Papierpreis im Sinkflug: Blaue Tonne wird zu einem Verlustgeschäft
Aichach-Friedberg Die ersten tauchten im Juni 2007 im Landkreis auf: die Blauen Tonnen. Nachdem der Preis für Altpapier neue Höhen erreicht hatte, boten neben Vereinen und Wertstoffhöfen auch private Entsorger die kostenlose Entsorgung an und erkämpften sich dieses Recht auch vor Gericht (wir berichteten). Jetzt sind die Preise rasant gefallen. An Rückzug denken die Gewerblichen aber nicht. Weitersammeln wollen auch die Vereine.
Am stärksten gefallen ist der Preis bei Mischpapier, wie es bei Gewerbekunden anfällt, berichtet Rolf Fischer, Geschäftsführer bei Gigler/Fink, "da muss man derzeit Geld verlangen für die Entsorgung." Das Schrobenhausener Unternehmen entsorgt Altpapier im Kreis Aichach-Friedberg vor allem für Gewerbekunden und Vereine. In den vergangenen eineinhalb Jahren sei viel exportiert worden, vor allem nach China. Die hohe Nachfrage und die wachsende Wirtschaft ließen den Preis so stark steigen. Jetzt sei die Nachfrage weg, die Lager seien voll und allgemein werde weniger produziert. Deshalb rechnet Fischer damit, dass der Preis noch weiter sinkt. "Ich hoffe, dass sich der Markt bis Mitte 2009 wieder erholt", sagt Fischer.
Das hofft auch Andreas Pavelka, Geschäftsführer der Wila Wertstoff Recycling GmbH. Etwa 3000 "Faire Tonnen" hat der Augsburger Betrieb im Großraum Augsburg aufgestellt und beteiligt örtliche Vereine an den Einnahmen mit 2,50 Euro pro Tonne. "Im Moment lohnt es sich nicht", sagt er. Rückzug ist aber kein Thema. Das Unternehmen habe Kunden und Vereinen garantiert, mindestens bis 2012 präsent zu sein. Dabei bleibe es auch.
Auch Remondis, Platzhirsch unter den Anbietern der Blauen Tonne, denkt nicht an Rückzug. "Wir engagieren uns nicht so kurzfristig", sagt Michael J. Schneider, der Pressesprecher des Unternehmens aus Lünen (Nordrhein-Westfalen), das in Aichach eine Niederlassung hat. "Wir haben Abnehmerverträge, die über zwei, drei Jahre gehen." (siehe auch "Nachgefragt").
Der Landkreis, der durch die Blaue Tonne etwa 20 Prozent weniger Altpapier an den Wertstoffhöfen sammelt, dürfte derzeit froh sein, kein eigenes Holsystem eingeführt zu haben. "Die Wertstoffhöfe sind da kostengünstiger", sagt Michael Gram, Sachgebietsleiter für Kommunale Abfallwirtschaft. Dennoch hofft auch er, dass sich der Preis wieder erholt, "sonst könnte es sein, dass man sogar draufzahlen muss."
Zumindest in diesem Jahr bekommt Peter Schindler noch den gleichen Preis von seinem Abnehmer. In Oberbernbach kümmert er sich schon seit rund 30 Jahren um die Altpapiersammlungen, viermal im Jahr - zweimal für den Pfarrgemeinderat, zweimal für Kolping. Doch auch wenn nächstes Jahr weniger zu verdienen ist, werden die Sammlungen weitergehen. "Wir haben ja auch früher gesammelt, als der Preis noch niedriger war und es vom Landkreis einen Zuschuss gab", sagt Schindler. Die Leute unterstützten Kirchengemeinde und Verein nach wie vor und das Geld sei in jedem Fall "ein schönes Zubrot".
Verbundenheit der Leute ist ein weiterer Grund weiterzumachen
So sieht das auch Richard Brandmair, Leiter der Petersdorfer Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). "Wir machen das ja schon über 25 Jahre. Und wir sind auf das Geld in gewisser Weise auch angewiesen", sagt er. Bei jeder Sammlung werde ein Bereich als Schwerpunkt gewählt, der unterstützt werden soll, zum Beispiel die Nachwuchsarbeit. Dankbar hat er festgestellt, dass sich die Blaue Tonne auf die Sammelergebnisse des BRK kaum ausgewirkt hat. "Die Leute fühlen sich dem Roten Kreuz doch verbunden", sagt Brandmair. Ein weiterer Grund, weiterzumachen: "Die Leute verlassen sich ja auch darauf."
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