnasium. Keiner muss sich ernsthaft sorgen, dass einmal Räume in Bergen leer stehen werden. Allerdings wird es nötig sein, Schülerströme umzuverteilen.
Das ist keine rein organisatorische Aufgabe, sondern wird eine Frage der Akzeptanz werden. Landkreis und Schule müssen deshalb Überzeugungsarbeit leisten: bei Eltern, die ihre Kinder lieber auf private Schulen nach Augsburg oder Schrobenhausen schicken, bei Jugendlichen, die dadurch womöglich längere Wege in Kauf nehmen müssen, um eine ländliche Realschule zu besuchen. Eine gute Verkehrsanbindung ist da obligatorisch.
Zeit bleibt mehr als genug. Bis die neue Realschule in Lechhausen steht, geht noch sehr viel Zeit ins Land. Wenn in fünf Jahren Baubeginn ist, ist es vermutlich gut gelaufen.
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